Deutsche Emissionshandelsstelle

Moore

Entwässerte Moorböden tragen erheblich zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Allein im Jahr 2020 entfielen circa 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2-Äq), also mehr als sieben Prozent aller Emissionen in Deutschland, auf trockengelegte Moorböden. Bundesweit gibt es etwa 18.000 Quadratkilometer Moorböden, wovon mehr als 90 Prozent entwässert sind. Die Wiedervernässung von Moorböden kann einen großen Beitrag für den Klimaschutz leisten und dazu beitragen, dass Deutschland und die Europäische Union ihre Klimaschutzziele erreichen. Auf dieser Seite informieren wir Sie zu Themen rund um den Moorklimaschutz.

Quelle: Dr. Friederike Erxleben/DEHSt

Moore und Moorböden

Was sind Moore?

Quelle: Corinna Gather/DEHSt

Moore sehen nicht aus wie Teiche oder Seen. Gewässer können zwar Teil einer Moorlandschaft sein, aber der eigentliche Moorboden ist in einem intakten Moor nicht permanent mit Wasser überschwemmt. Vielmehr steht das Wasser sehr nah unter der Bodenoberfläche. Wenn man auf Moorboden tritt, kann sich deshalb bei einem hohen Wasserstand eine Pfütze im Fußabdruck bilden.

Moore entstanden nach der letzten Eiszeit vor circa 11.500 Jahren weltweit. Es sind Ökosysteme, die von einem Überschuss an Regen- oder Grundwasser abhängig sind. Wenn Pflanzen absterben, die auf Moorböden wachsen, fallen die Pflanzenteile auf den Boden und werden dort durch das Wasser vom Sauerstoff abgeschlossen. Deshalb können diese Pflanzenteile, anders als auf mineralischen Böden, zum Beispiel im Wald oder auf Äckern, nicht vollständig zersetzt werden. Eine komprimierte Schicht aus Pflanzenteilen entsteht (Torf), die mit jedem abgestorbenen Pflanzenteil ein wenig größer wird. Weil der Torf aus organischem Material besteht, werden Moore auch als organische Böden bezeichnet. Die Torfschicht wächst nur in intakten Mooren. In unseren Breiten wächst sie allerdings nur sehr langsam, durchschnittlich einen Millimeter pro Jahr. Es dauert also rund 100 Jahre, um eine Torfschicht von 10 Zentimetern aufzubauen.

In der Bodenkunde werden verschiedene Formen von Moorbodentypen und organischen Böden unterschieden. Im Kontext des Klimaschutzes verwendet man hingegen die Begriffe Moore, Moorböden und organische Böden meistens synonym (so auch auf dieser Seite), wenn sie im Hinblick auf ihre Mächtigkeit, ihren Kohlenstoffgehalt und ihre Wassersättigung den Kriterien für organische Böden nach der Klimaberichterstattung entsprechen.

Weitere Informationen finden Sie in unserem Factsheet

Wo gibt es Moore in Deutschland?

In Deutschland gibt es circa 1,8 Millionen Hektar Moorböden. Das sind etwa 5 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Sie verteilen sich im Wesentlichen auf fünf moorreiche Bundesländer: Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bayern und Schleswig-Holstein.

Aggregierte Karte der organischen Böden Deutschlands Quelle: Tegetmeyer, C., Barthelmes, K.-D., Busse, S. & Barthelmes, A. (2020) Aggregierte Karte der organischen Böden Deutschlands. Greifswald Moor Centrum-Schriftenreihe 02/2020

Organische Böden in den Bundesländern
Summe1.861.061100,23
BundeslandHektar (gerundet)Prozent (gerundet)
Niedersachsen669.06536
Mecklenburg-Vorpommern283.65015
Brandenburg260.44714
Bayern226.35112
Schleswig-Holstein184.05910
Sachsen-Anhalt84.4465
Baden-Württemberg50.9653
Nordrhein-Westfalen45.8992
Sachsen30.7052
Hessen7.5540,4
Rheinland-Pfalz6.3730,3
Bremen5.7290,3
Hamburg3.2090,1
Thüringen1.1090,06
Saarland8060,04
Berlin6940,03

Datengrundlage: Tegetmeyer, C., Barthelmes, K.-D., Busse, S. & Barthelmes, A. (2020), Aggregierte Karte der organischen Böden Deutschlands. Greifswald Moor Centrum-Schriftenreihe 02/2020 / Darstellung: DEHSt

Wie werden Moore in Deutschland genutzt?

Fast alle Moore in Deutschland befinden sich nicht mehr in ihrem natürlichen Zustand. Sie wurden trockengelegt, um die Flächen zu verschiedenen Zwecken nutzbar zu machen. Mehr als 70 Prozent der Moorböden in Deutschland (Ackerland und Grünland) werden landwirtschaftlich genutzt. Die Bezeichnungen „Gehölze“ und „Feuchtwiesen“ richtet sind nach dem Bewuchs und der Nutzung der Flächen. In dieser Kategorie werden nicht nur die wenigen erhaltenen naturnahe Moorflächen erfasst, sondern zum Beispiel auch ungenutzte entwässerte Moorböden.

Quelle: Datengrundlage: Nationales Treibhausgasinventar 2022 für die Jahre 1990 bis 2020/ Darstellung: DEHSt

Nutzung von Moorböden
Flächen total1.822.10999
Fläche organischer Böden in Hektarin Prozent (gerundet)
Grünland i.e.S.951.78352
Ackerland331.16818
Wald278.00015
Terrestrische Feuchtgebiete108.6266
Siedlungen90.4085
Gewässer22.4321
Gehölze21.9411
Torfabbau17.7201
Sonstiges Land310

Datengrundlage: Nationales Treibhausgasinventar 2022 für die Jahre 1990 bis 2020 / Darstellung: DEHSt

In welchem Zustand sind Moore in Deutschland?

