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Elite-Panel-Umfrage Grüne Minister sind die Stars im Bundeskabinett für Top-Manager und Entscheider

Annalena Baerbock und Robert Habeck posieren für die Kamera
Außenministerin Baerbock und Wirtschaftsminister Habeck machen nach Auffassung der Top-Entscheider den besten Job in der Bundesregierung
© picture alliance / EPA | CLEMENS BILAN
Die neue Exklusiv-Umfrage unter Deutschlands Entscheidern zeigt: Die Wirtschaftsaussichten sind düster, Spitzenmanager und Politiker richten sich auf schwere Jahre ein. Die besten Noten in der Bundesregierung erhalten Robert Habeck und Annalena Baerbock

Selbst für Deutschlands Top-Entscheider sind die Grünen der klare Gewinner in den ersten sechs Monaten der Ampelkoalition. Dies ist eines der Ergebnisse im jüngsten „Elite-Panel“ des Allensbacher Instituts für Demoskopie (IfD) im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Capital und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (EVT 14. Juli 2022). Demnach sagen 73 Prozent der befragten Top-Manager, Spitzenpolitiker und Behördenchefs, die Öko-Partei dominiere den Kurs der gesamten Bundesregierung. Auch in den persönlichen Werten liegen die wichtigsten Grünen-Kabinettsmitglieder, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock, ganz weit vorne: Mehr als 90 Prozent der Befragten bescheinigen den beiden, in ihren Ressorts gute Arbeit zu leisten. 

Die guten Ergebnisse sind umso bemerkenswerter, als die von Allensbach befragte Gruppe der Top-Entscheider im „Elitepanel“ politisch traditionell eher dem bürgerlichen Lager von CDU/CSU und FDP zuneigt. Den guten Umfragewerten für die Grünen steht ein jäher Absturz für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gegenüber: Der wegen seiner spröden Kommunikation häufig kritisierte Kanzler wird inzwischen von 70 Prozent der Befragten als „schwach“ wahrgenommen, nur 22 Prozent attestieren ihm noch, ein „starker Kanzler“ zu sein. In der ersten Umfrage zur neuen Ampelkoalition vor sechs Monaten hatten immerhin noch 54 Prozent Scholz für einen starken Kanzler gehalten, 39 Prozent hatten hingegen schon damals Zweifel.

Unter den persönlichen Zustimmungswerten fällt auch Finanzminister Christian Lindner (FDP) auf, der allerdings nur von 43 Prozent der Befragten ein gutes Zeugnis erhält, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sogar nur von 27 Prozent.

Dramatischer Stimmungsumschwung

Das Elitepanel steht in diesem Sommer komplett unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise in Westeuropa. Dramatisch ist der Absturz in der wirtschaftlichen Stimmung: 80 Prozent der Manager erwarten, dass Deutschland vor einem langanhaltenden wirtschaftlichen Abschwung steht, der nach Einschätzung von 65 Prozent mindestens bis ins zweite Halbjahr 2023 reichen wird.

Russland gilt nach dem Einmarsch in die Ukraine quasi als Paria-Staat, dem man nur mit Härte begegnen kann. So halten 89 Prozent der Befragten eine Rückkehr zu den alten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen auch nach einem Waffenstillstand für unwahrscheinlich, lediglich zehn Prozent glauben noch an eine „Normalisierung“ im Falle eines Kriegsendes. Dagegen ist fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) für eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegenüber Russland, 44 Prozent sind dafür, die Sanktionen zumindest auf ihrem jetzigen Niveau beizubehalten. Nur fünf Prozent sprechen sich dafür aus, die Sanktionen zu lockern. 

Zugleich befürwortet eine deutliche Mehrheit unter Deutschlands Top-Managern und Spitzenpolitikern eine stärkere militärische Unterstützung der Ukraine. 67 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dem von Russland angegriffenen Land weitere Waffensysteme zu liefern, nur 28 Prozent sind dagegen.

Die Ergebnisse sind auch deshalb bemerkenswert, da Russlands Erpressungspotenzial gegenüber Europa und insbesondere Deutschland von den befragten Top-Managern und Politikern klar erkannt wird: So sagen 94 Prozent der Befragten, ein Gasembargo gegenüber Russland werde für Deutschland größere Probleme mit sich bringen. 68 Prozent halten auch unter den aktuellen Umständen einen Engpass in der Gasversorgung hierzulande für wahrscheinlich, 32 Prozent rechnen eher nicht damit. Trotz dieses schwierigen Umfelds und der Skepsis bei einzelnen Kabinettsmitgliedern erhält die Bundesregierung insgesamt noch verhältnismäßig viel Zuspruch für ihr Krisenmanagement: 61 Prozent bescheinigen ihr, insgesamt eine gute Arbeit zu leisten – sie findet damit auch deutlich mehr Anerkennung als ihre Vorgängerregierungen in den vergangenen 15 Jahren.

Im Vergleich zu den Problemen in der Energieversorgung und bei den gestörten Lieferketten gilt die hohe Inflation von derzeit knapp acht Prozent als eher nachrangig. Auch die Sicht auf China hat sich in den vergangenen Monaten merklich eingetrübt. 95 Prozent der Befragten geben inzwischen an, sie beunruhige die starke Abhängigkeit deutscher Unternehmen vom chinesischen Markt, vor vier Jahren lag dieser Wert noch bei 70 Prozent. Und 51 Prozent der befragten Manager sagen, es werde zunehmend schwierig, Geschäfte in China zu machen, immerhin 53 Prozent haben inzwischen den Eindruck, das Land schotte sich generell stärker ab und werde auch nach der Pandemie seine Grenzen wieder öffnen.

Das Allensbacher Institut für Demoskopie hatte von Mitte Juni bis Anfang Juli insgesamt mehr als 450 Manager, Minister, Ministerpräsidenten und leitende Beamte ausführlich befragt. Die Umfrage gilt als die am prominentesten besetzte Befragung Europas.

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