Mit frechen Sprüchen gegen die Abwanderung der Katholischen Gläubigen.

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Wien - Der Generation Internet reicht es allmählich in der Katholischen Kirche. Aber nur fast. Denn die Katholische Jugend (KJÖ) proklamiert "Trotz speiben bleiben" (Copyright: Stephan Bazalka). KJÖ-Vertreter starteten am Sonntag im Internet eine Offensive gegen die Verursacher der Kirchenkrise.

Pünktlich vor der für heute, Montag, von Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn einberufenen Sondersitzung der Bischofskonferenz in Wien, ging die Homepage „www.trotz-speiben-bleiben.at" online. Dort werden die flottesten Sprüche gesammelt, um dann auf T-Shirts verkündigt zu werden.
„Why Bischof Wagner?" fand der Anlassfall für die jüngste Krise - die Ernennung des konservativen Windischgarstener Pfarrers Gerhard Maria Wagner durch den Papst zum neuen Linzer Weihbischof - Eingang in die Sammlung.

„Macht mich zur Bischöfin", kontert Sonja Waldsee. „Gott ist unser Boss!", hält Veronika Armbrüster den weltlichen Kirchenoberen vor. Ein Stephan textet „Glaubensschwester statt Piusbruder" und hofft, „Herr, schmeiß Hirn vom Himmel", Max meint „Benedikt ist ungeschickt", Gregor sagt „Linz darf nicht St. Pölten werden."

Die Katholische Jugend sei sich „bewusst, dass die Ausdrucksweise in manchen Ohren sehr deftig klingt", räumt Florian Unterberger, Sprecher der Initiative, ein, aber man habe gesehen, dass man den „massiven Frust" der Jugend „nicht unter den Teppich kehren" dürfe.
„Wir wollen damit ein doppeltes Zeichen der Solidarität setzen", sagte KJ-Wien-Geschäftsführerin Nina Sevelda, denn es gelte auch der Kirche, „die vor Ort unglaublich viel Gutes bewirkt. Wenn wir die Kirche den Piusbrüdern überlassen, hat niemand etwas davon."

Übertrittswelle

In Oberösterreich registriert die evangelische Kirche bereits regen Zulauf von Katholiken, berichtet die Rundschau am Sonntag. Sie schreibt auch, dass eine Gruppe liberaler Pfarrer Wagners Weihe am 22. März mit einer Art „Volksbegehren" verhindern will. Die Unterschriftenaktion soll dazu führen, dass der Linzer Bischof Ludwig Schwarz Wagner nicht weiht, oder dieser sein Amt nicht antritt.

Der Eisenstädter Diözesanbischof Paul Iby nannte Wagners Ernennung „unerklärlich" und die Rücknahme der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Richard Williamson „eine Blamage".
(Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2009)