Leitfaden: Betriebe bekommen Förderung Wie die Azubi-Suche im Ausland gelingt

Immer mehr Handwerksbetriebe bilden auch Jugendliche aus dem Ausland aus. Unterstützung finden sie dabei nicht nur bei Kammern. Das Bundeswirtschaftsministerium hat dazu einen neuen Leitfaden herausgebracht, der auch einen Überblick über Fördermöglichkeiten gibt.

Karin Birk

Carlos Caballero Fernandez und Miseal Salvat hoffen auf einen Ausbildungsplatz in Deutschland. Verschiedene Projekte ermöglichen eine Austausch zwischen den Ländern. - © Foto: Sto-Stiftung/Christoph Große

Spätestens nach dem schwierigen Start in das laufende Ausbildungsjahr, liebäugeln immer mehr Handwerkunternehmer auch mit möglichen Auszubildenden aus dem Ausland. "Ich bekomme permanent Anfragen von Betrieben, die Auszubildende suchen", sagt Inge Tritz, Beraterin für Fachkräftesicherung bei der Handwerkskammer Freiburg.  Die einen suchten Anlagemechaniker für Sanitär, Heizung, Klima – die anderen Friseure. "Die Bandbreite zeigt, wie schwierig die Lehrstellensuche jetzt schon ist und angesichts des demografischen Wandels bleiben wird", sagt Tritz.

Schon für das laufende Ausbildungsjahr haben sich die Freiburger ins Zeug gelegt: Sieben Jugendliche aus Padua sind seit ein paar Wochen in der Stadt. Noch machen sie in den Betrieben Praktika und lernen nebenbei deutsch. Im November sollen dann aber möglichst alle ein Lehre als Anlagenbauer, Schreiner, Maler oder als Zahntechniker beginnen. Daneben gibt es noch andere Projekte in der Region, in denen Spanier oder Bulgaren in Betriebe vermittelt wurden.  

Deutlich mehr Anfragen

Wachsendes Interesse an Auszubildenden aus dem Ausland registriert auch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit. "Wir bekommen deutlich mehr Anfragen", sagt die stellvertretende Pressesprecherin Marion Rang. Wer sich als Handwerksunternehmer allerdings für einen potentiellen Lehrling oder eine Fachkraft aus dem Ausland interessiere und die Vermittlung der ZAV in Anspruch nehmen wolle, solle sich zuerst an seine Arbeitsagentur vor Ort wenden. Von dort werde der Antrag zur ZAV und dann an ausländische Arbeitsverwaltungen weitergeleitet.

Unabhängig davon, ob Jugendliche und Betriebe direkt, über Wirtschaftsverbände oder die Arbeitsvermittlung zueinander finden, kümmert sich die ZAV im Rahmen des MobiProEU-Programms auch um verschiedene Fördermöglichkeiten. "Auch hier ist das Interesse groß", sagt Rang. Vor allem junge Spanier, aber auch Portugiesen, Griechen und Italiener bemühten sich um Zuschüsse zur Lehrlingsvergütung, Reisekosten oder Sprach- und Nachhilfeunterricht. Entscheidend sei aber, dass die Förderanträge vor allem rechtzeitig - noch bevor die Kosten anfallen - und von den Bewerbern selbst gestellt würden.

Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa und den wachsenden Schwierigkeiten Lehrstellen im Inland zu besetzten, hat die Bundesregierung schon zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Jetzt sollen nach den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums gerade kleine und mittlere Unternehmen noch stärker unterstützt werden. So hat das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung den neuen Leitfaden "Europäische Jugendliche ausbilden", herausgebracht. Neben der Frage, für welche Betriebe solche Ausbildungsverhältnisse Sinn machen und den verschiedenen Rekrutierungswegen gibt der Leitfaden einen Überblick über die verschiedenen Förderprogramme.

"Wir wollen, dass viele bleiben"

Fragen, mit denen Kirstin Wilkens, Projektkoordinatorin und Mobilitätsberaterin bei der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main täglich zu tun hat. "Wir versuchen die Jugendlichen gut zu unterstützen und auch den Betrieben Arbeit abzunehmen", sagt Wilkens, die zur Zeit vor allem eine größere Gruppe von 44 Spaniern betreut, die nach Praktika im April und zwei Orientierungswochen im August jetzt ihre Lehren als Dachdecker, Elektroniker oder Anlagenmechaniker angefangen haben.

Wie ihrer Freiburger Kollegin weiß auch Wilkens, dass das Vermitteln einer Lehrstelle nur die halbe Miete ist. "Wir wollen, dass auch viele bleiben", sagt sie.  "Bei uns wohnen die Lehrlinge aus Spanien am Anfang in einem Wohnheim", erzählt sie. Erst nach und nach sollen sie in eigene Wohnungen oder zu Familien ziehen. Daneben ist die neue Sprache die größte Herausforderung für die Jugendlichen. Für Wilkens kein Grund schwarz zu sehen: "Die Leute sind sehr motiviert", sagt sie.

Infos im Netz

  • Welche Fördermöglichkeiten es für Betriebe gibt und wie Sie bei der Azubi-Suche im Ausland vorgehen sollten, zeigt auch das Portal des Bundeswirtschaftsministerium unter kompetenzzentrum-fachkraeftesicherung.de .
  • Einen ausführlichen Leitfaden zum Thema finden Sie unter bmwi.de .
  • Mehr über das MobiPro-Program gibt es unter thejobofmylife.de .