Quelle: Corinna Gather/DEHSt

In Deutschland sind über 90 Prozent der Moore entwässert (drainiert). Für den Laien sind sie in der Landschaft oft nicht mehr als Moore zu erkennen.

Entwässerte Moorböden können keinen neuen Torf bilden. Der bereits gebildete Torf trocknet aus und wird zersetzt. Der Torfkörper der drainierten Moore ist deshalb je nach Dauer der Austrocknung stark geschädigt (degradiert). Das hat weitreichende Folgen.

Degradierte Moorböden

  • emittieren Treibhausgase.
  • verlieren die für Feuchtgebiete einzigartige Tier- und Pflanzenwelt.
  • verlieren Nährstoffe und der Ertrag auf diesen Böden geht zurück.
  • verlieren ihre „Schwammwirkung“. Bei Überflutungen kann überschüssiges Wasser schwerer aufgenommen werden. Zudem sackt der Boden ab.

Warum ist Moorschutz so wichtig?

Intakte Moore sind Kohlenstoffspeicher

Quelle: Dr. Friederike Erxleben/DEHSt

In der Torfschicht von Mooren ist sehr viel Kohlenstoff gespeichert. In intakten Mooren werden abgestorbene Pflanzenteile über Jahrtausende hinweg vom Sauerstoff abgeschlossen. Die Zersetzung wird dadurch verhindert und der in den Pflanzenteilen gebundene Kohlenstoff kann nicht mehr in die Luft entweichen. Je größer der Torfkörper wird, desto mehr Kohlenstoff ist in dem Moor gebunden. Über Jahrtausende konnten Moore so zu enormen Kohlenstoffspeichern heranwachsen. Der Torfkörper wächst nur langsam und dieser natürliche Prozess kann nicht beschleunigt werden.

Auch in Wäldern ist Kohlenstoff gespeichert. Die Art und Weise der Kohlenstoffspeicherung unterscheidet sich aber bei Wäldern von jener in den Torfschichten der Moore. Grünpflanzen nutzen das CO2 aus der Luft dazu, um im Rahmen von Photosynthese Zucker zu produzieren. Dabei speichern Sie Kohlenstoff (C) und geben Sauerstoff (O2) an die Luft ab. Stirbt der Baum oder die Pflanze ab, zersetzen Kleinstlebewesen das Pflanzenmaterial, sodass der eingespeicherte Kohlenstoff wieder freigesetzt wird. Ein Wald kann deshalb als „revolvierende“ Kohlenstoffsenke bezeichnet werden. Ständig wird neuer Kohlenstoff gebunden und bereits gebundener Kohlenstoff wieder freigesetzt. Bleibt der Bestand und die Altersstruktur eines Waldes ungefähr gleich, bleibt auch die Treibhausgasbilanz des Waldes gleich. Kommen mehr Bäume oder Pflanzen hinzu, wird mehr Kohlenstoff gebunden als zuvor, die Senkenwirkung des Waldes wird verstärkt. Werden mehr Bäume geerntet und wachsen keine neuen nach (zum Beispiel, weil die Fläche nun als Wohngebiet genutzt werden soll), verliert der Wald an Senkenwirkung.

Die Kohlenstoffbindung in Moorböden erfolgt langsamer als in Wäldern, der gebundene Kohlenstoff bleibt aber in intakten Moorböden dauerhaft gebunden. In gesunden Mooren kann zudem auf derselben Fläche durch das Torfwachstum fortlaufend neuer Kohlenstoff gespeichert werden.

Entwässerte Moore sind CO2-Quellen

Degradierte Moorböden sind große Emissionsquellen. In Deutschland entsprachen die Emissionen aus Moorböden im Jahr 2020 mit circa 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten mehr als sieben Prozent der Gesamtemissionen in Deutschland. Da mehr als 70 Prozent der Moorböden landwirtschaftlich genutzt werden und diese besonders stark trockengelegt wurden, sind sie weit überwiegend für die hohen Emissionen aus Moorböden verantwortlich.

Wird ein Moor entwässert, gelangt Sauerstoff an die Torfschicht und die abgestorbenen Pflanzenteile werden zersetzt. Im Vergleich zum langsamen Aufbau des Torfkörpers, in dem über Jahrtausende Kohlenstoff gebunden wurde, vollzieht sich der Zersetzungsprozess wesentlich schneller und der gespeicherte Kohlenstoff wird in Form von CO2 freigesetzt. Neuer Torf wird nicht gebildet. Dieser Prozess setzt sich fort, bis der gesamte gebundene Kohlenstoff in die Luft entlassen wurde.

Je stärker ein Moor trockengelegt wurde, desto höher sind die Emissionen aus der Fläche. So sind Emissionen aus Moorböden, die als Ackerflächen genutzt werden, mit circa 40 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Hektar und Jahr besonders hoch. Im Jahr 2020 machten die Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Moorböden (Ackerland und Grünland) knapp sechs Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland aus (42,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2-Äq)). Aber auch entwässerte Moorböden, die forstwirtschaftlich oder gar nicht spezifisch genutzt werden emittieren mehr als 20 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr.

Moorklimaschutz zielt deshalb im Wesentlichen darauf ab, die Emissionen aus Moorböden zu reduzieren und möglichst viel des in Moorböden gespeicherten Kohlenstoffs dort zu halten. Langfristig können intakte Moore weiteren Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden, wenn die Torfschicht wieder wächst.

Die Emissionsdaten aus Moorböden werden im Rahmen der nationalen Treibhausgasberichterstattung ermittelt. Im Rahmen dieser Berichterstattung werden alle Emissionen sektorspezifisch erhoben (zum Beispiel Energie, Gebäude, Verkehr). Die Daten für Moorböden werden im Rahmen des Sektors „Landwirtschaft“ unter der Kategorie „organische Böden“ und innerhalb des Sektors „Landnutzung, Landnutzungsänderung und Waldwirtschaft, Land Use, Land Use Change and Forestry (LULUCF)“ unter verschiedenen Kategorien erfasst.

