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Asbestdach: Sanierung & Entsorgung durch den Fachmann

Aktualisiert: 22. Dez 2021, Veröffentlicht: 08. Nov 2011 in Dacharten
Lesedauer 8 Minuten
© bermau / istockphoto.com

Das aus natürlichen Mineralien gewonnen Asbest war in der Vergangenheit aufgrund seiner Festigkeit und hervorragenden Wärmeisolierung ein weit verbreiteter Baustoff. Wegen ihrer heute eindeutig zugeschriebenen Gesundheitsgefährdung sind Asbestfasern und deren Verbauung als Asbestdach oder Fassadenverkleidung in vielen Ländern verboten. Daher steht gegenwärtig die Asbestsanierung und Asbestentsorgung im Vordergrund. Lesen Sie hier auf Dachdecker.com, wie professionelle Dachdecker Asbestteile fachgerecht zu entsorgen wissen!

In der Vergangenheit war Asbest angesichts seiner positiven Eigenschaften sehr beliebt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Asbest zur Herstellung hitzebeständiger Kleidung eingesetzt oder zu feuerfesten Asbestdächern und Wärmeisolierungen verarbeitet.

Ein Asbestdach bot viele Vorteile gegenüber anderen Dachformen, zudem waren die Kosten für ein Asbestdach wesentlich geringer als bei herkömmlichen Schindeldacheindeckungen. Welche Gründe es dennoch für das Asbestverbot gab und warum Sie sich für eine Asbestentsorgung vom Profi entscheiden sollten, erfahren Sie im Folgenden.



Eternit am Asbestdach – vom Wunder zum krebserregenden Schadstoff

Seit dem Altertum wird Asbest verwendet, weil es widerstandsfähig ist. Zu Asbest gehören alle silikatischen, faserartigen Minerale, die natürlich vorkommen und deren Faser-Durchmesser bis zu zwei Mikrometer klein ist. Zum Vergleich: Ein Mikrometer ist ein Tausendstel eines Millimeters.

Als der Besitzer einer Asbestwarenfabrik, Ludwig Hatschek, 1900 ein Patent für Eternit erhielt, begann ein gewaltiger Produktionsschub von Faserzement für Dachschindeln und Dachwellplatten für den Bau eines Asbestdachs. So finden sich Asbestbestandteile in den Dachplatten typischer Berliner Dächer, die sogenannten Berliner Wellen. Man stellte auch Fassadenverkleidungen, Rohre, Blumentöpfe und Knöpfe aus Asbest her. Wegen seiner hitze- und säurebeständigen Eigenschaften, seiner hervorragenden Festigkeit und seiner vielseitigen Verwendbarkeit wurde Asbest auch Wunderfaser genannt.

In den 1940er Jahren verarbeitete die Bundesrepublik jährlich 50.000 Tonnen Asbest; zwei Jahrzehnte später war es schon viermal so viel. In dieser Zeit fand Asbest auch seinen Weg in Baustoffe und wurde in vielen Gebäuden in West- und Ostdeutschland als Zement eingesetzt.

Asbestdach: Risikobewertung im Laufe der Jahre

Bereits um 1900 entdeckte man die gesundheitsgefährdende Wirkung von Asbest. Gesundheitsschädlich ist in erster Linie das Einatmen der Asbestfasern von Baustoffen. 1943 wurde Lungenkrebs als Folge von Asbestbelastungen als Berufskrankheit anerkannt und Asbest seit 1970 von den Behörden als krebserregende Gefahrstoffe eingestuft. 1979 wurde Spritzasbest im ehemaligen Westdeutschland illegitim und der Arbeitsschutz verschärft. Zu dieser Zeit kam es auch zu einer reduzierten Verwendung des Stoffes, da die gesundheitlichen Auswirkungen inzwischen bekannt waren. Während 1980 rund 180.000 Tonnen Asbest zum Einsatz kamen, waren es neun Jahre später nur noch 40.000 Tonnen.

Astbestdach in einer Stadt
Sie sollten die einmalige Risikobewertung nicht aufschieben. Im schlimmsten Fall gefährdet es Ihre Gesundheit. © Hans / pixabay.com

Ein generelles Asbestverbot und die Definition solcher Baustoffe als Gefahrstoffe wurde 1981 vom Umweltbundesamt gefordert, jedoch wehrte sich die zunächst Industrie erfolgreich. Dennoch sank der Asbestverbrauch in den alten Bundesländern von 16.000 Tonnen (1990) auf 10.000 Tonnen im Folgejahr, bis schließlich 1990 Asbest generell in Deutschland, Österreich und der Schweiz, 2005 dann in der gesamten EU verboten wurde, sodass Asbestprodukte weder hergestellt noch verwendet oder importiert werden.



Wie gefährlich ist Asbest?

