Neubauten
Bau-Zoff in Liestal: Schauspieler-Paar wehrt sich gegen Überbauung

In Liestal laufen Anwohner Sturm gegen eine verdichtete Überbauung an der Seltisbergerstrasse. Unter ihnen befinden sich die Schauspielerin Regula Grauwiller und Jophi Ries.

Andreas Hirsbrunner
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Promi-Paar spricht Klartext: Regula Grauwiller und Jophi Ries. (zvg)

Promi-Paar spricht Klartext: Regula Grauwiller und Jophi Ries. (zvg)

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Verdichtetes Bauen wird in Liestal langsam zum Schimpfwort. Im Zentrum, weil die hohen Nutzungsziffern kaum noch Raum für Grünflächen lassen. Als neustes Beispiel lässt der «Rebgarten» grüssen. An den Rändern, weil mehr oder weniger klobige Mehrfamilienhäuser den Charakter von Einfamilien- und Villenquartieren völlig verändern.

Als neustes Projekt versetzt der geplante «Eglispark» die Anwohner in Aufruhr. Projektiert sind auf der letzten grünen Wiese am obersten Siedlungsrand von Liestal in Richtung Seltisberg sechs dreistöckige Mehrfamilienhäuser mit je fünf Wohnungen. Das Baugesuch wurde in den Sommerferien aufgelegt, laut Auskunft des kantonalen Bauinspektorats sind derzeit acht Einsprachen hängig.

Zu den Einsprechern gehören die bekannte Schauspielerin Regula Grauwiller und ihr Mann Jophi Ries, ebenfalls Schauspieler und Regisseur. Sie sind direkte Anwohner und sagen unisono: «Das ist eine Luxusverdichtung.» Sie störe das harmonische Gesamtbild der Eglisackerstrasse mit Ein- und Zweifamilienhäusern massiv. Und Jophi Ries fügt an: «Hier geht es darum, unter dem hehren Titel Verdichtung Geld zu machen mit Luxuswohnungen. Und die Stadt schaut bei der Verschandlung der Gegend und bei der Abholzung von 40 alten Bäumen zu.» Damit spielt er auf eine mittlerweile baumlose Parzelle an, die die Bauherrin zusätzlich von der Bürgergemeinde Liestal gekauft hat. Sie ist vom Bauvorhaben nicht direkt betroffen, erlaubt aber eine höhere Nutzung.

 Die umstrittene Überbauung «Eglispark» soll an schönste Lage in Liestal zu stehen kommen.

Die umstrittene Überbauung «Eglispark» soll an schönste Lage in Liestal zu stehen kommen.

Kenneth Nars

Einheitlicher Bebauungsplan machts möglich

Ries und Grauwiller bemängeln auch, dass die geplante Tiefgarage nicht direkt in die Kantons- sondern in die Quartierstrasse mündet und verlangen, dass das Baugesuch abzulehnen sei. Auch Anwohner Paul Wersin, Geologe und Privatdozent an der Uni Bern, bemängelt, dass mit dem Bauvorhaben Landschaftsschutz und Biodiversität «stark beeinträchtigt» würden. Er sagt zum Bauvorhaben: «Das sind grosse Klötze, die nicht hierher passen.» Im Weitern verweist er auf die Rutschgefahr in diesem auf der Naturgefahrenkarte entsprechend vermerkten Gebiet. Dies umso mehr, weil die Baugruben bis zu zwölf Meter tief würden.

Bauherrin ist die Firma QRE II GmbH im zugerischen Baar, Projektverfasser sind die bekannten Otto Partner Architekten aus Liestal. Wobei alle vier Partner des Architekturbüros auch Gesellschafter von QRE II sind; deren Hauptteil hält aber der Investor des Projekts. Der für den «Eglispark» zuständige Architekt Thomas Wandeler sagt zur Anwohner-Opposition: «Alle wollen verdichten, aber nicht vor der eigenen Haustüre.» Er betont, dass die ganze Projektplanung nach den Regeln des Zonenreglements gelaufen sei. Eine solche Verdichtung begrüsse der Gesetzgeber ausdrücklich.

Das Mittel dafür heisse Ausnahmeüberbauung nach einheitlichem Plan (AEP), was man sich als eine Art Mini-Quartierplan vorstellen kann. Diese AEP, die man in einjährigen Gesprächen mit der Liestaler Stadtbaukommission erarbeitet habe, erlaube eine leicht höhere Ausnutzung von 60 statt 56 Prozent, dafür gäbe es Auflagen wie eine Umgebungsplanung
mit einem Landschaftsarchitekten, eine unterirdische Parkierung und begrünte Flachdächer. Er rechne mit einer Ablehnung aller Einsprachen, so Wandeler.

Stadt will auch besser Betuchte anziehen

So sicher dürfte er sich seiner Sache allerdings nicht sein. Jophi Ries erzählt: «Thomas Wandeler hat alle Einsprecher kontaktiert, ihre Eingaben zurückzuziehen. Bei uns hat er deswegen sieben Mal auf Band gesprochen und viermal geschrieben.» Wandeler hofft, im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen zu können. Bereits lägen etliche Reservationen vor – «ein Teil auch von Leuten aus dem Quartier». Die Wohnungen sind zu einem Preis ab einer, die Attikawohnungen ab zwei Millionen Franken zu haben.

Stadtrat Franz Kaufmann, der auch die Stadtbaukommission präsidiert, sagt: «Die Stadt will einen guten Angebotsmix, nicht nur 0815-Wohnungen, wie sie derzeit dutzendweise gebaut werden. Wir streben einen Bevölkerungszuwachs an, der auch sozial gut durchmischt ist.» Attraktive Wohnungen mit gehobenem Standard wie im «Eglispark» würden ein anderes Publikum ansprechen als Wohnungen etwa im «Heidenloch». Zur Opposition der Anwohner meint Kaufmann: «Ich verstehe das ein Stück weit, aber objektiv sind die Argumente nicht haltbar.» Wenn man Bauland bebaue, so solle man das möglichst verdichtet tun – «notabene, um andernorts Offenland zu erhalten».