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Gastbeitrag Frohes Schaffen heute: Hohn oder Haltung?

Für erfolgreiches Management nach der Corona-Krise bedarf es neuer Perspektiven
Für erfolgreiches Management nach der Corona-Krise bedarf es neuer Perspektiven
© IMAGO / Shotshop
„Frohes Schaffen!“ ist für Timo Kaapke mehr als nur eine Einstellung zur Arbeit. Es sei das offene Geheimnis für Erfolg. Hier erklärt er, wie man zu dieser Haltung gelangt und warum mittelständische Unternehmen besonders gut darin sind

„Frohes Schaffen!“, so hat sich mein Opa gewöhnlich verabschiedet. Nicht mit „Tschüss!“, wie es in meiner niedersächsischen Heimat üblich ist. Sondern mit „Frohes Schaffen!“ Und er meinte das nicht ironisch, sondern fröhlich und ernst zugleich.

Vielleicht geht es Ihnen auch so wie vielen Unternehmern heute: Denen klingt der Gruß eher wie ein Hohn angesichts der schwierigen Lage, in der sie sich befinden. Aber ich will Ihnen sagen, warum darin vielmehr eine Haltung steckt. Eine Haltung, die Unternehmen erfolgreich, Unternehmer zufrieden und unsere Gesellschaft großartig macht.

Unternehmer: Tut euren Job!

Was ist der Job eines Unternehmers? Sich seiner Unternehmer-Rolle bewusst zu sein und diese zu leben. Aber das tun viele Unternehmer nicht. Stattdessen arbeiten sie als Manager und Fachkraft in ihrem Betrieb, machen also oft den Job eines Angestellten. Nur eben in einer Firma, die ihnen gehört, und mit extrem viel mehr Verantwortung und Risiko.

Den meisten ist das nicht bewusst. Viele Unternehmer spüren das nur indirekt, weil sie in ihrem Job einfach nicht glücklich sind. Und was macht sie unglücklich? Dass sie nicht den Job machen, den sie ursprünglich machen wollten. Das ist nicht nur schlecht für sie selbst, sondern auch für ihre Mitarbeiter, am Ende auch für die Kunden und für das ganze Unternehmen.

Jeder Unternehmer läuft Gefahr, sein eigenes Unternehmer kaputt zu machen, wenn es ihm nicht gelingt, sich aus dem Hamsterrad des operativen Geschäfts zu befreien: Und das zu leben, für das er als Unternehmer angetreten ist.

Deswegen sollten Unternehmer ihren Job tun und sich um ihr ureigenes Produkt kümmern…

Was ist Ihr Produkt?

Wir Unternehmer haben nur ein Produkt: unser eigenes Unternehmen. Dieses Unternehmen gilt es zu gestalten. Das ist der Kern der Unternehmer-Rolle: die Zukunft des Unternehmens formen, sich strategische Fragen stellen und versuchen, diese zu beantworten.

Wo soll die Reise hingehen? Das ist eine Frage, die Sie für Ihr Unternehmen nicht beantworten können, solange Sie nur die operative Brille aufhaben. Versuchen Sie, Zukunftsfragen rein aus dieser Sicht zu beantworten, können Sie vielleicht dafür sorgen, dass Sie für eine gewisse Zeit halbwegs auf sicherem Kurs unterwegs sind. Aber wohin dieser Kurs führen soll, das Ziel der Reise Ihres Unternehmens, werden Sie so nicht sehen.

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Dafür brauchen Sie eine Vision für Ihr Unternehmen. Zu Ihrer Unternehmer-Rolle gehört also das Leben eines Vordenkers. Ohne diese Vision werden Sie Ihrer Verantwortung für sich selbst, für Ihre Familie, Ihr Unternehmen, Ihre Mitarbeiter nicht gerecht werden können. Es wird Ihnen nicht gelingen, ein Unternehmen zu gestalten, dass Ihnen persönlich Freude bringt und langfristig erfolgreich ist. Dann wird der Gruß „Frohes Schaffen“ wirklich zum Hohn.

Mehr als Wohlstand

Klar: Ohne Moos nichts los, aber was im Kern unseres gemeinsamen Wirtschaftens und Zusammenlebens steckt, ist der Wunsch nach Lebensqualität.

Deswegen macht ein Unternehmer dann seinen Job, wenn er ihn mit Freude macht. Er hat erkannt, dass seine Firma nicht nur dafür da ist, den Kundennutzen zu befriedigen, sondern auch für den eigenen Nutzen. Er ist kein Sklave seines eigenen Unternehmens, sondern gestaltet es aus freien Stücken. Sein Leben macht Sinn. Sein Unternehmen ermöglicht ihm Lebensqualität. Und diese ist mehr als Wohlstand.

