Blonde Frau schläft auf weißer Bettwäsche mit geöffnetem Mund 
Bei Schlafapnoe setzt der Atem kurz aus, Betroffene merken das allerdings häufig gar nicht und schlafen gleich wieder ein. Deshalb sollte man Beobachtungen von der Partnerin oder dem Partner immer ernst nehmen.
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Bei manchen ist es eher ein harmloses Röcheln, bei anderen – umgangssprachlich ausgedrückt – Sageln, das von der Lautstärke her einer Motorsäge nahekommt. Schnarchen kann bis zu 90 Dezibel laut sein, das entspricht etwa der Lautstärke eines handelsüblichen Haartrockners. Das kann zwar, vor allem für Bettpartnerinnen oder Bettpartner, recht lästig sein, das Schnarchen birgt aber im Grunde erst einmal keine Gesundheitsrisiken – auch nicht, wenn es chronisch ist.

"Es kann jedoch auch ein Indiz für eine Schlafapnoe sein", betont der Schlafmediziner Winfried Hohenhorst, Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen. Ob das eigene Schnarchen nur störend oder auch gesundheitsschädlich ist, lässt sich oft nicht so einfach feststellen. Als Daumenregel gilt: Wirklich problematisch wird es, wenn es zu Atemaussetzern kommt, sagt Hohenhorst, denn das ist Hinweis auf eine Schlafapnoe. "Dabei verschließen sich die Atemwege im Schlaf kurzfristig teilweise oder sogar komplett, dem Körper fehlt dadurch Sauerstoff, und man wacht auf", erklärt der Schlafexperte.

Langzeitfolgen bei unbehandelter Schlafapnoe

Diese wiederholten Atempausen in der Nacht führen zu Stressreaktionen und chronischen Entzündungen im Körper. "Studien haben auch gezeigt, dass Schlafapnoe dadurch den biologischen Alterungsprozess beschleunigen kann. Die Auswirkungen können vielfältig sein, und viele Patienten mit unbehandelter Schlafapnoe entwickeln sogar eine Demenz", berichtet Hohenhorst.

Es werde in Fachkreisen auch vermutet, dass oxidativer Stress und chronische Entzündungen die Funktion der Zellen beeinträchtigen, die die Innenwände der Blutgefäße auskleiden. Das kann dazu beitragen, dass sich Ablagerungen aus Fett, Cholesterin, Kalzium und anderen Substanzen bilden. "Im Laufe der Zeit kann das dazu führen, dass sich die Blutgefäße verengen oder verstopfen, was einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zur Folge haben kann", erklärt Hohenhorst.

Wird eine Schlafapnoe nicht behandelt, drohen Langzeitfolgen: "Das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie etwa Bluthochdruck zu entwickeln oder einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ist um ein Zwei- bis Vierfaches erhöht", erklärt Hohenhorst. Insbesondere Menschen mit Bluthochdruck seien betroffen. Etwa die Hälfte von ihnen leidet unter einer unentdeckten Schlafapnoe, und die wiederum ist maßgeblich für die Entstehung des Bluthochdrucks verantwortlich.

Betroffene merken selbst oft nichts

Umso wichtiger ist, Atemstörungen im Schlaf frühzeitig zu behandeln. Das Tückische dabei: Meist erkennt man selbst nicht, dass man an einer Schlafapnoe leidet. Rund 80 Prozent der Betroffenen wissen nicht, dass sie an Schlafapnoe leiden, schätzen Fachleute. Man wacht durch die Atemaussetzer zwar kurz auf, schläft aber in der Regel sofort wieder ein und weiß am nächsten Morgen oft nichts mehr davon.

Hinweise von genervten Partnerinnen und Partnern sollte man deshalb immer ernst nehmen, rät der Schlafmediziner. Auch Apps wie etwa "Snorefox" könnten bei der Erkennung helfen. Die Anwendung analysiert Schnarchgeräusche und erkennt so das Risiko einer Schlafapnoe. Es kann auch ein Hinweis auf eine Schlafapnoe sein, wenn man tagsüber müde ist, obwohl man eigentlich zeitig ins Bett gegangen ist. Weitere Symptome sind Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Herzrasen oder Luftnot in der Nacht, nächtliche Schweißausbrüche oder eben Atemaussetzer, die andere beobachtet haben. "Es ist wichtig, dass diese Anzeichen ernst genommen werden", betont Hohenhorst, "und wenn man eines oder mehrere dieser Symptome bemerkt, lohnt sich eine ärztliche Untersuchung, da Schlafapnoe gut therapierbar ist." (poem, 14.9.2023)