Gebäudereinigungs-Chef sah das Bild seiner Angestellten im TV und schickte ihr die Kündigung.
Sie verdient 8,15 Euro in der Stunde, rund 55 Euro an einem Tag. Für einen Knochenjob als Putzfrau. Zu wenig, findet Reinigungskraft Angelika W. (42) aus Pankow. Zu wenig findet auch die Gewerkschaft IG BAU und rief deshalb am 5. Mai zum bundesweiten Warnstreik auf.
Angelika W. demonstrierte deshalb mit Hunderten anderen Gebäudereinigern am Brandenburger Tor für 8,7 Prozent mehr Lohn. Vier Tage später war sie ihren Job los. Fristlos gekündigt! Wegen der Teilnahme am Streik behauptet sie!
Ihr Chef von der AGG Gebäudereinigung soll die Putzfrau beim Streik im Fernsehen gesehen und zu sich zitiert haben. Aber: "Die Gewerkschaft hat einen neuen Warnstreik ausgerufen, so musste ich meinem Chef keine Auskünfte erteilen", so Angelika W. Sie ging nicht zum Chef – der soll sie daraufhin gefeuert haben.
„Ich bin enttäuscht, mein Job hat mir immer großen Spaß gemacht. Ich habe am Brandenburger Tor nur für mein Recht gekämpft“, sagt Angelika W. zur B.Z.
Beim Arbeitsgericht hat sie gestern Klage eingereicht. „Wer sein Streikrecht wahrnimmt, darf deswegen nicht rausfliegen. Die Kündigung hat keine Chance. Wir haben Recht und Gesetz auf unserer Seite und werden unsere Kollegin erfolgreich unterstützen“, sagt Rainer Knerler, IG BAU-Regionalleiter.
Am Donnerstag endet die Urabstimmung, wenn die nötige Mehrheit für den Arbeitskampf zustande kommt, könnten 57.000 Reinigungskräfte in Berlin die Besen stehen lassen. Angelika W.: „Ich lasse mich nicht einschüchtern, werde mit auf die Straße gehen.“
AGG-Gebäudereinigungs-Chef Christoph Markus wollte sich gestern gegenüber der B.Z. zu der Kündigung nicht äußern.