Quelle: Umweltbundesamt

Weitere Informationen zur Emissionsberichterstattung finden Sie auf den folgend verlinkten Seiten.

Für den Bereich der Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft

Für den Bereich der Landwirtschaft

Klimaschädliche Moornutzung

Moorklimaschutz zielt deshalb im Wesentlichen darauf ab, die Emissionen aus Moorböden zu reduzieren und möglichst viel des in Moorböden gespeicherten Kohlenstoffs dort zu halten. Langfristig können intakte Moore weiteren Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden, wenn die Torfschicht wieder wächst. Um wirksame Maßnahme für Moorklimaschutz zu entwickeln und umzusetzen, müssen wir uns bewusst machen, warum Moorböden trockengelegt wurden.

Gründe für die klimaschädliche Moornutzung: Ernährungssicherheit

Bild/Video 1 von 2

Bild zeigt einen Acker auf dem nach der Ernte noch Stoppeln stehen. Davor staut sich das Wasser in einem Bach. Im Hintergrund ist ein Wald und Strommasten. Gründe für die klimaschädliche Moornutzung: Ernährungssicherheit Moorböden wurden aus verschiedenen Gründen trockengelegt. Der wichtigste Grund war es, die Moorböden für die traditionelle Landwirtschaft nutzbar zu machen. Noch nach dem zweiten Weltkrieg bis in die 80er Jahre wurden Moore insbesondere im Emsland systematisch trockengelegt, um Flächen für die Nahrungsmittelproduktion zu schaffen. Die Ernährungssicherung und damit auch die Trockenlegung lagen im öffentlichen Interesse und wurden zum Teil staatlich gefördert und organisiert. Zu diesem Zeitpunkt war man sich der schädlichen Klimawirkung der Trockenlegung nicht bewusst. Im Jahr 2020 machten die Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Moorböden knapp sechs Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland aus (42,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente). Mittlerweile kann die Nahrungsmittelversorgung in Deutschland über die landwirtschaftlich genutzten mineralischen Böden sichergestellt werden. Denn organische Böden machen lediglich circa sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen (Grünland und Ackerland) aus. Heute werden circa 20 Prozent der Ackerfläche nicht mehr für den Anbau von Nahrungsmitteln, sondern für bioenergiepflanzen wie Mais und Raps verwendet. Quelle: Dr. Friederike Erxleben/DEHSt

Moorschutz ist mehr als nur Klimaschutz

Quelle: Dr. Friederike Erxleben/DEHSt

Degradierte Moorböden schaden dem Klima und der Umwelt nicht nur als Emissionsquellen. Auch verlieren entwässerte Moorböden die weiteren positiven Eigenschaften, die intakte Moore wertvoll für Mensch und Umwelt machen: Viele Tier- und Pflanzenarten sind auf die einzigartigen Ökosysteme in intakten Mooren angewiesen. Intakte Moore können als Wasserretentionsflächen Wetterextremereignisse wie Starkregen und Überschwemmungen abfedern, da diese Böden Wasser leicht aufnehmen können. Im Sommer trocknet der feuchte Boden nicht so leicht aus und das Mikroklima wird positiv beeinflusst. Sie dienen der Klimaanpassung und als Erholungsräume für den Menschen.

03.11.2022

Weitere Informationen dazu finden Sie auf den Seiten des Bundesamtes für Naturschutz

Moorklimaschutz – Was muss passieren?

Intakte Moorböden sind wichtig für Mensch und Umwelt. Sie können einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur über Moorklimaschutz sprechen, sondern auch ambitioniert handeln, indem wir

  • Moorklimaschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen,
  • Intakte Feuchtgebiete schützen und erhalten und
  • Aus klimaschädlicher Moornutzung aussteigen,
    • durch die klimafreundliche Nutzung organischer Böden und
    • durch den Ausstieg aus dem Torfabbau sowie der Torfnutzung.

Moorklimaschutz: eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Moorklimaschutz geht uns alle an: Die Klimawirkung von Mooremissionen treffen uns alle und mit unseren Lebensgewohnheiten sowie unseren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Erwartungen haben wir alle Einfluss auf die Frage, wie unsere Rohstoffe und Landflächen genutzt werden. Moorklimaschutz ist deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht mit ein wenig gutem Willen und einem Fingerschnippsen umgesetzt wird.

Vielmehr ist die Umstellung hin zu einer klimafreundlichen Moornutzung ein Transformationsprozess, der auf die Mitwirkung der Betroffenen angewiesen ist und von einem gesellschaftlichen Konsens getragen werden muss. Einzelne Pioniere, Pilotprojekte und Aktionen von Freiwilligen sind sehr wichtig, um Moorklimaschutz sichtbar zu machen, Erfolge im Klima- und Naturschutz zu erzielen und Erfahrungen für weitere Vorhaben zu schaffen. Damit aber Moorschutz großflächig umgesetzt werden kann, muss sich die gesamte Gesellschaft dessen Relevanz bewusst werden. Dazu gehört folglich auch die Bereitschaft, diesen Transformationsprozess politisch zu fordern, zu gestalten, finanziell durch Steuergelder zu unterstützen und sich für neue Nutzungsformen von Moorböden zu öffnen.

Wiedervernässung von Moorböden

Quelle: Dr. Friederike Erxleben/DEHSt

Trockengelegte Moorböden können wiederhergestellt werden, indem sie wiedervernässt werden. Dazu muss der Wasserstand im Boden angehoben werden. Je höher der Wasserstand in Moorböden (also je näher an der Bodenoberfläche), desto geringer sind die Emissionen.