Er füllt seine Unternehmer-Rolle mit Stolz und Freude aus. Er lebt das, was mein Großvater als schönen Abschiedsgruß immer sagte: „Frohes Schaffen!“ Und dieses „FROHES SCHAFFEN!“ überträgt sich auf alle vom Unternehmen berührten Bereiche:

Wenn Unternehmer wie Mitarbeiter nicht gestresst, sondern froh nach Hause kommen, dann wirkt sich das auf die Familien aus, auf das ganze Umfeld. Dann macht das etwas mit unserer Gesellschaft, denn die ist schließlich die Summe aller privaten Felder.

Wenn Mitarbeiter bei der Arbeit besser drauf sind, dann merken das auch die Kunden. Im direkten Umgang und auch an den Produkten, was sich zum Beispiel aufgrund niedriger Reklamationszahlen positiv auf das Unternehmen auswirkt.

Sinn und Zweck eines jeden Unternehmens

Unternehmen sind dafür da ist, Menschen etwas zu bieten, was diese gut gebrauchen können und das sie froh macht: dem Kunden das Produkt oder die Dienstleistung, dem Mitarbeiter einen erfüllenden Arbeitsplatz, dem Unternehmer ein erfolgreiches Unternehmen. Das ist Frohes Schaffen pur für alle Beteiligten. Und Unternehmer gestalten das Spielfeld dafür.

Ich bin davon überzeugt, dass wir als Unternehmer nur erfolgreich agieren können, wenn wir nicht nur das WAS sehen, das Ergebnis, die Zahlen, Fakten, Daten. Sondern auch das WIE – das Erlebnis. Ein Unternehmer, wie ich ihn verstehe, hat den Anspruch, eine Arbeitswelt zu gestalten, die für seine Mitarbeiter, seine Kunden und auch ihn Sinn macht und Freude bringt. Ein umfassendes, sinnvolles, qualitätserfülltes Erlebnis von Leben.

Der Sinn und Zweck eines jeden Unternehmens ist es, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern. Und ich glaube, dass mittelständische Unternehmer das besonders gut können.

Frohes Schaffen für eine großartige Gesellschaft

Mittelständische Unternehmer sind näher an den Mitarbeitern dran, sehen die Menschen in ihrem Unternehmen nicht nur als Personalnummer. Der Mittelstand ist weniger anonym als ein Konzern. Unternehmer pflegen eine gewisse „persönliche Note“, ein persönliches Miteinander. Miteinander für Kunden was Tolles bewegen, das kann der Mittelstand.

Was meinen Sie: Fehlen uns in Deutschland Firmen wie Apple, Tesla, Amazon & Co? Ich denke nein, denn hinter jedem dieser großen Namen steckt ein Unternehmer, der sich seiner Rolle bewusst ist und damit das Fundament gelegt hat für eine glänzende Firma – und das können wir deutschen Mittelständler auch. Auf unsere ganz eigene Weise.

Also plädiere ich dafür, dass wir uns auf unsere individuellen unternehmerischen und mittelständischen Stärken besinnen. Dem Erfolg unserer Unternehmen stehen oft nur wir Unternehmer selbst im Weg, weil wir uns im operativen Klein-Klein verlieren.

Leben wir unsere Unternehmer-Rolle bewusst aus, haben wir die große Chance, nicht nur einen Beitrag zu leisten für den Erfolg unserer Firma, sondern für die ganze Gesellschaft und die Lebensqualität in unserem Land. Wir mittelständischen Unternehmer haben nämlich einen Riesenvorteil: Wir brauchen niemanden zu fragen, keine Aktionäre, keinen Aufsichtsrat, keinen Vorstand. Wir müssen nur einen einzigen Menschen um Erlaubnis fragen, wenn wir heute etwas ändern wollen: Das sind wir selbst. Just do it.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir: „FROHES SCHAFFEN!“

Timo Kaapkeist Unternehmer, Taucher, Autor, Keynotespeaker und deutschlandweit gefragter Sparringspartner für Mittelständler. In seinem neuen Buch „Frohes schaffen: Wie ich herausfand, was ein Unternehmer wirklich ist“ nimmt er Unternehmer mit auf einen Deep Dive in eine Arbeitswelt, in der „Frohes schaffen“ kein Widerspruch in sich ist.

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