Das Löschen von Datenmüll am PC war bereits vor einigen Jahrzehnten wichtig – noch mehr als heute, wo die Speicherplatz-Kapazität von Festplatten und SSDs höher liegt als in den Anfangstagen des Personal Computings. Bereits Windows 2000 und Windows XP brachten für grundlegende Säuberungsarbeiten die Datenträgerbereinigung mit. Das Tool leistet bei den nachfolgenden Betriebssystemen ebenfalls gute Dienste. Vor allem leert das Bordmittel den Papierkorb, löscht temporäre Dateien und entfernt den (teils schwer zu beseitigenden) Ordner windows.old nach einer Windows-Neuinstallation. Da beim Aufräumen gründlicheres Vorgehen immer besser ist, probieren einige Anwender und Anwenderinnen einen Tipp für eine vermeintlich höhere Reinigungsleistung aus. Das testen Sie: Nach Drücken von Win-R tippen Sie nicht cleanmgr (für den gewöhnlichen Start der Datenträgerbereinigung alias cleanmgr.exe) ein, sondern selbigen Befehl angereichert um einen Parameter. Das ist eine Spezialisierung eines Systemkommandos, die eine Software wie cleanmgr.exe in einen bestimmten Modus versetzt.
Es eröffnen sich Ihnen mit den richtigen cleanmgr-Anhängseln neue Möglichkeiten. Die Krux: Zwar erscheinen dabei neue Bereinigungsoptionen, sie erfüllen aber die Erwartung an eine aufgebohrte Putzkraft nicht.
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cleanmgr /sageset:65535 taugt wenig

Gemäß der noch immer (zum Glück seltener als früher) in Zeitschriften und online kursierenden Empfehlung sollen User Befehle wie cleanmgr /sageset:65535 eingeben. Im sich öffnenden Fenster der Datenträgerbereinigung sehen Sie den Auswahldialog für zu löschende PC-Daten. Sie lassen sich als Spuren oder auch als Datenmüll bezeichnen. Im Dialog von Cleanmgr sind nun mehr Optionen als sonst aufgeführt, sodass die Vermutung naheliegt, es gehe Datenleichen gründlicher an den Kragen. Das ist allerdings ein Irrglaube – und zwar doppelt: Der erste Fallstrick ist, dass Windows 7, Windows 8.1, Windows 10 und Windows 11 von Ihnen jetzt gesetzte Häkchen für das spätere Bereinigen gar nicht speichern können. Das klappt jedoch, wenn Sie die Datenträgerbereinigung mit Administrator-Rechten aufrufen. Hierzu reicht es nicht, mit so einem Benutzerkonto angemeldet zu sein; nötig ist der explizite cleanmgr.exe-Start mit diesen Privilegien, indem Sie etwa im Startmenü cmd eingeben, Strg-Umschalt-Eingabe und Alt-J drücken sowie in der sich öffnenden Kommandozeile mit Admin-Befugnis Ihren sageset-Befehl absetzen. Klicken Sie zum Verlassen der Datenträgerbereinigung auf "OK"; die von Ihnen geänderten Einstellungen bleiben nun erhalten.
Alternativ starten Windows-8.1-/-10-/-11-User Cleanmgr per Parameter-angereichertem Befehl mit den erforderlichen Admin-Privilegen, indem sie im Task-Manager "Mehr Details" (gegebenenfalls anzuklicken, nur einmal nötig) und danach "Datei > Neuen Task ausführen" aufrufen, ein Häkchen vor "Diesen Task mit Administratorrechten erstellen" setzen und mit der Eingabetaste bestätigen. Die genannte Klickbox existiert unter Windows 7 noch nicht.
Bei neueren Windows-10-Versionen und bei Windows 11 ist es ebenfalls möglich, im Ausführen-Dialog (mit Win-R aufzurufen) cleanmgr /sageset:<Parameter-Zahl> einzugeben und mit Strg-Umschalt-Eingabe den administrativen Aufruf zu initiieren. Der Win-R-Dialog bei Windows 7/8.1 und älteren Windows-10-Versionen reagiert hingegen nicht auf das mit Windows Vista eingeführte Tastenkürzel, mit dem Sie bei älteren Systemen zumindest ins Startmenü getippte Anwendungen mit erhöhten Berechtigungen ins RAM laden.
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/sageset:65535 und /sagerun:65535

