Mit dem Bravia A95L hat Sony seit dem vergangenen Jahr bereits einen der besten Fernseher der Welt im Programm. Der A95L brillierte im Test mit überragender Bildqualität, verantwortlich dafür ist wie in den meisten aktuellen Top-TVs ein OLED-Bildschirm. Der neue Sony Bravia 9 soll dieses Niveau noch übertreffen. Die große Überraschung: Sony will das mit einem LCD schaffen. Diese Bildschirmtechnik gilt von Haus aus als kontrastschwächer als OLED, dieses Manko soll jedoch hauseigene Mini-LED-Technik mehr als wettmachen und bisher einmalige Qualitäten ermöglichen. Was ist von der Ankündigung zu halten?

Die besten Sony Fernseher

Platz 1
Testsieger
Sony
Platz 2
Sony
XR-65X95L
Platz 3
Sony
Platz 4
Sony
Platz 5
Sony
KD-65X85L
Platz 6
Sony
KD-65X80L
Platz 7
Sony
Komplette Liste: Die besten Sony Fernseher

Das müssen Top-Fernseher heute können

Damit Fernsehbilder möglichst realistisch aussehen, müssen mehrere Dinge zusammenkommen: Ein möglichst großer Bildschirm deckt zu weiten Teilen das Sichtfeld ab, mit ultrahoher Auflösung offenbart er alle wahrnehmbaren Details. Das sind die Voraussetzungen dafür, dass sich das Publikum mittendrin im Film wähnt und nicht vor einer Flimmerkiste. Mit bis zu 98 Zoll oder 2,48 Meter großen Bildschirmen und UHD- oder sogar 8K-Auflösung sind diese Bedingungen für aktuelle Fernseher längst erfüllbar. Doch schiere Größe und viele Pixel genügen nicht, darüber hinaus sollte die Farbwiedergabe möglichst naturgetreu erfolgen. Auch das klappt mit modernen OLED-Fernsehern und QLED-TVs bereits sehr gut, die geben alle von Kameras aufgezeichneten Farben problemlos wieder. So bleiben als letzte Anforderungen für perfekte TV-Bilder genügend hohe Helligkeit und ein starker Maximalkontrast. Was bedeutet das für Fernseher? Ein sonniger Himmel erreicht eine Helligkeit von 10.000 bis 100.000 Candela pro Quadratmeter. Normale Fernseher schafften dagegen lange Zeit kaum mehr als 300 cd/m2, dementsprechend trüb konnten sie die Realität abbilden.
Der Sony Bravia 9 fällt mit seinem aufwändigen Mini-LED-Backlight eher vollschlank aus.
Der Sony Bravia 9 fällt mit seinem aufwändigen Mini-LED-Backlight eher vollschlank aus.
Foto: COMPUTER BILD

Der neue Bravia 9 ist für HDR gemacht

HDR änderte das, High Dynamic Range bedeutet bei Filmen wie bei Fernsehern hohen Dynamikumfang und damit mehr darstellbare Farben sowie kontraststärkere Bilder mit höherer Maximalhelligkeit. Entsprechende Filme oder auch Videospiele können Helligkeitsspitzen von 10.000 Candela erreichen. Nur kann das kein Bildschirm der Welt darstellen, nicht einmal sündhaft teure Profi-Monitore in den Produktionsstudios. Die erreichten bislang etwa ein Zehntel davon, in den meisten Filmen und Serien mit HDR leuchten daher die hellsten Bildelemente mit höchstens 1.000 Candela. Doch Regisseure und Filmproduzenten wollen mehr Drama und mehr Realismus in ihren Werken. Dementsprechend gibt es zunehmend Filme mit hellerem Sonnenschein und helleren Explosionen. Die sind in Filmen wie "Blade Runner 2049" oder "Batman vs Superman" mit bis zu 4.000 cd/m2 aufgezeichnet, häufig sind das Produktionen mit der HDR-Variante Dolby Vision. Sony bietet für Studios bereits einen passenden Monitor dafür. Der BVM-HX3110 ist allerdings mit 32 Zoll und 40.000 Euro für den privaten Hausgebrauch eher uninteressant. Der neue Top-Fernseher Bravia 9 soll da viel besser passen.
Beim Sony Bravia 9 ist das Backlight in über 2.000 Segmente unterteilt, gewissermaßen mit gut 2.000 Bildpunkten Auflösung, und durchleuchtet das LCD-Panel davor.
Beim Sony Bravia 9 ist das Backlight in über 2.000 Segmente unterteilt, gewissermaßen mit gut 2.000 Bildpunkten Auflösung, und durchleuchtet das LCD-Panel davor.
Foto: Sony

