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Der Tag des negativen Superlativs: Kochel und Walchensee versinken im Verkehr, die Politik ist alarmiert

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Blech, so weit das Auge reicht: Am Freitag wurde den Menschen in Kochel und Walchensee ein Rekord beschert, auf den sie gerne verzichtet hätten.
Blech, so weit das Auge reicht: Am Freitag wurde den Menschen in Kochel und Walchensee ein Rekord beschert, auf den sie gerne verzichtet hätten. © -

Kochel/Walchensee – Menschen wie Michael Reusse sind ja einiges gewohnt. Reusse wohnt in Walchensee gleich gegenüber dem Café Bucherer und weiß, was es heißt, wenn der Ort mal wieder im Verkehrschaos versinkt. Doch so schlimm wie am vergangenen Freitag, dem Brückentag nach Fronleichnam, war es noch nie: Wer am Vormittag an den Walchensee wollte, fand sich schon in Schlehdorf im Stau wieder. Kein Wunder, dass anderntags die Drähte glühten: Kochels Bürgermeister Thomas Holz rief Martin Bachhuber, den CSU-Landtagsabgeordneten, an, und Bachhuber wählte die Nummer von Gerhard Eck, dem Staatssekretär im bayerischen Innenministerium. „So geht es nicht weiter“, klagt Holz. Bachhuber hat derweil Eck mal wieder an den Walchensee beordert: Am 30. Juni soll beraten werden, wie es weitergehen kann, um der Menschenmassen, die an schönen Tagen in die Region drücken, Herr zu werden.

Für Leute vom Fernsehen, die so sehr auf Bilder angewiesen sind, war der Freitag natürlich ein Glückstag: Ein Team des ZDF-Magazins Terra Xpress wollte ohnehin am Walchensee für einen Beitrag über den Massentourismus in den Bergen drehen, dass die Herrschaften, wie übrigens auch die Bereitschaftspolizei, erst mit Verspätung ihr Ziel erreichte, führte ihnen die Dimension vor Augen, die an diesem Tag alles bisher Dagewesene sprengte. „Das Schlimme dabei ist, dass wir gegen den Ansturm nichts unternehmen können“, sagt Bachhuber. Die Kesselbergstrecke hinauf zum Walchensee sei eine Bundesstraße und die dürfe man wegen Überlastung nicht sperren. „Wir sind hier machtlos“, räumt Bachhuber ein. Gleichwohl erachtet er als wichtig, dass Staatssekretär Eck nun zum wiederholten Mal an den Walchensee kommt. „Wir müssen ihm die ganze Dramatik vor Ort erneut verdeutlichen“, so Bachhuber. Eck ist zwar inzwischen nicht mehr für Verkehrsfragen, dafür aber für die Polizei zuständig. „Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Bereitschaftspolizei jetzt die Beamten vor Ort im Kampf gegen Falschparker unterstützt“, betont Bürgermeister Holz. Außerdem werde man mit ihm und Vertretern des Staatlichen Bauamtes über den Bau eines Fahrradwegs von Urfeld nach Walchensee sprechen. In Kochel will Holz zudem mit einem Fahrradschutzstreifen die Fahrbahn, dort wo es in Kochel und Walchensee möglich ist, zumindest optisch verengen, „um die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern zu erhöhen“, wie er sagt. Dass dies zwar die Geschwindigkeit der Autos reduziert, aber wohl nicht deren Anzahl, ist dem Rathauschef durchaus bewusst. „Ich kann schließlich niemandem verbieten, an den Walchensee zu fahren“, betont er. Außerdem will er von Staatssekretär Eck die Machbarkeit eines Fahrradwegs von Urfeld nach Walchensee prüfen lassen. 

Martin Bachhuber verweist darüber hinaus darauf, dass am Walchensee demnächst zumindest eine Entlastung bei den Parkplätzen in Angriff genommen wird: „Auf einem Areal der Staatsforsten werden in Einsiedl mehr als 400 Stellflächen entstehen.“ Wegen der derzeitigen Vegetationsperiode kann mit den dafür erforderlichen Arbeiten erst im Oktober begonnen werden. Michael Reusse wird dann zwar auch nicht leichter aus der Einfahrt kommen, er kann sich aber ein wenig Hoffnung machen, dass keine wildfremden Menschen mehr seine Garage zuparken. la

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