Dazu können unter anderem bestehende Entwässerungssysteme aufgegeben und zurückgebaut (Zuschütten von Entwässerungsgräben) oder aktiv Wasser in die Fläche eingeführt werden (Verzicht und Rückbau von Bachbegradigungen oder Ähnliches).

Die Extensivierung der Grünlandnutzung (zum Beispiel durch weniger dichten Tierbestand) führt zu geringeren Emissionen aus Böden. Ebenso kann durch das Verbot, Grünland (Weideland) in Ackerland umzuwandeln, verhindert werden, dass die Bodenemissionen steigen. Diese beiden Maßnahmen sind nicht nur für organische, sondern auch für mineralische Böden relevant. Für organische Böden ist aber die wesentliche Maßnahme zur Emissionsreduktion die Wiedervernässung der trockengelegten Flächen.

  1. Ein natürliches Moor ist ein Klimaschützer, weil es Kohlenstoff (C) einbindet und im Torf festlegt. Auch wenn das Moor gleichzeitig Methan (CH4) ausstößt, ist es weitgehend klimaneutral.
  2. Der Wasserstand ist bei Mooren entscheidend. Ist er zu hoch, kann sich viel Methan bilden, das in die Luft gelangt. Trotz großer Aufnahme von Kohlenstoff kann ein überstautes Moor ein Emittent sein.
  3. Bei einem trockengelegten Moor wird der im Torf gebundene Kohlenstoff zu Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N2O) abgebaut und gelangt in die Luft. Dieses Moor ist eine große Quelle von Treibhausgasen, trotz der geringen Aufnahme von Methan.
  4. Wird ein zerstörtes Moor renaturiert, kann es erst einmal Methan abgeben. Doch nach einigen Jahren nimmt das Moor mehr Kohlenstoff auf, als es Kohlendioxid abgibt.

Alternativen zur Torfnutzung

Torf wird heute vor allem im Gartenbau eingesetzt. Auch in Blumen- und Gartenerde ist oft Torf enthalten. Für Hobby-Gärtner*innen gibt es bereits viele geeignete torffreie Erden, die ebenso gut eingesetzt werden können und dabei keine schädlichen Klimaeffekte haben.

Im Erwerbsgartenbau wird Torf überwiegend als Anzuchtsubstrat für junge Pflanzen verwendet. Die besonderen Eigenschaften des Torfs sorgen für eine besonders gutes und schnelles Wachstum der Pflanzen. Gleichzeitig führt die Torfnutzung zu hohen Emissionen. Deshalb sollte im Erwerbsgartenbau zügig, wie auch im Hobbybereich, auf die Torfnutzung verzichtet werden. Dazu bedarf es aber umweltfreundlicher geeigneter Torfersatzprodukte, die ihrerseits nicht klimaschädlich sind. Einige Torfalternativen gibt es bereits, andere werden in verschiedenen Forschungsvorhaben untersucht.

Weitere Informationen dazu finden Sie auf den Seiten des Bundesamtes für Naturschutz und des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung.

02.11.2022

Herausforderungen der Wiedervernässung

Quelle: Dr. Friederike Erxleben/DEHSt

Verschiedene Herausforderungen hemmen oder verhindern eine zügige Wiedervernässung von Moorböden. Einige dieser Herausforderungen (zum Beispiel die tatsächliche Verfügbarkeit von Wasser) machen eine Wiedervernässung bestimmter Flächen zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich. Viele Aspekte sind hingegen soziale, wirtschaftliche, wissenschaftliche und ökologische Herausforderungen, die in einem politischen Aushandlungsprozess über verschiedene Stellschrauben überwindbar gemacht werden können: Der bestehende Rechtsrahmen kann angepasst werden, vertiefte Forschung kann fehlende wissenschaftliche Grundlagen schaffen und wirtschaftliche Förderung und Produktionsmöglichen können umgestaltet werden.

Verfügbarkeit von Wasser

Flächen können nur dann wiedervernässt werden, wenn genügend Wasser vorhanden ist. Auf einigen Flächen kann es ausreichend sein, bestehende Entwässerungssysteme aufzugeben oder zurückzubauen und durch Pumpsysteme sowie gezielte Stauhaltung zu ergänzen. Auch kann Wasser aktiv in die Fläche geleitet werden, zum Beispiel indem die Begradigung von nahegelegenen Bächen rück- oder umgebaut wird.

Ein solches Vorgehen ist allerdings nicht immer möglich. Zudem trocknen in Dürreperioden, die durch den Klimawandel zunehmen und länger anhalten, Flächen zusätzlich aus. Nicht nur trockengelegte Moorböden, sondern auch mineralische Böden können über weite Teile des Jahres trockener fallen, als es der Vegetation zuträglich ist. Das kann zu Verteilungsschwierigkeiten führen. Nasse Moorböden können einen positiven Effekt auf den Wasserhaushalt auch anliegender mineralischer Flächen haben. Wenn aber bereits das Wasser zur Wiedervernässung fehlt, kann diese Wirkung nicht herbeigeführt werden.

Wesentlich ist deshalb eine umsichtige Planung des Wasserhaushaltes und -managements auch bei der Identifizierung und Auswahl von Flächen, die besonders dringlich wiedervernässt werden müssen und sich im Hinblick auf die Wasserverfügbarkeit besonders für eine Wiedervernässung eignen.

Bestehende Verkehrs- und Siedlungsinfrastruktur

Bei der Planung und Genehmigung neuer Bauprojekte sollte darauf geachtet werden, dass diese nicht auf Moorböden umgesetzt werden. Denn dadurch würden sie einer Wiedervernässung entgegenstehen oder diese zumindest erschweren.