Das Backlight macht den Unterschied

Sowohl der Studio-Monitor als auch der neue Bravia 9 sind LCDs, denn bislang vereinen nur die die ultrahohe Auflösung mit der geforderten Maximalhelligkeit. Die hängt von der Leistungsfähigkeit des sogenannten Backlights ab, also der LED-Lichtqelle hinter dem LC-Panel. Letzteres kann man sich wie ein großes, transparentes Bild oder Dia vorstellen. Bei einfachen Bildschirmen durchleuchtet das Backlight (oft als "Hintergrundbeleuchtung" übersetzt) vollflächig mit gleichbleibender Helligkeit das LCD. Das ist kostengünstig, schränkt aber den Kontrast ein. Denn LCDs können für dunkle oder sogar schwarze Bildbereiche die Pixel nicht komplett undurchsichtig machen, sodass immer etwas vom Backlight durchschimmert. In hochwertigen LCDs sind die Backlights daher in mehrere Bereiche unterteilt, die der Fernseher passend zum Bildinhalt in der Helligkeit regelt. Hinter dunklen Bildbereichen dimmen sie es herunter, so ist tieferes Schwarz darstellbar. Fachleute sprechen von "Local Dimming" oder "Full Array Local Dimming" (FALD). Die Technik funktioniert um so besser, je mehr Backlight-Zonen separat dimmbar sind und fast noch wichtiger je genauer die Helligkeitsregelung erfolgt. Und genau da soll der neue Bravia 9 Maßstäbe setzen.
Der Sony Bravia 9 (rechts) im Vergleich zu einem Konkurrenten, hinten sind die Backlights ohne LCD zu sehen.
Der Sony Bravia 9 (rechts) im Vergleich zu einem Konkurrenten, hinten sind die Backlights ohne LCD zu sehen.
Foto: COMPUTER BILD

Neue Chips bringen LCDs auf ein neues Level

Für den Bravia 9 entwickelte die Halbleitersparte von Sony eigens neue Ansteuerungs-Chips oder LED-Treiber. Die Silizium-Krümel sind deutlich kleiner als bisherige LED-Treiber, können aber höheren Strom liefern. Außerdem steuern sie die Helligkeit mit einer Auflösung von 22 Bit und damit sehr viel genauer als die bisher üblichen Modelle mit 8 bis 10 Bit. Aufgrund der geringen Abmessungen und der Verwendung besonders kleiner LEDs (Mini-LED) kann Sony über 2.000 separat dimmbare Backlight-Elemente aus jeweils vier LEDs auf der Bildschirmrückseite unterbringen. Aufgrund der feinen Aufteilung und Helligkeitsabstufungen lässt das Backlight bereits die Bildinhalte erkennen. Das LCD davor sorgt dann für Feinauflösung und Farbe. Damit letztere in allen Nuancen heutiger HDR-Produktionen darstellbar sind, reichert Sony das Backlight mit sogenannten Quantum Dots an. Mit diesen farbig leuchtenden Nanopartikeln deckt das Backlight ein größeres Farbspektrum ab, dementsprechend kann der Fernseher mehr unterschiedliche Farben darstellen.
Das Backlight des Sony Bravia 9 im Detail
Das Backlight des Sony Bravia 9 im Detail: Die runden Vertiefungen sind die Mini-LEDs, vorne ist ein Segment von hinten zu sehen, rot umkringelt einer der LED-Treiber.
Foto: COMPUTER BILD

