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Reporter Eutin

„Meine Aufgabe ist es, meine Hilfe überflüssig zu machen“

Bild: E. Dörrhöfer

Eutin (ed). Alina Berezovska ist an genau dem Platz, an dem sie sein soll – die junge Frau mit dem offenen Lächeln und der schnellen Auffassungsgabe ist die Migrationsberaterin des DRK Kreisverbands Ostholstein. Diese Stelle füllt Alina Berezkova mit ganzem Herzen, einer Menge Erfahrung und noch mehr Engagement aus. „Ich bin an dem Platz, an dem ich sein soll“, sagt sie ganz einfach und sprüht vor Energie, die sie darin umsetzt, Menschen beim Ankommen zu helfen. Menschen, die Schlimmes hinter sich und einen kompletten Neuanfang vor sich haben, wie die Familien aus der Ukraine, die hier ankommen, und viele andere, die darauf hoffen, dass bei uns alles gut wird für sie, und die von vornherein gute Aussichten darauf haben, auch hier bleiben zu dürfen. Denn die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) ist gefördert vom Bundesministerium des Innern und sieht laut Förderrichtlinien erwachsene Zuwanderer ab 27 Jahren als Zielgruppe. Menschen mit sicherer Bleibeperspektive, aber auch schon während des Asylverfahrens, wenn die Aussichten auf Bleibe nahezu zweifelsfrei sind. Die Migrationsberatung sei seit jeher eine Kernaufgabe des DRK Kreisverbandes, sagt dessen Vorstand Henning Meinecke – „sie ist, wenn man so will, der Brückenschlag zwischen dem guten sozialen Angebot für Zuwanderer, das wir in Deutschland haben, und dem Weg, wie man daran kommt.“
Denn so aussichtsreich auch alles sein mag, ein Neuanfang ist immer schwer, so kommen die Menschen mit den zentralen Fragen des Lebens zu Alina Berezovska – Familie, Wohnung, Arbeit und die junge Frau steht ihnen in all diesen Fragen zur Seite, zeigt ihnen, wie man eine Wohnung, wie Sprach- oder Integrationskurse finden kann, wie das mit dem Kindergeld, dem Kindergarten- und Schulsystem läuft und wer Kinder betreut. Sie stellt für sie den Kontakt zu den Behörden und Trägern her, zum Jobcenter, guckt auch mal mit auf eine Bewerbung und den Lebenslauf und beantwortet einfache Fragen zum AufenthaltsRecht. Und sie zeigt ihnen Wege, wie sie hier zurechtkommen können – wer ihnen bei Schulden hilft und wie sie ihre Energiekosten senken können. Zu 99 Prozent könne sie dabei helfen, Fragen zu beantworten, eine Lösung zu finden, schmunzelt sie – für das restliche Prozent kennt sie jemanden, der das kann. Ihr großes Netzwerk in ganz Schleswig-Holstein hat sie während ihrer beruflichen Tätigkeit der vergangenen Jahre gesammelt. Wichtig sei ihr aber, Wege und Möglichkeiten zu zeigen, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten: „Ich erledige die Dinge nicht für die Menschen“, macht Alina Berezovska deutlich, „ich zeige, wie es geht, will sie empowern, selbst klarzukommen, und erkläre ihnen, wie Deutschland funktioniert.“ Sie weiß, wie was geht oder wer helfen kann, und begleitet sicher durch die Landschaft der anfänglichen Hürden. Denn Alina Berezovska weiß, wie es ist, in einem fremden Land neu anzufangen. Und wenn sie jemand irgendwann nicht mehr brauche, freue sie sich, sagt die junge Frau, denn: „Letztendlich ist es meine Aufgabe, meine Hilfe überflüssig zu machen.“
Geboren wurde Alina Berezkovska in der Ukraine, hat an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder Kulturwissenschaften studiert und ein echtes Faible für Sprachen. Ukrainisch kann sie natürlich, Russisch auch, Polnisch, weil es dem Ukrainischen vom Klang her so ähnlich ist – Deutsch hat sie seit der 9. Klasse gelernt und Englisch ohnehin, Französisch während ihres Auslandssemesters in Frankreich, ein bisschen Spanisch, Italienisch, Türkisch. Nach dem Studium hat sie 2015 in der Sozialberatung in Neumünster in der Erstaufnahme angefangen – „und dann kam der Syrienkrieg und ich konnte eine Menge Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten aus verschiedenen Ländern sammeln“, erzählt sie. Das helfe ihr jetzt, denn die Fragestellungen ähnelten sich. Anschließend wechselte sie zur Türkischen Gemeinde Kiel und arbeitete in der Vermittlung Jugendlicher in den Ausbildungsmarkt. Bei alledem habe sie Möglichkeiten, Instrumente, Methoden und Akteure kennengelernt, kenne die Strukturen und Wege im Land, all das mache es ihr möglich zu helfen. Seit Februar dieses Jahres macht sie als Migrationsberaterin beim DRK Kreisverband Ostholstein jeden Tag ein bisschen besser – und freut sich diebisch drüber, wenn sie Menschen helfen kann: „Es bereitet mir ein moralisches Vergnügen“, strahlt sie, „den ganzen Tag im Rahmen des Möglichen helfen zu können, es gibt ein gutes Gefühl, jemandem das Leben ein bisschen leichter zu machen.“ Neben der Präsenzzeit in Eutin und in Oldenburg gibt es MBE auch online – hier wenden sich Menschen aus ganz Deutschland an sie, wenn sie feststellen, dass da jemand im Norden sitzt, der ihre Sprache spricht, vor allem natürlich die Geflüchteten aus ihrem Heimatland. „Ich beobachte die Lage in der Ukraine mit großer Sorge und voller Angst“, sagt Alina Berezkova, „und bin froh, hier für die Menschen aus der Ukraine da sein, ihnen zur Seite stehen zu können.“
Zur Migrationsberatung gehört auch der Suchdienst des DRK – hier hilft Alina Berezovska bei der Suche nach vermissten Angehörigen, nach Menschen, die in Gebieten mit bewaffneten Konflikten nicht auffindbar sind, und letztlich bei der Familienzusammenführung. „Das dauert manchmal Jahre“, betont sie, „aber wenn es klappt, ist es einfach schön.“ Und auch die Spätaussiedlung ist Thema der Migrationsberatung – wer gilt als Spätaussiedler? Was braucht es, um von der Spätaussiedlung Gebraucht zu machen? „Auch hier gibt es eine Vielfalt an Fragen, und ich kann sie beantworten“, lacht Alina Berezovska, „da bin ich voll in meinem Element.“
Wer Alina Berezovskas Hilfe braucht, erreicht sie unter 04521-8003320 oder per Email an alina.berezovska@drk-oh.de.


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