Interview mit Aufsichtsratskandidat Jürgen Kind

„Im Sinne des Gesamtergebnisses handeln“

„Im Sinne des Gesamtergebnisses handeln“


Jürgen Kind ist jedem regelmäßigen Leser von „Der Betze brennt“ bekannt. Als Redaktionsmitglied unter dem Pseudonym „Altmeister“ hat er mit dazu beigetragen, dass dieses Online-Magazin das ist, was es heute ist - und bereits seit 2008 ist er erster Nachrücker im amtierenden Aufsichtsrat. Im Interview erklärt er, was ihn zu einer neuen Kandidatur motiviert hat und welche punktuellen Verbesserungen aus seiner Sicht noch möglich sind.

Der Betze brennt: Hallo Jürgen, was bedeutet für Dich „Aufsicht führen“?

Jürgen Kind (47): Das bedeutet für mich, in jeglicher Hinsicht unabhängig zu sein von den zu kontrollierenden Personen. Außerdem muss man die Persönlichkeit mitbringen, auch einmal unangenehme Situationen in einem solchen Gremium durchstehen zu können, die womöglich sogar erst dadurch entstanden sind, dass man mit einer Beschlussvorlage nicht konform gehen kann und weitere Informationen anfordert oder entsprechende themenbezogene Diskussionen sucht. Im Sinne des Gesamtergebnisses eines Entscheidungsprozesses kann das am Ende des Tages aber durchaus fruchtbar und im Sinne der Sache absolut angesagt sein. Als Aufsicht führender macht man sich letztendlich also nicht unbedingt immer beliebt. Man sollte aber in der Lage sein, dies in Kauf zu nehmen um der Sache willen. Wobei „kritisch sein“ nicht bedeuten kann, von vorneherein gegen alles und jeden zu sein.

Der Betze brennt: Du hast bereits vor drei Jahren für den Aufsichtsrat kandidiert. Stell Dich doch bitte trotzdem kurz noch mal vor, persönlich und FCK-bezogen.

Kind: Ich bin ein eingefleischter FCK-Fan mit einer Dauerkarte seit über 30 Jahren. Ich besitze auch eine Auswärtsdauerkarte und verpasse nur sehr wenige Spiele in einer Saison. Ich bin Mitglied in drei FCK-Fanclubs, den „Kölnteufeln“, denen ich vorstehe, sowie der „Walter Elf“ und „Der Betze brennt“. Das dem Fanclub angeschlossene Online-Magazin „Der Betze brennt“ ist für mich so etwas wie die vereinspolitische Heimat. Desweiteren gehöre ich der „Perspektive FCK“ an, die sich unter anderem durch das Erstellen eines neuen Mitgliederkonzeptes einen Namen gemacht hat. Privat bin ich seit 20 Jahren verheiratet, in Saarburg geboren, in Trier aufgewachsen und lebe mittlerweile in Köln.

Der Betze brennt: 2008 bist Du auf dem sechsten Platz gelandet, warst seither erster Nachrücker für den Fall des Ausscheidens eines Aufsichtsratsmitglieds. Was motiviert Dich zu Deiner erneuten Kandidatur?

Kind: Grundsätzlich halte ich es in demokratischen Prozessen, und einen solchen haben wir ja hier, für sehr wichtig, über gute personelle Alternativen zu verfügen - auch wenn aktuell keine schwere Krisensituation vorliegt. Ich habe in den letzten Monaten sehr viele Gespräche mit FCK-Vereinsmitgliedern geführt. Dort erfuhr ich, dass trotz der erfreulichen Gesamtentwicklung des Vereins von erstaunlich vielen Leuten der Wunsch nach der einen oder anderen personellen Neubesetzung im Aufsichtsrat geäußert wurde. Seit ich intern im September meine erneute Kandidatur bekannt gab, erhielt ich viele Unterstützungsangebote, auch aus anderen Abteilungen des Vereins, die ja auch schon einmal etwas vernachlässigt werden, für mein Vorhaben und hoffe nun natürlich, dieses Mal den Einzug in den Aufsichtsrat zu schaffen. Ich denke, dass ich mich schnell und gut in dieses Gremium einfinden könnte, habe große Lust auf diese Aufgabe und würde mich wirklich sehr freuen, diese Aufgabe in einem hohen Vereinsgremium ausüben zu dürfen.

Der Betze brennt: Bei der letzten Wahl galtest Du für viele Mitglieder nur als der „Fan-Kandidat“, dabei gingen Deine fachlichen Qualifikationen etwas unter. Welche beruflichen Erfahrungen befähigen Dich zu einem Mandat im Aufsichtsrat?

Kind: Im Erstberuf lernte ich Steuerfachgehilfe und arbeitete anschließend im Rechnungswesen, weiß folglich, wie man eine Bilanz erstellen und auch lesen kann. Ich war also eigentlich im Steuerfach beruflich unterwegs, als ich meine spätere Frau kennenlernte, die ziemlich schnell sehr schwer erkrankte und eine schulmedizinisch nicht mehr behandelbare Nierenerkrankung erlitt. Zu dieser Zeit erfuhren wir von einer Ernährungsweise aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, die Linderung versprach. Meine Frau erholte sich tatsächlich dadurch nachhaltig bis zum heutigen Tage von ihrer Erkrankung. Also beschlossen wir, in diesen Bereich umzusatteln und gründeten mit einem neuen, eigenen Konzept später eine Firma, die wir in Köln ansiedelten und die Beratungen, Coachings, Seminare und Ausbildungen im Gesundheits-/Wellness- und Fitnessbereich anbietet. Was ich sagen will: Ich bin inzwischen ein Unternehmer, der sich längst im Haifischbecken einer Großstadt etabliert hat und mit vielen Wassern gewaschen ist. Und hierdurch Erfahrungen gesammelt hat, die ich inzwischen auch in anderen Kontrollgremien außerhalb des Fußballs einbringe und nun gerne auch beim FCK einbringen würde.