Circa 90.000 Hektar Moorböden liegen derzeit unmittelbar unter Siedlungsflächen. Auch Straßen und Autobahnen sind zum Teil über Moorböden gebaut. Diese stellen ein Hindernis für eine Wiedervernässung dar. Hinzu kommen Siedlungen und Infrastruktur, die zwar nicht unmittelbar auf Moorböden errichtet sind, aber auf ähnlicher Höhe wie Moorböden liegen. Auch hier ist eine Wiedervernässung schwer möglich, denn dann würde auch der Wasserstand auf diesen Flächen ansteigen, wenn durch gezieltes Wassermanagement (zum Beispiel Verlegung von Pumpstationen und Gräben) entsprechende Vorsorge getroffen wird.

Bestehende Nutzung und zugehörige Infrastruktur

Degradierte Moorböden werden weit überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Diese Nutzung ist nur möglich, gerade weil die Böden trockengelegt sind. Nach einer Wiedervernässung ist es nicht möglich, die bisherige traditionelle landwirtschaftliche Bewirtschaftung (zum Beipsiel Kartoffel- oder Maisanbau oder Weidehaltung von Kühen) fortzusetzen. Alle Bauten (Ställe, Scheunen, Melkanlagen und Einrichtungen zur Verarbeitung) fallen bei einer Wiedervernässung außer Nutzung und müssten zumeist abgetragen werden. Dasselbe gilt für alle Bauten und die Nutzung von Flächen, die zwar selbst nicht auf Moorböden liegen, aber auf derselben Höhe, und dadurch von der Anhebung des Wasserstandes ebenso betroffen wären.

Bedenken von Betroffenen

Derzeit besteht für Eigentümer*innen keine Verpflichtung, Moorböden wiederzuvernässen. Deshalb kann eine Wiedervernässung nur vorgenommen werden, wenn alle Betroffenen zustimmen (Eigentümer*innen, Landbewirtschaftende, Pächter*innen, Anrainer*innen). Auch wenn aus Klimaschutzgründen alles dafür spricht, Moorböden wiederzuvernässen, ist aus Sicht von Betroffenen eine Wiedervernässung ein großer Einschnitt und kann mit vielen persönlichen Nachteilen verbunden sein: Abgesehen von dem Planungs-, Verfahrens- und Umsetzungsaufwand und den dafür anfallenden Kosten, kann eine wiedervernässte Fläche nicht mehr so genutzt werden, wie sie in trockengelegtem Zustand genutzt werden konnte. Für Menschen, die von der Landwirtschaft auf degradierten Moorböden leben, bedeutet das, dass sie ihre bisherige Existenz- und Bewirtschaftungsgrundlage aufgeben müssten.

Wichtig ist es deshalb, den Betroffenen nicht nur die Nachteile der klimaschädlichen Nutzung drainierter Moorböden vorzuhalten und eine sofortige Umstellung zu fordern. Vielmehr muss sachlich über die Klimafolgen der trockenen Moorbodenbewirtschaftung informiert werden und die Wiedervernässung als perspektivisch für den Klimaschutz notwendiges Ziel aufgezeigt werden, um für Bewirtschaftende eine Planbarkeit für weitere betriebliche Investitionsentscheidungen zu schaffen. Zudem müssen alternative Nutzungsformen und damit verbundene Einkommensquellen wiedervernässter Moorböden aufgezeigt, erprobt und begleitet werden.

Wichtig ist es also, alternative Nutzungsformen und damit verbundene Einkommensquellen wiedervernässter Moorböden aufzuzeigen, zu erproben und zu begleiten. Dazu gehört es auch Verwertungsketten für Produkte aus Paludibiomasse aufzubauen und das Bewusstsein für die Bedeutung von Moorböden für den Klimaschutz in der gesamten Gesellschaft zu schärfen. Eine Anpassung des Rechtsrahmen und finanzielle Anreize können Planbarkeit für Betroffene schaffen und so eine Wiedervernässung und Umstellung auf andere Nutzungsform erleichtern.

Planungs-, Verfahrens- und Umsetzungsaufwand

Um eine Wiedervernässung durchführen zu können, müssen verschiedene Gutachten erstellt werden, so zum Beispiel über das Höhenprofil der Fläche und der Nachbarflächen, über die Wasserverfügbarkeit und notwendige bauliche Änderungen. Verschiedene Genehmigungen (wasserrechtlich, baurechtlich etc.) müssen beantragt werden. Bevor mit der Wiedervernässung in der Fläche begonnen werden kann, ist deshalb mit einem Vorlauf von mehreren Jahren zu rechnen. Zuständig für die staatlichen Genehmigungen ist das jeweilige Bundesland. Diese Zeit könnte verkürzt werden, wenn die Genehmigungsverfahren gebündelt oder in anderer Weise bürokratisch verschlankt würden.

Kosten

Kosten fallen nicht nur für die tatsächlichen Maßnahmen auf der Fläche an, sondern auch für den Planungs- und Verfahrensaufwand. Neben diesen faktischen Kosten für die Wiedervernässung sind sehr verkürzt auch folgende Aspekte zu bedenken:

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht von Landbewirtschaftenden zeigt sich eine Wiedervernässung als nicht wirtschaftlich, solange eine Folgenutzung nicht zu vergleichbarem Gewinn führt, wie die Bewirtschaftung von drainierten Flächen. Zudem gehen bereits für die Bewirtschaftung der trockenen Moorböden getätigte Investitionen verloren.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht zeigen sich Investitionen in eine Wiedervernässung von Moorböden als lohnend, wenn man den durch die Emissionen aus den drainierten Flächen entstehenden volkswirtschaftlichen Schaden berücksichtigt.

Bei der Frage, wie Maßnahmen zielführend für ambitionierten Moorklimaschutz gestaltet und finanziert werden können, sind diese Aspekte zu berücksichtigen.