Seit 1936 gilt die sogenannte Asbestose als anerkannte Berufskrankheit. Informationen zu diesem Gefahrstoff an Arbeitsplätzen finden Sie beim Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA).  Doch diese Gefahrstoffe kamen nicht nur am Arbeitsplatz zum Einsatz, sondern auch im Baugewerbe – und zwar massiv. Den Höhepunkt erreichte der Asbesteinsatz (als Asbestzement) in den 1960er und 1970er Jahren, sowohl im Westen als auch in der damaligen DDR.

Folgende Erkrankungen können von Asbest verursacht werden:

  • Asbestose: Durch die Inhalation von Asbeststaub entsteht nach zehn bis 15 Jahren eine Asbeststaublunge. Diese Krankheit wurde erstmals um 1900 entdeckt. Das Lungengewebe verhärtet und dadurch wird die Funktion des Organs vermindert.
  • Krebserkrankungen: Das Lungenkrebsrisiko ist erhöht, insbesondere bei Rauchern. Problematisch ist dies vor allem für Betroffene, die schon an Asbestose erkrankt sind. Diese Krankheit kann sich zu Krebs entwickeln.
  • Bindegewebsvermehrung: Die Bindegewebsvermehrung betrifft das Bauch-, Rippen- oder Lungenfell, seltener auch den Herzbeutel. Anders als bei der Asbestose handelt es sich hierbei um Verkalkungen, nicht um eine Verhärtung.

Selbst eine kleine Asbestfaser, die Sie einatmen, kann ausreichen, um eine Krebserkrankung hervorzurufen. Statistisch gesehen steigt das Risiko, je länger und intensiver der Kontakt mit Asbest ist. Gerade deshalb lohnt sich eine zügige Asbestsanierung und Entsorgung der Gefahrstoffe durch fachgerechte Arbeiten vom Profi.

Asbestdach: Von der Analyse der Gefahrstoffe bis zur Asbestsanierung und Entsorgung

Durch den Abriss asbesthaltiger Gebäude mit Asbestzementplatten und Dächer wird Asbeststaub freigesetzt und kann so in die Atemwege gelangen. Asbestzement ist noch heute in einigen älteren Gebäuden als Wandverkleidung oder Asbestdach zu finden. Die TRGS 519, Technische Richtlinie für den Umgang mit Gefahrstoffen, regelt die Pflege und Umgestaltung von älteren Asbestdächern. Seit 2005 darf man sein Asbestdach nicht durch Abschleifen und Bohren beschädigen und auch nicht lebensverlängernd behandeln lassen; darunter fällt auch das Streichen des Asbestdachs.

Ebenso unterliegt die Anbringung einer Photovoltaik-Anlage strengen Sicherheitsbestimmungen. Nur unter besonderen Voraussetzungen kann eine Genehmigung erwirkt werden, ansonsten ist die Montage einer Photovoltaik-Anlage auf einem Asbestdach eine Ordnungswidrigkeit und kann im Falle grober Fahrlässigkeit sogar als Straftat behandelt werden!

Alle Bau- und Umbaumaßnahmen am Asbestdach sowie die Asbestsanierung dürfen aus diesen Gründen nicht von Laien ausgeführt werden, wenn in der Bausubstanz Asbest vorzufinden ist. Fachbetriebe müssen über ausgebildetes Personal verfügen, alle sicherheitstechnischen Voraussetzungen erfüllen sowie eine Zulassung für die Arbeiten besitzen (Nachweis gemäß der Technischen Regel für Gefahrstoffe 519 erforderlich).

UNSER TIPP:
Auf Dachdecker.com können Sie unverbindlich und kostenfrei Kontakt zu Innungsbetrieben des Dachdeckerhandwerks aufnehmen, welche auf die Asbestsanierung und fachgerechte Asbestentsorgung spezialisiert sind, und einen persönlichen Termin für die Analyse Ihres Daches vereinbaren. Füllen Sie dazu einfach unser Anfrageformular aus, welches Sie im Anschluss an diesen Artikel oder unter diesem Link finden.


Ob Ihr Dach mit Asbest belastet ist, kann ein Fachmann klären, indem er die Faserstruktur begutachtet. Als Faustregel können Sie sich merken: Wenn Ihr Faserzementdach aus der Zeit vor 1990 stammt, ist dieser Baustoff mit hoher Wahrscheinlichkeit enthalten. Gewissheit kann jedoch nur eine professionelle Untersuchung geben.

