COSMO-Interview

Schauspieler Florian David Fitz im Interview über Rollen- und Vorbilder sowie sein Vaterdasein

Cosmo ist ganz nah dran am Mann. Jeden Monat trifft die Print-Redaktion einen coolen Kerl zum Interview. Diesmal: den Schauspieler Florian David Fitz, der sensible Themen mit Herzlichkeit und Humor nimmt.

Der Schauspieler Florian David Fitz im Cosmo-Interview
Der Schauspieler Florian David Fitz im Cosmo-Interview Foto: Getty Images / Gerald Matzka
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Als arroganter Schönling in der Ärzt:innen-Komödie "Doctor’s Diary" hat Florian ­David Fitz vor gut 15 Jahren nicht nur bei Protagonistin Gretchen Haase das Belohnungssystem im Gehirn über­steuert, er wurde zum Schwarm einer ganzen Teenie-Generation. Aus Marc Meier ist er aber längst herausgewachsen, und auch romantische Komödien macht er immer seltener: weil ihn jetzt wichtige gesellschaftliche Themen bewegen. So sehr, dass er sich da nicht etwa mit Hauptrollen zufrieden gibt, sondern ebenso die Drehbücher schreibt.

Schon mit "Vincent will Meer" sensibilisierte er, auf humorvolle und zugleich ernste Art und Weise, Zuschauer:innen für das Tourette-Syndrom. Bei seinem neuesten Film "Oskars Kleid", der jetzt ins Heimkino kommt, zeigt er mit einem Perspektivwechsel nicht nur auf, welche Hürden trans* Kinder überwinden müssen, sondern auch, welche Probleme und Gefühle Eltern haben, wenn ihr Kind auf einmal ein anderes sein möchte …

Wir haben im aktuellen Heft 7/23 mit dem zweifachen Vater, der sein Privatleben kaum öffentlich thematisiert, über Rollen- und Vorbilder gesprochen – und darüber, wie er selbst als Vater sein möchte.

Viel Spaß beim Lesen!

Florian David Fitz im COSMO-Interview

Herr Fitz, was sollen Zuschauer:innen aus 'Oskars Kleid' mitnehmen?

Neue Impulse. Mir ist es immer wichtig, den Menschen verschiedene Per­spektiven aufzuzeigen, damit sie mit anderen Gedanken aus dem Kino ­gehen als mit den vielleicht festgefahrenen Ansichten, mit denen sie hineingekommen sind. Ich glaube, das klappt am besten, wenn man sensible Themen mit Herzlichkeit und Humor angeht. Schließlich ist die ­ganze Debatte um trans* Kinder so erhitzt, dass die AfD den Film sogar als Trans-Propaganda abstempeln wollte …

Oskars Vater Ben ist zwar kein AfDler, hat aber toxisch männliche Züge. Inwiefern war das wichtig für die Story?

Zunächst lag es mir am Herzen, den Blickwinkel der Eltern von trans* Kindern aufzuzeigen. Denn auch sie haben ihre berechtigten Struggles. Besonders, wenn sie auch noch in ­einer hypermännlichen Welt zu Hause sind, die von einem Kind dann komplett, und auch zu Recht, hinterfragt wird. Ich find’s immer lustig, wenn Männlichkeit infrage gestellt wird – das sind Männer nämlich nicht gewohnt.

Sind es in der Regel also eher die Väter, die sich mit der Akzeptanz schwertun?

Nein. Wir haben im Vorfeld mit vielen Eltern von trans* Kindern gesprochen, und oft mussten sie vor allem mit einer Art Trauer umgehen: weil sie ein Kind großgezogen haben, das plötzlich ein anderes ist. Das jemand anderes sein und bei einem anderen Namen genannt werden will – was zu ­akzeptieren sie dann erst mal lernen müssen.

Sollten wir alte Rollenbilder in Familien neu denken?

Das tun wir doch bereits. Wir sind ja fast panisch, weil wir nichts falsch machen wollen. Ich habe das Gefühl, dass alles ein bisschen easyer war, als man ein Rollenbild zugewiesen bekommen hat, wogegen man sich dann auflehnen konnte …

In Schubladen zu denken, ist also manchmal ganz gut?

Nein, weil wir sie auf der anderen Seite hassen und selbst auch nicht drin­stecken wollen. Aber komplett ohne Schubladen zu leben, ist eben auch sehr stressig, und man kommt nicht mehr hinterher: Menschen definieren sich ja jetzt in jede mögliche Richtung, aber wenn wir wollen, ​​​dass Rollenbilder unwichtiger werden, warum pochen wir dann immer auf neue?

Sie sind selbst Vater. Wie wäre das für Sie, wenn Ihr Kind sich nun eine andere Identität wünschte?

Ich würde mein Bestes tun, es zu unterstützen. Aber ich verstehe, warum Eltern hadern könnten – weil sie einfach nicht wollen, dass ihr Kind es schwer hat. Nur – mit dieser Sorge macht man es den Kids ja nicht unbedingt leichter … Man hat als Elternteil einfach eine enorme Verantwortung.

Was geben Sie Ihren Kindern weiter?

Leider hauptsächlich meinen Eigensinn. Und dafür bekomme ich jetzt schon die Quittung!

Wie waren Sie denn so als Kind?

Ich war Mama-bezogen, mit meinem Vater konnte ich mich dagegen echt gut zoffen. Auf eine Art war meine Kindheit stabil und irgendwie traditionell, auch wenn meine Mutter immer gearbeitet hat. Und was ich wirklich bist heute schätze: Ich wusste, dass meine Eltern immer für mich da sind, wenn ich sie brauche – das hat mir Freiheit gegeben.

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