Der Betze brennt: Welche spezielle Qualifikation bringst Du darüber hinaus ein, um das Amt eines Aufsichtsratsmitglieds beim FCK auszuüben - neben der obligatorischen Kenntnis von wirtschaftlichen Sachverhalten?

Kind: Ich würde mich als wirklich integeren Menschen bezeichnen, bin unabhängig und niemandem etwas schuldig. Ich könnte also völlig unbelastet an die Sache rangehen.

Der Betze brennt: Blicken wir in die Zukunft. Welche Projekte siehst Du in den kommenden drei Jahren als die wichtigsten für den FCK an?

Kind: Sportlich natürlich die dauerhafte Etablierung der Mannschaft in der Bundesliga. Und ganz dringend den Um- und Ausbau des Fröhnerhofs, um bald auch wieder regelmäßig gute Nachwuchskräfte in die erste Mannschaft führen zu können. Damit einhergehend die langsame, aber kontinuierliche finanzielle Gesundung des Vereins.

Der Betze brennt: Zwei allgemeine Fragen, die wir schon vor der letzten Wahl gestellt haben, dürfen natürlich nicht fehlen. Zum einen, wie stehst Du zu einem möglichen Verkauf der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion?

Kind: Ich bin für den Erhalt des Stadionnamens in seiner bisherigen Form. Natürlich ist der Verkauf des Stadionnamens eine in mittlerweile sehr vielen Vereinen gerne akzeptierte Zusatzeinnahme, aber das führt anderenorts ja zu absurden Konstellationen wie etwa in Hamburg, wo alle zwei oder drei Jahre der Name wechselt. Womit soll man sich da als Fan noch identifizieren? Wenn wir den Namen Fritz-Walter-Stadion erhalten, werden wir auf Sicht ein tolles Alleinstellungsmerkmal haben mit einem nicht zu unterschätzenden ideellen Mehrwert für Fans und Verein. Kürzlich bei unserem Gastspiel in Hamburg konnten wir sehr erfreut feststellen, dass uns inzwischen viele HSV-Fans für unseren tollen Stadionnamen sehr beneiden. Ähnliche Erfahrungen haben wir auch schon anderswo gemacht.

Der Betze brennt: Und zum anderen, wie bewertest Du die Möglichkeit einer Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung, auch in Hinblick auf die aktuelle Aufweichung der 50+1-Regel und den Einstieg von Investoren im Profifußball?

Kind: Ich meine, dass unser e.V. nach wie vor eine durchaus passende Gesellschaftsform für den FCK ist. Aus Mitgliedersicht sowieso, denn wer kann zum jetzigen Zeitpunkt schon ganz genau sagen, was eine Ausgliederung für die Mitgliederrechte bedeutet? Insofern bin ich der Meinung, dass wir keine Eile mit einer Ausgliederung haben sollten. Falls diese eines Tages doch kommen sollte, sollten die Vereinsmitglieder, die dazu ja gefragt werden würden, unbedingt darauf achten, welche Gesellschaftsform gewählt wird, damit man nicht irgendwann da steht und als Mitglied nichts mehr zu sagen hat. Der „AG“, die ja in unserer derzeitigen Satzung schon drinsteht für den Fall einer Ausgliederung, stehe ich äußerst skeptisch gegenüber.

Der Betze brennt: Ebenfalls eine obligatorische Frage: Was würde sich für den Fall einer erfolgreichen Wahl an Deiner Mitarbeit bei „Der Betze brennt“ ändern?

Kind: Diese Mitarbeit würde ich natürlich umgehend einstellen, so wie es Martin Sester nach seiner Wahl in den Aufsichtsrat im Jahr 2008 auch tat. Auch wenn mir die Mitarbeit hier viel Spaß macht, gehört das für mich dazu, um auch für Außenstehende jeden Verdacht möglicher Interessenskonflikte von vorneherein auszuschließen.

Der Betze brennt: Zum Abschluss: Was sollten die FCK-Fans und -Mitglieder bezüglich Deiner Kandidatur noch wissen und warum sollten sie Dir ihre Stimme geben?

Kind: Ich war und bin auch nach wie vor ein großer Fan der FCK-Fans. In diesem Zusammenhang finde ich es bedauerlich, wenn diese in der Öffentlichkeit oft nur ausführliche Beachtung finden, wenn es um eine Negativberichterstattung geht. In Wirklichkeit überwiegen doch mit mindestens zehnfacher Mehrheit die guten Taten und Aktionen der FCK-Anhänger, und deshalb darf man insgesamt einfach nur froh und stolz sein, Mitglied eines solchen Traditionsvereins mit so vielen enthusiastischen und kreativen Fans zu sein. Insofern kann sich jeder sicher sein, dass ich auch im Aufsichtsrat weiter sehr nahe an der FCK-Familie dran bleiben und nicht in der Versenkung verschwinden werde. Auch wenn dies letztlich wenig mit der originären Aufgabe eines Aufsichtsrates zu tun hat, aber ich werde immer brennend interessiert bleiben, was die FCK-Fans planen und vorhaben und werde mich auch weiterhin mitten unter ihnen aufhalten und beobachten, wie sich die Fanszene entwickelt. Warum sollte man mich wählen? Weil ich - hoffentlich nicht nur nach meiner eigenen Einschätzung - ein wirklich guter Kandidat bin und alle Voraussetzungen mitbringe, um auch ein guter Aufsichtsrat zu sein.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Dir viel Erfolg bei der Aufsichtsratswahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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