Die Mini-LED-Technik spart Strom

Der Mühe Lohn sollen unerreichte Helligkeit und OLED-ähnlicher Kontrast sein. Die ersten Produktvorstellungen waren vielversprechend: Selbst in kritischen Bildern wie vom Weltall mit leuchtenden Sternen zeigte der Sony Bravia 9 kaum störende Aufhellungen bei gleichzeitig enormer Brillanz. Die Verwandtschaft mit dem Profi-Monitor HX-3110 ist offenkundig, abgesehen von der Bildgröße sind kaum Unterschiede erkennbar. Erfreulicher Nebeneffekt der aufwändigen Technik: Sie arbeitet rund 20 Prozent effizienter, weil das Backlight punktgenau die gewünschte Bildhelligkeit liefert und das LC-Panel weniger Licht abblocken muss. Damit dürfte der Bravia 9 die EU-Energieeffizienzklasse E schaffen, was sonst nur funzeligen 32-Zöllern gelingt. Deutliche Vorteile bietet die neue LED-Technik auch bei großflächig hellen Bildern, etwa bei Sportübertragungen oder beim Gaming. Kein HDR-Bildschirm der Welt kann seine Maximalhelligkeit auf voller Fläche liefern, doch der Bravia 9 soll auch dann noch die 1.000-Candela-Marke knacken und damit zwei- bis viermal so leistungsfähig sein wie die Konkurrenz. Wer angesichts dieser Leistungsdaten befürchtet, nur noch mit Sonnenbrille vor dem Fernseher sitzen zu können, kann beruhigt sein: Sony baut einen Raumlichtsensor ein, der Helligkeit und Farbtemperatur des Bildschirms an die Umgebung anpassen kann.
Bei den hinteren Fernsehern geben die LCDs ohne Bildinhalt den Blick auf ihre Backlights frei, links bisherige Mini-LED-Technik, rechts die vom Bravia 9 mit deutlicheren Konturen.
Bei den hinteren Fernsehern geben die LCDs ohne Bildinhalt den Blick auf ihre Backlights frei, links bisherige Mini-LED-Technik, rechts die vom Bravia 9 mit deutlicheren Konturen.
Foto: Sony

Automatisch passende Bildeinstellungen

Auch über die Bildschirmhelligkeit hinaus will Sony dafür sorgen, dass der Bravia 9 sein Potenzial unter allen Gegebenheiten zeigt. So soll er bereits in der Standard-Bildeinstellung ab Werk dem Bildeindruck des Studio-Monitors sehr nahe kommen, nur eben angepasst an eher helle Wohnräume. Wer wirklich das Original genauso wie im Produktionsstudio sehen will, wechselt in einen "Studio Calibrated Mode". Der Fernseher bietet einen für die Sony-eigene Streaming-Plattform an, die nun statt Bravia Core wie auf der PlayStation Sony Pictures Core heißt. Außerdem gibt es einen Studio-Modus für Netflix sowie einen für Amazon Prime Video. Letzterer unterscheidet bei der Wiedergabe automatisch zwischen Filmen und Live-Streaming von Sport und passt die Bildeinstellungen entsprechend an. Außerdem hat Sony die Videoaufbereitung im Bravia-XR-Prozessor überarbeitet. Mit optimierter Gesichts- und Objekterkennung soll etwa das Skalieren besser gelingen.
Im oberen Bereich der Rückseite hat der Bravia 9 nach oben gerichtete Lautsprecher eingebaut, Sony nennt sie Beam Tweeter.
Im oberen Bereich der Rückseite hat der Bravia 9 nach oben gerichtete Lautsprecher eingebaut, Sony nennt sie Beam Tweeter.
Foto: COMPUTER BILD

Sechs Lautsprecher für großen Klang

Der Ton soll beim Bravia 9 nicht zu kurz kommen, daher spendiert ihm Sony ein ganzes Arsenal an Lautsprechern und nennt das Acoustic Multi-Audio+. Zwei der Lautsprecher sind am unteren Bildschirmrand nach vorne gerichtet, was bestmögliche Sprachverständlichkeit verspricht. Für tiefe Tonlagen bekommen sie Unterstützung von zwei Basslautsprechern in der Rückseite – Bässe breiten sich in alle Richtungen gleichmäßig aus, daher ist hier die Einbaulage egal. Damit sich der Ton nicht nur am unteren Bildrand abspielt, ergänzt Sony zwei sogenannte Frame-Tweeter. Das sind spezielle Lautsprechertreiber für hohe Tonlagen, die Teile des Bildschirmrahmens zur Schallabstrahlung nutzen. Darüber hinaus gibt es noch zwei nach oben gerichtete Lautsprecher, da spricht Sony von Beam Tweetern. Die sollen mit Schallreflexionen an der Decke ein besonders räumliches Klangbild erzeugen und das Publikum mitten ins Geschehen hinein versetzen.
Das Vier-Boxen-Set Sony Bravia Theatre Quad verspricht in Verbindung mit dem Sony Bravia 9 vollendeten Raumklang.
Das Vier-Boxen-Set Sony Bravia Theatre Quad verspricht in Verbindung mit dem Sony Bravia 9 vollendeten Raumklang.
Foto: Sony

