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Welt-Adipositas-Tag am 4. März

Krankhaftes Übergewicht - wie kann Betroffenen geholfen werden?

Dr. Andreas Hoffmann (re.) erläutert die Behandlungsmöglichkeiten.

Dr. Andreas Hoffmann (re.) erläutert die Behandlungsmöglichkeiten.

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Hameln. Der Leidensdruck für die Betroffenen ist groß. Adipositas ist Risikofaktor für diverse Krankheiten, darunter Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und psychische Störungen. Passend zum Welt-Adipositas-Tag am 4. März informiert das Team des Sana Adipositaszentrums Hameln-Pyrmont über das Krankheitsbild und räumt mit hartnäckigen Vorurteilen auf. Auf dem Programm steht ein Patientenvortrag zum Thema. Die Veranstaltung ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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In ihrem Patientenvortrag „Wir müssen über Adipositas sprechen“ erläutern Dr. Andreas Hoffmann, Leiter des Adipositaszentrums Hameln-Pyrmont und leitender Oberarzt im Sana Klinikum, sowie sein Team am Montag, 4. März, um 16.30 Uhr, im Vortragsraum des Sana Klinikums die Möglichkeiten der Behandlung bei Adipositas und zeigen welche Unterstützung die Betroffenen erfahren können.

WHO: die „Pandemie des 21. Jahrhunderts“

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Adipositas als die „Pandemie des 21. Jahrhunderts“ und prognostiziert, dass es bis zum Jahr 2030 mehr als eine Milliarde Patienten geben wird. In Deutschland weisen etwa 15 Prozent der Frauen und fast 20 Prozent der Männer nach aktuellen Auswertungen des Statistischen Bundesamtes einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30 auf und gelten damit als adipös.

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Die Rede ist hier also nicht von Menschen, die ein paar Pfunde zu viel haben. Es geht um Patienten, die an einer chronischen Stoffwechselerkrankung leiden und somit eine interdisziplinäre medizinische Versorgung benötigen.

Vorurteil 1: Übergewichtige Menschen sind doch einfach nur faul und schwach

Ein besonders häufig geäußertes Vorurteil ist, dass übergewichtige Menschen einfach nur faul und schwach seien. Dies ist laut Sana falsch. Bei krankhafter Adipositas liege eine Störung des Stoffwechsels im Körper vor. „Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass zusätzlich zur Adipositas häufig weitere Erkrankungen vorliegen“, erklärt Dr. Andreas Hoffmann.

Dazu gehörten unter anderem Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit), Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit, Fettstoffwechselstörungen und Nierenerkrankungen. „Aufgrund des belastenden Gesundheitszustandes leiden Betroffene oft auch noch unter Depressionen oder anderen psychischen Störungen“, so Dr. Hoffmann. Dass krankhaft adipöse Menschen oftmals unreflektiert als willensschwach und faul abgestempelt würden, sei eine große psychische Belastung, die die Situation nur noch verschlimmere.

Vorurteil 2: Es wird viel zu schnell operiert

Ein weiteres Vorurteil lautet, dass bei Adipositas zu schnell operiert würde. Auch diese Behauptung ist laut Sana falsch. Die Indikationsstellung für einen operativen Eingriff erfolge nach strengen Kriterien der S3-Leitlinie Adipositas-Prävention und Therapie, die in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten weiterer Disziplinen wie Psychosomatik und Ernährungsmedizin regelmäßig aktualisiert werde. Danach sei ein operatives Vorgehen bei einem BMI über 40 kg/m2 möglich.

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„Bevor wir einen operativen Eingriff planen, müssen die Patienten zunächst ein konservatives, multimodales Therapieprogramm absolvieren. Wenn nach 6 bzw. 3 Monaten kein ausreichender Gewichtsverlust zu erzielen war und das Konzept komplett erfüllt wurde, sprechen wir über chirurgische Möglichkeiten“, betont Dr. Andreas Hoffmann.

Vorurteil 3: Wer sich operieren lässt, braucht seinen Lebensstil nicht ändern

Wer denke, dass allein eine Operation das Problem lösen würde, liege falsch. Für den langfristigen Erfolg müssten die Patienten ihre Ess- und Bewegungsgewohnheiten dauerhaft ändern – die Umstellung fange bereits vor der Operation an und sei dann ein Leben lang wichtig.

Ohne eine Veränderung alter Verhaltensmuster gehe es nicht. „Die Patienten müssen akzeptieren, dass sie mit der Entscheidung für eine Operation ihre Lebensweise ändern müssen – lebenslang!“, betont Dr. Hoffmann.

Es gibt klare Ernährungsempfehlungen für die Zeit nach der Operation

  • Etwa die Hälfte jeder Mahlzeit sollte aus eiweißreicher Nahrung bestehen.
  • Optimal sind drei bis vier regelmäßige Mahlzeiten im Abstand von etwa vier bis sechs Stunden.
  • Es ist wichtig, langsam zu essen und sehr gut zu kauen.
  • Wenn ein Sättigungsgefühl eintritt, nicht mehr weiteressen.
  • Patienten profitieren von einem festen Mahlzeitenrhythmus und dürfen keine zuckerhaltigen Zwischenmahlzeiten einnehmen.
  • Während des Essens nicht trinken.
  • Das Hauptgetränk sollte still und zuckerfrei sein.

Vorurteil 4: Nach der Operation ist auch die psychische Balance wiederhergestellt

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Oftmals gehen laut Sana mit Adipositas auch psychische Erkrankungen einher. Diese seien mit einer Operation nicht verschwunden. Betroffene mit krankhafter Adipositas hätten meist einen langen Leidensweg hinter sich. Daher sei auch die psychologische Begleitung fester Bestandteil der interdisziplinären Versorgung der Patienten.

„Wir helfen den Patienten auf allen Ebenen, geben ihnen Rückhalt und verhelfen ihnen wieder zu mehr Lebensqualität“, so Dr. Andreas Hoffmann. Menschen mit krankhafter Adipositas bräuchten nicht nur einen guten Operateur, sondern die Begleitung durch ein multiprofessionelles Team. Diese Hilfe fänden Betroffene im Adipositaszentrum Hameln-Pyrmont.

Patientenvortrag am 4. März 2024 um 16.30 Uhr

Im Rahmen der Info-Veranstaltung des Adipositaszentrums am 4. März um 16.30 Uhr im Personalspeiseraum des Sana Klinikums Hameln-Pyrmont werden Adipositastherapeuten, Oecotrophologinnen und Psychologinnen sowie die Fachkoordinatorin für Adipositas aus ihrem Fachgebiet referieren und Wege aus dem krankhaften Übergewicht aufzeigen.

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Im Anschluss an die Kurzvorträge besteht die Möglichkeit, in persönlichen Gesprächen mit den Experten noch offene Fragen zu stellen und Informationen zu bekommen.

DEWEZET

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