Die Umstellung von traditioneller Bewirtschaftung drainierter Moorböden auf eine klimafreundliche Moornutzung ist als Transformationsprozess eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf die Mitwirkung der Betroffenen angewiesen ist und von einem gesellschaftlichen Konsens getragen werden muss. Die beschriebenen Herausforderungen müssen deshalb auch im Austausch mit den Betroffenen durch geeignete Maßnahmen adressiert werden, damit der Moorschutz zu ambitioniertem Klimaschutz beitragen kann.

Wie können wiedervernässte intakte Moorböden genutzt werden?

Quelle: Dr. Friederike Erxleben/DEHSt

Moorböden befinden sich überwiegend in Privateigentum und werden landwirtschaftlich genutzt. Nach einer Wiedervernässung sind die Flächen nicht mehr traditionell landwirtschaftlich nutzbar. Deshalb stellt sich die Frage, wie Flächen nach einer Wiedervernässung klimafreundlich und in Einklang mit anderen Zielen des Natur- und Umweltschutzes genutzt werden können. Verschiedene Nutzungsformen werden derzeit erwogen und zum Teil bereits umgesetzt:

Naturschutzfachliche Nutzung, Brache und Erholungsgebiete

Wiedervernässte Flächen können renaturiert werden – entweder in dem die Fläche sich selbst überlassen wird oder durch gezielte naturschutzfachliche Pflegemaßnahmen (beispielsweise gezielte Ansiedlung moortypischer Arten). Geschütze Tiere (zum Beispiel Vogelarten wie der Seggenrohrsänger), Pflanzen (zum Beispiel die Grasart Seggen) und Insekten (zum Beispiel der Hochmoorbläuling, eine Schmetterlingsart), die auf die einzigarten Ökosysteme intakter Feuchtgebiete angewiesen sind, finden einen Lebensraum. Renaturierte Flächen tragen dadurch wesentlich zum Schutz des Artenreichtums und der Artenvielfalt (Biodiversität) bei. Die Flächen können daneben zudem als Erholungsgebiet und Naturlehrgebiet genutzt werden.

Landwirtschaftliche Folgenutzung (Paludikultur)

Quelle: Dr Friederike Erxleben/DEHSt

Auf wiedervernässten Flächen kann eine angepasste Form der land- und forstwirtschaftlicher Wertschöpfung erfolgen, indem die Flächen in Paludikultur genutzt werden. Das ist eine Nutzungsform, bei der der Torfkörper erhalten wird oder weiter anwachsen kann. In Anbau-Paludikultur werden beispielsweise mit Seggen, Schilf, Rohrkolben, Torfmoos oder Schwarzerlen Arten kultiviert, die auf nassen Standorten wachsen. Bei Weide-Paludikultur werden die Flächen zur Beweidung von Tieren genutzt, die wie Wasserbüffel an hohe Wasserstände angepasst sind.

Auch bei einer Bewirtschaftung in Paludikultur werden Moorökosysteme wiederhergestellt und bieten Lebensraum für moortypische Flora und Fauna. Der Naturschutz ist bei dieser Folgenutzungsart allerdings nicht primäres Ziel, was zu Zielkonflikten führen kann, die offen benannt und austariert werden müssen. Die Wirkungen von Paludikulturnutzung auf das Klima, Biodiversität und weitere Schutzgüter werden in verschiedenen Forschungsvorhaben unter anderem des Bundesamtes für Naturschutz untersucht.

Die Möglichkeit, wiedervernässte Flächen in Paludikultur zu nutzen, bietet einen Anreiz für landwirtschaftliche Betriebe, die klimaschutzpolitisch erforderliche Wiedervernässung von Moorböden freiwillig schneller und in größerem Umfang umzusetzen.

Andere Formen der Folgenutzung

Zunehmend werden weitere Nutzungsansätze für wiedervernässte Flächen diskutiert. Das Aufstellen von Photovoltaik-Anlagen auf wiedervernässten Flächen stößt auf Interesse, aber auch Skepsis, die sowohl die technische Machbarkeit, als auch die ökologische und ökonomische Sinnhaftigkeit sowie die naturschutzrechtliche Zulässigkeit betrifft.

Politische Zielsetzungen und Maßnahmen zum Moorklimaschutz

Die Bedeutung von Mooren für den Klimaschutz rückt auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene immer stärker in den Fokus. Dabei greifen Ziele und Maßnahmen zum Moorklimaschutz aller Ebenen ineinander. Sie müssen zielführend aufeinander abgestimmt werden, damit sie bestmögliche Wirkung entfalten.

Mit dem Übereinkommen von Paris (Paris Agreement) haben sich die Vertragsstaaten dazu verpflichtet, bis 2050 CO2-neutral zu sein, also unter anderem ein Gleichgewicht von CO2-Emissionen und Einbindungen zu erzielen. Als Mitgliedstaat der Europäischen Union EU hat sich Deutschland zu diesem Ziel bekannt, das auch die Reduktion von Mooremissionen voraussetzt.

Wesentliche Parameter für die Förderung und den Umgang mit landwirtschaftlich genutzten Mooren gibt die gemeinsame Agrarpolitik der EU vor.

In Deutschland liegt der Moorschutz grundsätzlich in der Kompetenz der Länder, die auch Programme unter der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU zum Moorschutz auflegen können. Übergreifende Strategien zum Moorschutz und nationale Klimaschutzziele formuliert der Bund. Auch arbeiten Bund und Länder in verschiedenen Bereichen des Moorklimaschutzes zusammen.