Erweiterbar mit Bravia Theatre Lautsprechern

Wem das nicht genügt, dem bietet Sony gleich mehrere passende Audio-Systeme zur Wahl: Die Soundbars Bravia Theatre 8 und Bravia Theatre 9 verwenden die Frame Tweeter und Beam Tweeter des Fernsehers, damit der Ton weiterhin aus der Bildmitte kommt. Bei Bedarf lassen sich ein Subwoofer für druckvolle Bässe und zusätzliche Boxen hinter dem Publikum für besseren Raumklang nachrüsten. Highlight wird das Sony Bravia Theatre Quad. Das Audiosystem aus vier Boxen tritt in die Fußstapfen der überragenden Sony HT-A9. Dank flachem Design lassen sich die Lautsprecher an der Wand montieren, optional gibt es Bodenstative. Lautsprecherkabel sind dank Funkverbindung nicht erforderlich. Und auch hier versprechen zusätzliche nach oben gerichtet eingebaute Lautsprecher einhüllenden Raumklang.
Der Sony Bravia 9 lässt sich mit der Soundbar Bravia Theatre 9 plus zusätzlichen Raumklang-Boxen ergänzen.
Der Sony Bravia 9 lässt sich mit der Soundbar Bravia Theatre 9 plus zusätzlichen Raumklang-Boxen ergänzen.
Foto: COMPUTER BILD

Fernbedienung mit Licht und Akku

Die übrige Ausstattung des Sony Bravia 9 gleicht der des Vorgängers Sony Bravia XR-X95L mit Android-Betriebssystem und Google TV, mit AirPlay und HomeKit. Von den vier HDMI-Eingängen verfügen zwei über die volle Bandbreite von HDMI 2.1 und akzeptieren die 4K-Auflösung mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde. Die USB-Aufnahmefunktion ergänzt Sony endlich um Time-Shift, sodass sich laufende Fernsehsendungen bequem mit der Pausentaste der Fernbedienung für bis zu 90 Minuten anhalten und zeitversetzt weiterschauen lassen. Apropos Fernbedienung: Deren Gehäuse besteht nun wie die TV-Rückwand aus Recycling-Kunststoff, für den Sony zum Beispiel CDs wiederverwertet. Außerdem kommt ein Akku statt Batterien zur Stromversorgung zum Einsatz. Sobald die Fernbedienung bewegt wird, schaltet sich die Tastaturbeleuchtung ein.
Die Fernbedienung des Sony Bravia 9 ist schön handlich und hat beleuchtete Tasten, außerdem eine Wiederfindfunktion mit Pieper.
Die Fernbedienung des Sony Bravia 9 ist schön handlich und hat beleuchtete Tasten, außerdem eine Wiederfindfunktion mit Pieper.
Foto: COMPUTER BILD

Sony Bravia 9: Preise, Größen und Verfügbarkeit

Der Sony Bravia 9 soll voraussichtlich im Mai in den Handel kommen. Zur Wahl stehen zwei Größen: 75 Zoll mit 190 Zentimetern Bildschirmdiagonale und 85 Zoll mit 215 Zentimetern. Preise nannte Sony noch nicht. Angesichts des betriebenen Aufwands werden die vermutlich über denen des Sony XR-X95L aus dem Modelljahr 2023 liegen, der für 4.500 und 6.500 Euro auf den Markt kam. Das ist viel Geld, im Vergleich zum 40.000 Euro teuren Profi-Monitor mit nur 32 Zoll dagegen vergleichsweise günstig. Ausführliche Infos zu weiteren neuen Sony-Fernsehern finden Sie hier:
» Neue Sony Fernseher 2024: Große Technik-Vielfalt für Bild und Ton in Höchstform
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