Die Mongolen im Mittelalter

Der Begriff „Mongolen“ bezeichnet die ursprünglichen Völker der Mongolei, eines Lands nördlich der heutigen Volksrepublik China auf der Hochebene. Trotz ihrer geringen Zahl (um 1200 ca. 200.000) spielten die Mongolen eine herausragende Rolle in der Weltgeschichte.
Die Heimat der Mongolen ist seit jeher die Steppenlandschaft Innerasiens. Sie waren über viele Jahrhunderte Nomaden und es gibt bis heute Reste dieser nomadischen Kultur. Auf dem Rücken ihrer Pferde eroberten mongolische Heere zunächst die riesigen Weiten des östlichen Eurasiens. Berittene Bogenschützen waren die gefürchtetste Waffe dieses Reitervolkes. In schnellen Kriegszügen stürmten sie später auch gen Westen, nach Europa, und kamen dabei bis nach Schlesien und vor die Tore Wiens.

Die Mongolen stiegen erst unter der Führung Dschingis Khans (1155/1162–1227) dauerhaft auf, dem 1190 wieder eine Vereinigung gelang und der bis 1204 auch die anderen Steppenvölker unterwarf. Anders als Kabul Khan vor ihm gab er dem geeinten Reitervolk aber diesmal einen Staatsaufbau: In seinem Heer wurde – unabhängig von Sippen und Clans – jeder Krieger einem Tümen (Zehntausendschaft) zugeordnet; diese Politik wurde mit den später in das mongolische Heer eingegliederten Soldaten fortgesetzt, was wesentlich zur Schlagkraft und der Skalierbarkeit beitrug.

Alle Mongolen waren nun Krieger. Vereinfacht dargestellt bildeten sie eine Hierarchie, die aus dem Adel, aus freien Kriegern und aus Unfreien bestand. Diese Struktur löste die Herrschaft der alten Stammesverbände und Sippen ab, die erbarmungslos zerstört wurde.

Die neue Volksstruktur der Mongolen glich im Prinzip einem gegliederten Heer. Sie war gänzlich auf den Großkhan, den Kaiser zugeschnitten und ausgerichtet. Das Mongolenheer war in Tausendschaften eingeteilt, jede Tausendschaft in zehn Hundertschaften gegliedert. Anführer waren nun nicht mehr wie in den Zeiten zuvor die Stammeshäuptlinge, sondern Offiziere, vom Herrscher ernannt, von ihm abhängig. Sie hatten unbedingten Gehorsam zu leisten und verlangten das auch von allen Angehörigen ihrer Einheiten.

Aus hundert besonders bewährten Berufssoldaten wurde eine Art Generalstab gebildet, mit dem der Großkhan die Strategien seiner Feldzüge festlegte. Diese Art der militärischen Organisation ist auch heute noch in vielen Armeen der Welt gang und gäbe.

Dschingis Khan war nicht nur Feldherr, sondern auch ein herausragender Staatsmann. Er schuf in seinem Reich unter Einbeziehung persischer und chinesischer Einflüsse eine straffe Verwaltung und übte religiöse Toleranz.

Er gab seinem Reich auch eine einheitliche Schrift und ein einheitliches Gesetz (Jassa). Zur Etablierung einer Zentralgewalt gründete er die neue Hauptstadt Karakorum. Seine Nachfolger bauten insbesondere noch ein Post- und Kommunikationssystem (Örtöö und Païza) auf.