Die paradoxe Intervention wird schon in der Titelmusik zum Leitthema: "Look away, look away", singt Schauspieler Neil Patrick Harris, gefolgt von der musikalischen Warnung, dass die folgende Serie dem Publikum den Abend verderben würde. Man schaut natürlich trotz des angekündigten Schreckens hin bei "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" ("A Series of Unfortunate Events"). Nur anfangs aus Trotz gegenüber der Aufforderung, es nicht zu tun.

Die Netflix-Serie verarbeitet die ersten vier der 13 von Daniel Handler unter dem Pseudonym Lemony Snicket geschriebenen gleichnamigen Romane. Die wahrlich betrübliche Geschichte: Die Eltern der drei Baudelaire-Geschwister kommen bei einem mysteriösen Feuer um. Der sehr böse Graf Olaf (Harris) erschleicht sich wiederholt das Sorgerecht für die Waisen, um an das Familienvermögen zu gelangen.

Neil Patrick Harris (l.) spielt den ausschließlich bösen Graf Olaf.
Foto: Joe Lederer/Netflix

"Die ganze Dunkelheit der Serie leitet sich von Olafs Gemeinheit ab", sagt Harris zum STANDARD, "die Kinder müssen entsetzliche Angst vor ihm haben." Für den Schauspieler (bekannt als "Doogie Howser" sowie Barney Stinson in "How I Met Your Mother") war die Rolle des Überungustls "auf eine merkwürdige Art befreiend, hauptsächlich weil ich nicht wie ich selbst ausgeschaut habe": Um Olaf zu werden, saß Harris täglich mehrere Stunden in der Maske. "Ich hätte wohl mehr Selbstzweifel gehabt, wenn ich versucht hätte, ein echtes Arschloch zu sein, dabei aber wie ich selbst ausschaue." Karrieretechnisch war es für Harris "ein logischer Schritt, weil ich schon viele schauspielerische Herausforderungen angenommen habe und mutiger geworden bin".

Neuer Versuch nach Carrey-Film

"Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" ist im besten Sinn gewöhnungsbedürftig. Die Serie übernimmt den Stil der Buchvorlagen, die die grausame Geschichte zielgruppenfremd als Kinderbücher erzählt. Kulissen und Landschaften wirken im Vergleich zu sonstigen, realistischen Produktionen mitunter übertrieben märchenhaft.

Jeglicher Frieden währt nur kurz, muss auch Onkel Monty (l., Aasif Mandvi!) erfahren.
Foto: Joe Lederer/Netflix

Alles andere würde einer Verfilmung der Originalbücher nicht gerecht werden. Schöpfer Daniel Handler fungiert in der Netflix-Produktion als ausführender Produzent, nachdem er 2004 – genau wie Regisseur Barry Sonnenfeld – die Produktion der Verfilmung der Bücher mit Jim Carrey in der Hauptrolle im Streit verließ. Zwölf Jahre später bleibt "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" in Stimmung, Bildsprache und der episodenhaften Erzählform der Buchvorlage treu. Patrick Warburton mimt den melancholischen Erzähler Lemony Snicket vortrefflich.

Patrick Warburton erzählt als Lemony Snicket.
Foto: Joe Lederer/Netflix

Abgefahrener Humor: passt

"Daniel Handler hat einen abgefahren-lustigen Humor, der gut zu meinem Zynismus mit Augenzwinkern passt", sagt Harris. Es dürfte auch fürs Netflix-Publikum gepasst haben: Autor Handler hat die Produktion einer zweiten Staffel bereits angekündigt. (Sebastian Fellner, 17.1.2017)