Philippinen-Koboldmaki beim Futtern - oder doch beim Kommunizieren? Die kleinen Affen mit den riesigen Augen verständigen sich in einem für Menschen und viele Tiere nicht wahrnehmbaren Frequenzbereich. Das macht sie für ihre Feinde, aber auch für ihr Futter unhörbar.

Foto: David Haring

Delfine tun es, etliche Fledermausarten und Hauskatzen können es auch. Mäuse wiederum stimmen damit regelrechte Liebesgesänge an, wie Wiener Forscher erst vor kurzem entdeckt haben. Homo sapiens hingegen ist völlig unfähig dazu - sowohl aktiv wie auch passiv. Die Rede ist von der Kommunikation mittels Ultraschall. Unsere Unfähigkeit ist es auch, die ihn definiert: Es handelt sich beim Ultraschall nämlich um Schallwellen oberhalb des Hörfrequenzbereichs des Menschen - also um extrem hohe Töne ab etwa 16 Kilohertz (kHz).

Tiere verwenden Ultraschall entweder zur Orientierung mittels Echoortung oder zur Kommunikation. Ihre Größe hat nur bedingt etwas mit der Höhe der Frequenzen zu tun: So hören Nachtfalter Frequenzen von bis zu 200 kHz. Die sehr viel größeren Zahnwale, zu denen auch die Delfine zählen, verwenden zur Orientierung aber auch Klicklaute, die zwischen 120 und 180 kHz liegen.

Bei Primaten war die Verwendung von Ultraschall bis jetzt unbekannt. Allenfalls wusste man von einigen Affenarten, dass sie Laute mit Ultraschallanteilen ausstoßen und auch wahrnehmen können. Die Hauptkomponente dieser Lautäußerungen ist aber immer noch für Menschen hörbar - wenn auch nicht verständlich.

Doch nun wurde ein US-Biologenteam um die Forscherin Marissa Ramsier von der kalifornischen Humboldt State University ausgerechnet bei der kleinsten Primatengattung akustisch fündig: Zumindest eine Art der in der südostasiatischen Inselwelt heimischen Koboldmakis, der Philippinen-Koboldmaki, kann sich auch im reinen Ultraschallbereich mit seinen Artgenossen verständigen.

Die possierlichen Tiere, die auch als Haustiere gehalten werden, werden gerade einmal gut zwölf Zentimeter groß (dazu kommt ein 25 cm langer Schwanz) und bis zu 150 Gramm schwer. Ihr Sozialleben entspricht in etwa dem unserer Familien. Umso überraschender ist das komplexe Lautrepertoire, mit dem die verschiedenen Koboldmaki-Unterarten kommunizieren: So sind von einer Art 15 verschiedene für Menschen wahrnehmbare Laute bekannt, die unterschiedliche Bedeutungen haben.

Der Philippinen-Koboldmaki galt bis jetzt als verdächtig leise - und das rief die Forscher um Mariassa Ramsier auf den Plan. Sie begaben sich mit speziellen Aufnahmegeräten in den philippinischen Urwald und machten einige erstaunliche Entdeckungen, von denen sie heute im Fachblatt Biology Letters berichten.

So "senden" die Tiere hauptsächlich im Frequenzbereich von 70 kHz, einem der höchsten für Landtiere. Zudem können sie Frequenzen von bis zu 91 kHz "empfangen", wie die Biologen durch Tests herausfanden. Eine eindeutige Erklärung für die Ultraschall-Verständigung haben die Forscher noch nicht. Sie schützt jedenfalls vor Feinden, ist energieeffizient und ist auch für die Beutetiere der Koboldmakis unhörbar. (DER STANDARD, Printausgabe, 08.02.2012)