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Erhöhung der Kontogebühren: Kunden kritisieren Methoden der Sparkasse

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Bargeld am Automaten nur gegen die Zustimmung zur Preiserhöhung beim Girokonto? Sparkassen-Kunden fühlten sich getäuscht.

Lüdenscheid/Märkischer Kreis – Tausende Kunden der Sparkasse an Volme und Ruhr erhielten Ende Februar ein Schreiben ihrer Bank, in dem sie darüber informiert wurden, dass die fortdauernde Nutzung des Girokontos über den 1. März hinaus als Zustimmung zu den deutlich erhöhten Kontogebühren gewertet wird. Es war der vorläufige Höhepunkt im Kampf um die Zustimmung der Kunden für den Preisaufschlag von 4,20 auf 10 Euro im Monat.

Im Nachgang unserer Berichterstattung („Drohschreiben der Sparkasse“) meldeten sich mehrere Sparkassen-Kunden, die das Vorgehen des Kreditinstituts kritisieren. Insbesondere der Versuch, durch eine dem Auszahlungsprozedere vorgelagerte Abfrage am Geldautomaten die Zustimmung zu erhalten, sorgte bei älteren Kunden für Verunsicherung. In der Sorge, andernfalls kein Bargeld mehr zu erhalten, willigten viele Kunden in die neuen Preise ein. „Die Sparkasse hat sich die Zustimmung erschlichen“, schimpfte ein langjähriger Kunde. Ein Ehepaar beendete nach mehr als 80 Jahren ob des Vorgehens die Geschäftsbeziehung und wechselte zur Volksbank.

Bargeld nur gegen Zustimmung: Dieser Eindruck entstand bei vielen älteren Kunden, die am Geldautomat zustimmen sollten.
Bargeld nur gegen Zustimmung: Dieser Eindruck entstand bei vielen älteren Kunden, die am Geldautomat zustimmen sollten. © Nougrigat

Am Montag (4. März) bezog die Sparkasse an Volme und Ruhr Stellung zu ihrem Vorgehen, das sie aufgrund der derzeitigen gesetzlichen Vorgaben nach dem BGH-Urteil als alternativlos bezeichnet. So antwortet die Sparkasse im Wortlaut:

Wie viele Privatkunden sind von der Zustimmung zu den neuen Kontomodellen betroffen?

Rund 180 000 Privatkunden der Sparkasse an Volme und Ruhr. Wir möchten von allen Kunden die Zustimmung haben, weil wir alle unsere Kunden gleich behandeln wollen. Wir sind der Ansicht, dass unsere Leistungen den Preis wert sind.

Wie viele Kunden haben schon zugestimmt?

Rund 90 Prozent der Kunden. Der Vorstand bedankt sich bei allen Kunden, die zugestimmt haben und somit der Sparkasse helfen, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.

Wie wird die Zustimmung eingeholt?

Per Brief, im Online-Banking, am Geldautomaten und Überweisungsterminal, per Telefon, persönliche Ansprache im Beratungs-Center, E-Mail.

Wie oft wurden die Kunden kontaktiert?

Seit Ende Oktober dreimal per Brief oder über das E-Postfach, zusätzlich regelmäßige Ansprache über Internetfiliale, E-Mailing, Geldautomaten, Überweisungsterminal und im Beratungs-Center. Jetzt Ende Februar erfolgt der vierte Kontakt nur per Brief.

Wie viele Privatkunden sind jetzt angeschrieben worden?

Rund 10 Prozent der Kunden – rund 18.000 Briefe.

Was sagt die Sparkasse in dem Brief?

Wenn der Kunde unser Leistungsangebot nach dem 1. März 2024 weiterhin in Anspruch nimmt, werden wir ab dem 1. Mai 2024 das Privatgirokonto so führen und abrechnen, als wenn unsere neuen Konditionen vereinbart wären.

Was passiert, wenn der Kunde widerspricht?

Die Sparkasse wird nach eigenen Angaben das Gespräch mit dem Kunden suchen, um die Zustimmung zu bekommen. Wenn die Bemühungen fruchtlos bleiben, wird die Sparkasse das Girokonto nicht zu diesen Bedingungen weiterführen können.

Kann der Kunde auch kündigen?

Der Kunde kann die Kontoverbindung beenden. Privatgirokonten haben keine Kündigungsfrist und sind damit sofort kündbar.

Schon einmal musste die Sparkasse an Volme und Ruhr die nachträgliche Zustimmung ihrer Kunden einholen. Im Jahr 2022 – kurz nach der Fusion – ging es um die Erhöhung der Kontoführungsgebühr von 3,50 auf 4,20 Euro im Monat. Es folgte eine aufwendige und teure Kampagne.

Mit Erfolg, wie Sparkassen-Sprecher Volker Schnippering sagt: „Wir haben keine Zustimmungen mehr offen. Diese Kunden haben nach erneuter Ansprache zugestimmt.“ Ein anderer Teil habe sich erledigt, zum Beispiel weil die Kunden mittlerweile verstorben waren, Konten zusammengelegt wurden oder das Konto nicht mehr benötigt wurde. Ob es auch Kündigungen durch die Sparkasse gab, ließ die Bank offen.

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