Eine bisweilen hohe Zahl im Befehl sagt nichts darüber aus, wie penibel die Datenträgerbereinigung zu Werke geht. Sie ist nur eine von mehreren Nummern, unter denen Windows individuelle User-Wünsche speichert, welche Bereiche cleanmgr angehen soll. Während Sie mit dem /sageset-Parameter die Einstellungen einer beliebigen Nummer öffnen, wenden Sie die zugehörige Bereinigung mit /sagerun-Parameter an – wichtig dabei ist, dieselbe Nummer zu verwenden. Mit cleanmgr /sagerun:1 säubern Sie theoretisch genauso gründlich wie mit cleanmgr /sageset:65535 – Letzteres ist Gegenstand einiger Empfehlungen. Wichtig ist hierbei, welche Einstellungen durch das Setzen von Häkchen hinterlegt worden sind. Wichtig zu wissen: Alle angehakten Spuren berücksichtigt cleanmgr /sagerun:<Zahl> (sofern äquivalente Mülldaten existieren) nur, wenn Sie diesen Befehl mit Administrator-Rechten ausführen – ähnlich der gewöhnlichen Datenträgerbereinigung, die einigen Ballast erst nach einem Klick auf "Systemdateien bereinigen"-Button samt UAC-Wappen erwischt. Dass die letztere Schaltfläche cleanmgr.exe (läuft zunächst mit einfachen User-Rechten) neu aufruft mitsamt einer frischen PID (Prozess-ID), wobei die Applikation dann Administrator-Rechte erhält, ist nicht jedem bekannt.

Besseres Säubern ist nur Augenwischerei

Die erweiterte Liste an löschbaren Spuren ist Blendwerk. So zeigt Ihnen bereits die normale Datenträgerbereinigung an, was sie zu entrümpeln imstande ist. Bereiche, in denen aktuell kein Müll vorliegt, führt sie nicht auf. Wenn aber ein Ordner windows.old auf der Systempartition oder ein Speicherabbild aufgrund eines Bluescreens existiert, erscheint ein zugehöriger Eintrag namens "Vorherige Windows-Installation(en)" respektive einer mit dem Namen "Kleine Systemfehler-Speicherabbilddateien". Das Auftauchen des zweiten Beispiels können Sie mithilfe des Verschlüsselers DiskCryptor leicht testen, der mittels Menübefehl auf Wunsch einen Bluescreen auslöst – vorgesehen ist das zu Testzwecken.
Das ernüchternde Fazit: Wenn Sie in der extra langen /sageset-Einstellungsliste alle Häkchen setzen, machen Sie Windows mit der folgenden sagerun-Bereinigung nicht nennenswert sauberer – denn wo nichts ist, kann auch nichts gelöscht werden. Dennoch: Um vor allem gezielt ausgewählte Müllhalden-Komplexe wie den Papierkorb plus einen Bereich XY Ihrer Wahl auszumisten, eignen sich solche individuellen Konfigurationsmixe. Übersichtlicher ist jedoch eine blanko ausgeführte Datenträgerbereinigung ohne eine Slash-Befehlserweiterung – ganz ohne Effekthascherei. Die Liste fällt hierbei nämlich kürzer aus und führt nur in Ihrem Fall Relevantes auf. Fraglich ist, ob Anwender und Benutzerinnen unzählige Speicherplätze für individuelle Bereinigungs-Konstellationen brauchen. Die Frage ist meist mit einem Nein zu beantworten.
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cleanmgr.exe wirklich besser machen

Obgleich cleanmgr-sageset- und -sagerun-Befehle hinsichtlich einer aufgebohrten Gründlichkeit nicht wirklich anschlagen: Es gibt Mittel und Wege, um die Datenträgerbereinigung zu verbessern. Unter Windows 10 1809 etwa säuberte sie den Downloads-Ordner; das ist seit Windows 2004 (Mai 2020 Update) indes nicht mehr der Fall: siehe "Windows 10 1809: Datenträgerbereinigung säubert Downloads-Ordner". Weitere Infos finden Sie in der Übersicht "Die gefährlichsten Klicks am PC und im Internet". Die derzeit beste Methode, um Cleanmgr zu tunen, finden Sie im folgenden Ratgeber: "Datenträgerbereinigung optimieren: Neue Dateitypen löschen lassen".