Nationale Strategien, Zielvereinbarungen und Maßnahmen

Im Klimaschutzgesetz (KSG) hat sich Deutschland sowohl im Sektor der Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (§ 3a KSG) als auch im Sektor Landwirtschaft (§ 3 Absatz 1 und § 4 sowie der Anlage zum KSG) Ziele gesetzt. Damit diese Ziele erreicht werden können, müssen ambitionierte Maßnahmen und Programme im Moorklimaschutz angestoßen und umgesetzt werden. Dazu bekennt sich auch die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag. Im Entwurf zum Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz hat das BMUV den Moorschutz als erstes Handlungsfeld ersten Aspekt genannt und seine Bedeutung betont. Zudem hat die Bundesregierung eine ressortübergreifende Nationale Moorschutzstrategie vorgelegt. BMUV und BMEL fördern Pilotvorhaben sowie Muster- und Demonstrationsbetriebe für klimafreundliche Moorbewirtschaftung. Alternativen zur Torfnutzung und den perspektivischen Ausstieg aus dem Torfabbau und der Torfverwendung werden in der Torfminderungsstrategie des BMEL behandelt.

17.11.2022

Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz

Mit dem „Ak­ti­ons­pro­gramm na­tür­li­cher Kli­ma­schutz“ er­ar­bei­tet das BMUV kon­kre­te Zie­le, Maß­nah­men und Pro­gram­me für den na­tür­li­chen Kli­ma­schutz, die mit al­len Res­sorts der Re­gie­rung ab­ge­stimmt wer­den. Ein we­sent­li­cher As­pekt ist da­bei der Moorkli­ma­schutz.

Moorschutzstrategie

Die Bundesregierung hat ei­ne res­sort­über­grei­fen­de Na­tio­na­le Moor­schutz­stra­te­gie vor­ge­legt, die ne­ben Maß­nah­men in zehn Hand­lungs­fel­dern ein quan­ti­fi­zier­tes Emis­si­ons­re­duk­ti­ons­ziel fest­hält: bis zum Jahr 2030 sol­len die jähr­li­chen Emis­sio­nen aus land­wirt­schaft­lich ge­nutz­ten Moor­bö­den um fünf Mil­lio­nen Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te (CO2-Äq) re­du­ziert wer­den.

Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz

Der Bund und die Län­der ha­ben sich ge­mein­sam auf ein quan­ti­fi­zier­tes Ziel im Moorkli­ma­schutz ge­ei­nigt: Bis zum Jahr 2030 sol­len die jähr­li­chen Emis­sio­nen aus Moor­bö­den um 5 Mil­lio­nen Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te re­du­ziert wer­den. Die Bund-Län­der-Ziel­ver­ein­ba­rung kann da­durch der Um­set­zung der Na­tio­na­len Moor­schutz­stra­te­gie die­nen.

Torfminderungsstrategie

Um Moo­re um­fas­send zu schüt­zen, müs­sen auch der Ab­bau und die Ver­wen­dung von Torf ins Blick­feld ge­nom­men wer­den. Denn der Ab­bau von Torf schä­digt oder zer­stört Moor­öko­sys­te­me und ver­ur­sacht eben­so wie sei­ne Ver­wen­dung ho­he Treib­h­aus­ga­se­mis­sio­nen. Die­sen Fra­gen wid­met sich das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Land­wirt­schaft und Er­näh­rung, das da­zu auch ei­ne Torf­min­de­rungs­stra­te­gie for­mu­liert hat.

Klimaschutzplan 2050

Moor­schutz wur­de be­reits im Kli­ma­schutz­plan 2050 und im die­sen aus­füh­ren­den Maß­nah­men­plan 2030 als we­sent­li­che Maß­nah­me iden­ti­fi­ziert. Da­zu ge­hört auch die Wie­der­ver­näs­sung und die Re­du­zie­rung der Torf­ver­wen­dung. Das Min­de­rungs­po­ten­ti­al wur­de auf 3 bis 8,5 Mil­lio­nen Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te jähr­lich ge­schätzt. Die Bundesregierung leg­te sich auf ei­ne Min­de­rungs­grö­ße von 5 Mil­lio­nen Ton­nen CO2-Äqui­va­len­te bis 2030 fest.

Klimaschutzprogramm 2030

Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Er­näh­rung und Land­wirt­schaft (BMEL) hat für das Kli­ma­schutz­pro­gramm 2030 der Bundesregierung ein Pa­ket von zehn Kli­ma­schutz­maß­nah­men ent­wi­ckelt. Die­se be­zie­hen sich vor­wie­gend auf die Sek­to­ren Land­wirt­schaft so­wie Land­nut­zung, Land­nut­zungs­än­de­run­gen und Forst­wirt­schaft (LU­LUCF) und sol­len si­cher­stel­len, dass die Kli­ma­schutz­zie­le 2030 in die­sen Be­rei­chen er­reicht wer­den.

Veröffentlichungen des Umweltbundesamtes

Das Umweltbundesamt nimmt am wissenschaftlichen Austausch zum Moorschutz teil. Es begleitet und finanziert Forschungsarbeiten zu Themen des Moorklimaschutzes. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl verschiedener Studien, die das Umweltbundesamt dazu herausgegeben hat.

Anreize für Paludikultur

Im Jahr 2020 emittierten trockengelegte Moorböden 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2-Äq) (mehr als sieben Prozent der Emissionen in Deutschland). Etwa 1,3 Millionen Hektar trockengelegte Moorböden werden als Acker und Grünland landwirtschaftlich genutzt und sind für fast 80 Prozent der Emissionen aus Moorböden verantwortlich. Um diese Emissionen zu reduzieren, ist es notwendig, drainierte Moorböden wiederzuvernässen. Durch die Wiedervernässung der Moorböden können jährlich circa 20 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar eingespart werden. Wiedervernässte Flächen können jedoch nicht weiter konventionell landwirtschaftlich genutzt werden. Sie können aufgelassen oder naturschutzfachlich genutzt werden. Eine wirtschaftliche Folgenutzung kann in Paludikultur erfolgen. In Anlehnung an Agrikultur und Silvikultur bezeichnet Paludikultur („palus" – lateinisch „Sumpf, Morast") die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser und wiedervernässter Moore unter Erhalt oder Aufbau des Torfkörpers, zum Beispiel durch die Kultivierung von Seggen, Schilf, Rohrkolben, Torfmoos oder Erlen. Die Wiedervernässung bedarf der Mitwirkung der Flächeneigentümer*innen sowie der Bewirtschaftenden. Das ist mit zahlreichen Herausforderungen und einer grundlegenden Änderung der Bewirtschaftung verbunden und muss deshalb angereizt werden.

