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Keine No-Show-Gebühren: Gastwirte setzen auf vertrauensvollen Umgang

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Über das Internet und per Telefon nehmen Philipp und Julia Vedder in ihrem Café-Restaurant in Nieder-Holte Buchungen entgegen, die sie ganz klassisch in einem Reservierungsbuch eintragen.
Über das Internet und per Telefon nehmen Philipp und Julia Vedder in ihrem Café-Restaurant in Nieder-Holte Buchungen entgegen, die sie ganz klassisch in einem Reservierungsbuch eintragen. © GREIN

Einen Tisch reservieren, diesen aber ohne rechtzeitige Absage nicht nutzen: Erste Restaurants in Großstädten begegnen diesem Problem mit einer No-Show-Gebühr. Ist eine solche Geldstrafe für unzuverlässige Kunden auch in Herscheider Betrieben Thema? Wir haben nachgehört bei Julia Vedder, Sprecherin der Gastronomie-Gruppe im Marketingverein.

Herscheid - Die Einführung dieser Gebühr sei Ausdruck dafür, dass der „faire Umgang miteinander“ in der Gesellschaft unterschiedlich stark ausgeprägt sei. Das sei in vielen Bereichen zu spüren; unter anderem bekommen das Friseure oder Hoteliers zu spüren – und eben auch Gastwirte.

Julia Vedder gibt daher zu bedenken, welchen Aufwand eine Kundenreservierung bedeutet. Das fange mit der Einteilung des Personals an, setze sich – bei größeren Gruppen – bei der Zusammenstellung und dem Eindecken von Tischen fort und habe natürlich auch Einfluss auf den Wareneinkauf. Unterm Strich bleiben die Gastwirte auf Kosten sitzen, wenn gebuchte Reservierungen nicht wahrgenommen werden.

Die Einführung einer solchen Strafgebühr sei für sie daher nachvollziehbar, sagt die Wirtin – zumindest in Ballungszentren, wo Restaurants größerem Druck ausgesetzt seien und dieses Verhalten häufiger auftrete. In Herscheid hingegen gebe es solche Strafen bislang nicht und sie werden hier auch nicht benötigt, weil auf die Kunden Verlass sei.

Kunden rufen sogar bei kurzen Verspätungen an

„Hier rufen die Leute ja sogar an, wenn sie sich mal 15 oder 20 Minuten verspäten“, berichtet Julia Vedder. Zum Teil entschuldigen sich Anrufer, wenn sie aus Krankheitsgründen einen vereinbarten Termin kurzfristig nicht einhalten können und vereinbaren kurz darauf einen neuen.

Diese Aussagen bezieht Julia Vedder auf das eigene Café-Restaurant, aber auch auf die anderen Betriebe in der Gemeinde, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ehemann Philipp Vedder hingegen kennt auch die beschriebenen Situation in den Großstädten: Bevor er vor einem Jahr mit seiner Ehefrau den Familienbetrieb in Nieder-Holte übernahm, arbeitete der Koch in verschiedenen Sterne-Küchen, unter anderem im Kölner Raum.

Dort sei es aufgrund der größeren Nachfrage für die Kunden oftmals schwierig, einen Tisch zum gewünschten Zeitpunkt zu erhalten – daher gehen einige Personen (oft Jüngere) dazu über, mehrere Reservierungen zu tätigen. Dass nicht benötigte Tische dann allerdings nicht abgesagt werden, sei aus der Sicht der Gastwirte nicht hinnehmbar. „Das hat auch mit Anstand zu tun“, sagt Philipp Vedder, der somit den eigenen Gästen ein großes Lob dafür ausstellt, dass sie sich in die Situation der Gastwirte hineinversetzen.

Diese müssen sich angesichts allgemein steigender Preise und fehlenden Personals ohnehin vielen Problemfeldern widmen. Auch das Wirtepaar Vedder hat vor Beginn der Biergartensaison nach Servicekräften gesucht, sieht sich aber inzwischen gut aufgestellt, unter anderem durch die Aufteilung des Personals in zwei Arbeitsschichten. So wolle man gewährleisten, dass auch bei Hochbetrieb ausreichend Mitarbeiter paratstehen.

Apropos: Insbesondere an Wochenenden und bei gutem Wanderwetter empfiehlt Julia Vedder Gästen eine rechtzeitige Tischreservierung per Anruf oder online, um längere Wartezeiten zu verhindern. Auf diese Weise seien Besucher und Gastwirte gleichermaßen zufriedengestellt – und das ganz ohne Strafgebühr.

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