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Henzes „Das Floß der Medusa“

Komische Oper hebt am Flughafen ab

Spektakulär: „Das Floß der Medusa“ der Komischen Oper im Flughafen Tempelhof
Spektakulär: „Das Floß der Medusa“ der Komischen Oper im Flughafen Tempelhof Foto: DAVIDS/Christina Kratsch

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Mit der grandiosen Inszenierung von Hans Werner Henzes „Das Floß der Medusa“ ist die Komische Oper in die Saison 2023/24 gestartet. Im Hangar 1 des Flughafens Tempelhof kam das Oratorium in einer gigantischen Wasserfläche auf die Bühne.

Die Handlung beruht auf einer historischen Begebenheit: 1816 geriet das französische Schiff „Medusa“ vor dem Senegal in Seenot, die Offiziere retteten sich mit Beiboten, 154 Menschen Besatzung kämpften auf einem Floß ums Überleben. Vom ersten Moment an liegt der Bezug zu heute, wo Tausende übers Mittelmeer flüchten, auf der Hand.

In der Inszenierung von Tobias Kratzer jagt eine bildgewaltige Szene die nächste. Die Bühne (Rainer Sellmaier) besteht aus einer riesigen Fläche aus 240.000 Litern knietiefem Wasser, auf dem ein kleines Floß schwimmt, das gelegentlich zu Stegen umgebaut wird.

Das Floß der Medusa. Komische Oper im Hangar 1 des Flughafen Tempelhof
Das Becken mit 240.000 Litern knietiefem Wasser bei einer Probe Foto: DAVIDS/Christina Kratsch

Das Publikum sitzt auf zwei gegenüberliegenden Tribünen, das Orchester an der Schmalseite des Beckens. Ein Erzähler namens Charon (Idunnu Münch) führt durch die Geschichte, der Tod (Gloria Rehm) leitet die, wie es immer wieder heißt, „viel zu vielen“ Sterbenden mit gleißendem Sopran aus dem Nass. Mit einem roten Fetzen winkt der Matrose Jean-Charles (Günter Papendell) um Hilfe. Doch auch eine übers Wasser wandelnde Jesus-Figur bringt keine Hoffnung.

Beklemmend, wenn über 100 Darsteller auf das winzige Floß zustürmen, sich in den düsteren Wellen balgen, dann still davongehen. Spektakulär auch der Schluss. Die riesige Tür des Hangars öffnet sich aufs Tempelhofer Feld, die wenigen Überlebenden laufen ins Freie. Wo sich aktuell auch eine Flüchtlingsunterkunft befindet.

Am Ende langer Beifall und viele Bravo-Rufe, auch für das Orchester (Leitung: Titus Engel), das Henzes Werk zwar orkanartig rauschen lässt, aber nie die Durchsichtigkeit verliert. Muss man hören und sehen.

Wieder am 23., 26.,28.,30.9, sowie 2.+3.10. 2023, je 20 Uhr, Hangar 1, Columbiadamm 84, evtl. Restkarten an der Abendkasse.

Themen: Berliner Kultur Flughafen Tempelhof Komische Oper
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