Im Rahmen des Ressortforschungsvorhabens „Anreize für Paludikultur zur Umsetzung der Klimaschutzziele 2030 und 2050“ (FKZ 3719 42 509 0) wurden von DUENE e.V. zwei Hintergrundpapiere und ein Abschlussbericht erarbeitet. Die Studie analysiert die Potenziale und Hemmnisse von Paludikultur, untersucht die Kosten einer Wiedervernässung und Umstellung auf Paludikultur und schlägt Lösungsansätze, Aus- und Weiterbildungsangebote, den Aufbau von Lieferketten für Produkte aus Paludikultur sowie finanzielle Anreizinstrumente vor, mit denen die Umstellung auf Paludikultur gefördert werden können. Dabei zeigt sich, dass es unter den derzeitigen Rechts- und Förderrahmenbedingungen hoher finanzieller Anreize bedarf, damit Betroffene freiwillig landwirtschaftlich genutzte Moorböden wiedervernässen. Zudem werden für ein Beispielszenario „PaludiAnreize“ verschiedene Förderinstrumente miteinander kombiniert und für jedes Instrument eine Fördersumme vorgeschlagen, die zu einer freiwilligen Umstellung auf Paludikultur anreizen kann.

Entwicklung eines internationalen Moorklimaschutz-Standards

Welche Kriterien und Konzepte für Moorklimaschutzprojekte sind umweltinteger? Unter welchen Voraussetzungen können für die Klimaschutzerfolge von Moorklimaschutzprojekten Zertifikate ausgestellt werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine Studie des Umweltbundesamts (UBA) aus dem Jahr 2019. Unter dem Titel „Designing an International Peatland Carbon Standard: Criteria, Best Practices and Opportunities“ betrachtet die Studie Standards für Moorklimaschutzprojekte sowohl im freiwilligen Markt für Treibhausgaskompensation als auch unter Artikel 6 des Übereinkommens von Paris sowie unter CORSIA und in den künftigen Verpflichtungsmärkten auf internationaler Ebene.

Eine deutsche Zusammenfassung des folgenden Abschlussberichts finden Sie auf den Seiten 16 bis 22.

Moore in landwirtschaftlicher Nutzung: Hotspots des Klimawandels

Die meisten Moore in Deutschland sind aufgrund der landwirtschaftlichen Nutzung vom Kohlenstoffspeicher zum Emittenten von Treibhausgasen geworden. Der Aufsatz beschreibt Möglichkeiten zur Minderung der Emissionen, leuchtet die Zukunft der Moore aus und zählt notwendige Schritte zur Verbesserung der Situation auf.

Aufsatz im Themenheft des Umweltbundesamtes (Kapitel 2)

Wie die EU ihre Moore besser schützen kann (gemeinsam mit BfN)

Intakte Moore sind effektive Klimaschützer und wichtig für die Biodiversität. Obwohl sie nur drei Prozent der Landfläche weltweit ausmachen, speichern sie doppelt so viel Kohlenstoff wie die Wälder. Werden Sie zerstört, emittieren sie dagegen große Mengen Treibhausgase. Ein Beratungshilfeprojekt aus dem Jahr 2017 vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Umweltbundesamt (UBA) zeigt, wie die Europäische Union mehr für ihre Moore tun kann.

Abschlussbericht aus dem Jahr 2017 (auf Englisch)

Wie Treibhausgase aus Mooren und Wäldern reduziert werden können

Welche Möglichkeiten – politisch und wirtschaftlich – gibt es, die Treibhausgasemissionen aus Mooren und Wäldern zu reduzieren? Dieser Frage widmet sich eine Studie des Umweltbundesamts (UBA) aus dem Jahr 2016. Sie betrachtet unter dem Titel „Peatlands, Forests and the Climate Architecture: Setting Incentives through Markets and Enhanced Accounting“ sowohl Maßnahmen auf internationaler Ebene (UNFCCC) wie auf Ebene der EU.

Zu den analysierten Maßnahmen gehören unter anderem

  • die Einrichtung eines „Moor-Markt-Mechanismus“,
  • die Verbesserung des Berichterstattungs- und Anrechnungsrahmens,
  • die Etablierung separater Verpflichtungsziele für Land Use, Land Use Change and Forestry (LULUCF),
  • Aspekte der Verknüpfung von Handelssystemen („Linking“),
  • Strategien zur Einbindung von LULUCF-Emissionen auf EU-Ebene sowie
  • freiwillige Marktsysteme.

Abschließend evaluiert die Studie die verschiedenen Optionen anhand ausgewählter Kriterien, darunter Umweltverträglichkeit, Kosten und politische Machbarkeit und gibt Schlussempfehlungen für die Bundesregierung und die EU. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Option der Entwicklung eines internationalen Moor-Markt-Mechanismus sowie im EU-Kontext auf die Option der Einbindung von LULUCF-Emissionen in den Rahmen der Effort Sharing Decision (ESD) und die Verknüpfung von Transaktionen unter der ESD mit Grünen Moor-Investitions-Programmen gelegt.

Klimaschutzfonds zur Renaturierung von Mooren

Trotz der Bedeutung der Moore für den Klimaschutz existieren bislang nur wenige Erfahrungen, wie Moor- und Klimaschutz systematisch miteinander verzahnt werden können. Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, ob und wie nationale Moorklimaschutzprojekte über den Kohlenstoffmarkt mittels eines Fondsmodells unterstützt werden können. Hierbei wird geprüft, inwieweit der freiwillige Markt für Emissionszertifikate genutzt werden kann.

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