Die nachfolgende Übersicht der BUND-Umweltberatung Heidelberg kann ebenfalls helfen, Asbest in und rund um ein Dach ausfindig zu machen und anschließend fachgerecht eine Asbestsanierung zu beauftragen. In folgenden Produkten findet sich Asbestzement:

  • Wellasbest-Eternit-Dächer (Verwendung bis 1990)
  • Biber-Dachplattenbis (Verwendung bis 1988)
  • Schieferimitate (Verwendung bis 1987)
  • Fertighausplatten (Verwendung bis 1988)
  • Dacheindeckungen (Verwendung bis 1992)
  • Außenwandbekleidung (Verwendung bis 1992)

Im Zuge einer Asbestdachsanierung wird der erfahrene Dachdecker das vorhandene Asbestdach ordnungsgemäß entfernen und durch eine neue Eindeckung ersetzen. Reste des Daches müssen fachgerecht und unter Einhaltung bestimmter Sicherheitsmaßnahmen entsorgt werden. Anstatt eines Asbestdachs kann ein neuer Belag zur Anwendung kommen, beispielsweise mit OSB3-Platten. Diese haben ausgezeichnete wasserabweisende und wärmedämmende Eigenschaften.

Die Asbestsanierung nicht lange aufschieben

Für eine zügige Asbestsanierung spricht neben der Gesundheitsgefährdung vor allem die Tatsache, dass Sie auf Ihrem Dach vorher nichts reparieren oder renovieren lassen können, da die mechanische Bearbeitung Asbest freisetzt. Nachfolgend finden Sie einen kurzen Überblick zu problematischen Baustoffen, die Asbestfasern aufweisen können und eine Asbestsanierung nötig ist:

  • Schwach gebundene Asbestfasern: Manche Produkte beinhalten Asbestfasern in großen Mengen, jedoch geht die Problematik davon aus, dass der Werkstoff schwach gebunden ist. Durch Alterungsprozesse sowie Erschütterungen kann dieser freigesetzt werden. Zu finden ist dieser Asbest beispielsweise in Putzen, Leichtbauplatten sowie Vinyl-Bodenbelägen aus den 1960er Jahren.
  • Fest gebundene Asbestfasern: Nicht ganz so problematisch ist Asbestzement, da der Asbestanteil geringer und er festgebunden ist. Dieser ist in Wellplatten, Gartenmöbeln sowie Kabelkanälen zu finden. Asbestfasern werden nicht ohne Weiteres freigesetzt, es sei denn, die betroffenen Materialien werden mechanisch bearbeitet (gebohrt, gesägt, geschliffen, etc.).
Bedenken Sie:
Ein weiterer Grund für die Asbestsanierung und Asbestentsorgung ist der gesteigerte Wert der Immobilie, falls Sie sich irgendwann für einen Verkauf entscheiden.

Kostenfaktoren bei der Asbestentfernung

Die Kosten für die Asbestsanierung und der Asbestentsorgung hängen davon ab, welche Art von Asbestfasern in ihrem Haus gefunden wurde und wie aufwendig die Abriss- und Entsorgungsarbeiten sind. Außerdem können folgende Leistungen abgerechnet werden:

  • Aufwand für An- und Abfahrt
  • Arbeitsstunden
  • Material für Notabdeckung
  • Gerüstmiete

Glücklicherweise gibt es eine Möglichkeit, die Aufwendungen für eine Asbestsanierung zu reduzieren: Wenn Sie dem Finanzamt beweisen können, dass es sich um eine Gesundheitsgefährdung handelt, können Sie die Rechnungen des Dachdeckers als außergewöhnliche Belastung absetzen (BFH, Az.: VI R 47/10). Ansonsten gibt es noch Förderprogramme sowie zinsgünstige Darlehen von Kommunen, Ländern und dem Bund.

Asbestentsorgung: Ein weiterer Fall für den Fachmann

Wie bereits erwähnt, ist die Entsorgung mit Asbest belasteter Materialien ebenfalls einer spezialisierten Firma zu überlassen. Diese nutzt spezielle Foliensäcke für die Asbestentsorgung, welche zwischen zwei und vier Meter groß sind und Belastungen bis 1.000 kg standhalten können. In diesen Säcken werden die Asbestplatten luftdicht aufbewahrt und zur Entsorgungsstelle transportiert, ohne dass Asbestfasern in die Atemluft gelangen kann.



Fazit

Die Asbestsanierung ist eine notwendige Maßnahme, wenn Materialproben ergeben, dass Ihr Dach mit Asbest belastet ist. In keinem Fall sollten Sie diese Arbeiten selbst übernehmen, was Sie im Regelfall dem Gesetz nach auch gar nicht dürfen! Beauftragen Sie Innungsdachdecker mit der Asbestsanierung Ihres Daches, die sich auch gleich um die fachgerechte Entsorgung kümmert.

Über unsere*n Autor*in
Dachdecker.com Team
Dachdecker.com ist das Branchenverzeichnis für Dachdeckerbetriebe. Die Redaktion von Dachdecker.com erstellt regelmäßig Ratgeber und gibt Tipps zu allen Themen und Arbeiten rund ums Dach, die Eindeckung oder die Wärmedämmung.
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