Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9885 (05:40 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9854 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 147,56. In der Folge notiert EUR-JPY bei 145,91. EUR-CHF oszilliert bei 0,9874.

Finanzmärkte: Warten auf die Fed

Heute um 19 Uhr wissen wir mehr. Dann wird die Zinsentscheidung des Offenmarktausschusses bekannt gegeben. Der Markt geht von einer Zinserhöhung um 0,75 % aus. Ich teile diese Prognose. Genauso entscheidend wie die Zinsmaßnahme wird die Verbalakrobatik der Fed im Fokus der Märkte stehen. Die Chance, dass die Einlassungen seitens der Verantwortlichen des Offenmarktausschusses etwas „zarter“ bezüglich des weiteren Zinserhöhungspfads ausfallen, überwiegen.

Im Vorwege der Zinsentscheidung zeigten sich die Aktienmärkte nervös. Europa konnte Teile der Tagesgewinne halten, während US-Märkte an Boden verloren. Hintergrund des schwächeren US-Aktienmarkts war der JOLTS-Report (siehe Datenpotpourri). Die Anzahl unbesetzter Stellen am Arbeitsmarkt zog unerwartet an und löste erhöhte US-Zinserwartungen aus. Die Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte in Hongkong und China setzte sich heute früh fort. Basis sind Spekulationen über Lockerungen der Corona-Politik (siehe unten).

Am Kapitalmarkt kam es zu wenig Veränderung. 10-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit 2,13 %, 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,06 %.

An den Devisenmärkten wurden die jüngsten Handelsbandbreiten zwischen den Hauptwährungen bestätigt. Gold und Silber konnten leicht gegenüber dem USD an Boden gewinnen.

Peking: Wird die Corona-Politik gelockert?

Der einflussreiche Wirtschaftswissenschaftler Hao Hong sagte im sozialen Netzwerk via Twitter, dass das ständige Politbüromitglied Wang Huning einen Wiederöffnungsausschuss gebildet haben soll. Der Ausschuss prüfe Daten aus dem Ausland, um diverse Szenarien zu bewerten. Das Ziel sei es, die Corona-Maßnahmen im März zu lockern. Diese Informationen sind bisher nicht offiziell bestätigt worden.

Kommentar: Hoffnung ist berechtigt, denn die globale Situation ist von Entspannung geprägt. Es bedarf aber einer offiziellen Bestätigung, um der aktuellen Erholung an den Märkten Kraft zu verleihen.

Für eine solide Analyse der Corona-Lage, verweise ich auf nachfolgende Quelle der WHO (Link), wo einfach über eine Karte jedes Land aufrufbar ist (bitte auf daily/monthly Steuerung achten). Der Blick auf Schweden im Vergleich zu Deutschland ist aufschlussreich.

Die Karte sieht so aus:

Internationale Politik

In der internationalen Politik kommt es zu neuen Erkenntnissen, die Antworten auf offene Fragen geben, aber auch neue Fragen aufwerfen.

Das amtierende Kabinett unter Präsident Bolsonaro will die Regierungsübernahme zugunsten Lulas einleiten.

Kommentar: Damit schwinden Sorgen über gesellschaftspolitische Unruhen in Brasilien. Der Wechsel hat aber weitere Implikationen. Präsident Lulas Wahl ist Ausdruck eines Linksrutsches in Südamerika. Dieser Linksrutsch ist Ausdruck einer verstärkten Ausrichtung hin zu BRICS, weg von Washington. Lula hatte direkt nach der Wahl unter anderem bereits kritische Worte Richtung Kiew geäußert (Link).

Die Bundesregierung bedrängt Serbien. Dort solle man sich entweder für einen Weg in die EU oder eine Partnerschaft mit Russland entscheiden (erinnert an 2014 Ukraine!). Man sei seitens Berlins enttäuscht, dass Serbien ein Abkommen zur verstärkten Kooperation mit Russland beschlossen habe. Berlin stellte Konsequenzen gegen Serbien in Aussicht.

Kommentar: Souveräne Länder treffen souveräne Entscheidungen. Warum dürfen Länder nicht sowohl mit der EU als auch mit Russland diplomatisch agieren? Sind nicht Brückenbauer notwendiger denn je, wenn es ultimativ um diplomatische Lösungen geht? Hatte Deutschland diese Position nicht jahrzehntelang erfolgreich angenommen? Basierte der gute internationale Ruf Deutschlands nicht genau auf dieser Mittlerrolle? Der Bruch mit dieser Tradition wirft sehr viele Fragen auf, insbesondere auch deswegen, weil mit dem Bruch massiver Schaden, unter Umstand perspektivisch existentieller Schaden für den Standort generiert wird.

Der Iran-Gesandte Robert Malley sagte, dass die US-Regierung keine weitere Zeit für Gespräche mit Teheran wegen der Nuklearvereinbarung verschwenden würde. Ultimativ erwäge man eine militärische Option. Man würde die Opposition im Iran unterstützen.

Kommentar: An dieser Stelle stellte sich die Frage nach Völkerrecht, sollten die USA militärisch vorgehen. Es stellt sich auch die Frage nach Völkerrecht bei der Unterstützung der Opposition (UN-Charta Artikel 2, Souveränität). Hier wird der internationale Dissens zwischen unilateralem US-Anspruch (regelbasierte Ordnung nach Interessen der USA) und dem multilateralen Ansatz (gesetzesbasierte Ordnung, UN-Charta WTO etc.) deutlich. Wo stehen die EU, die Eurozone und Deutschland, wenn sie es mit ihrer Souveränität und Werten ernst meinen?

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Importpreise sinken, aber weiter extrem hoch (J)

Deutschland: Die Importpreise sanken per September im Monatsvergleich um 0,9 % (Prognose +0,6 %) nach zuvor 4,3 %. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 29,8 % (Prognose 31,0 %) nach 32,7 % ein.

Schweiz: Verbrauchervertrauen bricht ein

Der Index des Verbrauchervertrauens sank per viertem Quartal 2022 von zuvor -28 auf -38 Punkte und markierte den tiefsten Indexwert seit dem zweiten Quartal 2020 (Corona -56)

 

UK: PMI schwach, aber besser als erwartet

Der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte in der finalen Fassung per Oktober von 45,8 (vorläufiger Wert) auf 46,2 Punkte zu (Prognose 45,8).

USA: Starker JOLTS Report facht Zinserwartungen an

Laut JOLTS-Report nahmen die offenen Stellenangebote per September von zuvor 10,28 auf 10,72 Millionen zu (Prognose 10,00 Mio.).

Der von S&P erstellte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per Oktober auf 50,4 nach zuvor 49,9 Punkte.

Der vom ISM ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe sank per Oktober von zuvor 50,9 auf 50,2 Zähler (Prognose 50,0).

Die US-Bauausgaben legten per September im Monatsvergleich um 0,2 % zu (Prognose -0,5 %). Der Vormonatswert wurde von -0,7 % auf -0,6 % revidiert.

Südkorea: Leichter Anstieg bei den Verbraucherpreisen

Die Verbraucherpreise legten per Oktober im Jahresvergleich um 5,7 % nach zuvor 5,6 % zu (Prognose 5,6 %).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 – 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg

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