Die Kosten der Krankenkassen für die Behandlung von chronisch Erkrankten machen in Deutschland 25 % der Gesamtkosten aus. Das Projekt „Patient-Info-Netz“ des Europäischen Branchenkompetenzzentrums für die Gesundheitswirtschaft EWIV (EUBKZGW) soll diese Kosten zukünftig verringern und das nicht nur in Deutschland.

Schon seit geraumer Zeit fordern Wissenschaftler eine frühzeitige Aufklärung und Schulung von Patienten mit chronischen Krankheiten zur Prävention von Folgeerkrankungen. Denn die Gesundheitsberichterstattung des Bundes zeigte, dass ein Viertel der gesamten Gesundheitskosten durch die Top-20-Diagnosen von chronisch Kranken verursacht werden. Auf dem vierten Rang dieser Top 20 steht Diabetes mellitus.

Projekt: Patient-Info-Netz

Das Projekt „Patient-Info-Netz“ beschäftigt sich mit chronisch kranken Patienten im Frühstadium. Diese bekommen, wie das EUBKZGW in einer Pressemeldung berichtet, mittels Tablet-PC leicht verständliche Filme gezeigt und werden im Anschluss über die Inhalte befragt. So können sich Wissenschaftler und Krankenkassen individuell auf den aktuellen Wissensstand des Patienten einstellen und weitere Schulungsprogramme an die jeweiligen Kenntnisse anpassen.

Größte Aufnahmefähigkeit 3 Tage nach der Diagnose

Interne Studien der gesetzlichen Krankenkassen haben gezeigt, dass neu erkrankte Patienten innerhalb der ersten drei Tage nach der Diagnose am aufnahmefähigsten für Informationen sind. Dabei haben sie herausgefunden, dass Patienten, deren Schulung innerhalb dieser drei Tage begonnen hat, bis zu 60 % weniger Behandlungskosten verursachten.

Pilotprojekt in Deutschland gestartet


„Das Pilotprojekt ist bereits in Deutschland angelaufen und wird in einer neuen Version am 4. September 2013 auf der Hospital Build & Infrastructure in Hamburg vorgestellt“, berichtet Klaus Aulenbacher, Geschäftsführer des EUBKZGW.

Diabetes eine weltweite Volkskrankheit

Diabetes ist jedoch nicht nur eine Volkskrankheit der Deutschen, sondern auch vieler anderer Länder. So sind beispielsweise 25 % der in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie 22 % der in Bahrain lebenden Menschen betroffen, teilt das Europäische Branchenkompetenzzentrum für die Gesundheitswirtschaft EWIV (EUBKZGW) mit. Diese Anzahl der Diabetiker soll sich nach Angaben der lokalen Gesundheitsbehörden in den nächsten Jahren sogar noch verdoppeln.

Kooperation mit Einrichtungen aus arabischen Ländern


Um das Projekt „Patient-Info-Netz“ auch in arabischen Ländern starten zu können, vereinbarte das EUBKZGW eine Kooperation mit dem Gulf Diabetes Specialist Center in Manama, Bahrain, sowie mit dem Imperial College London Diabetes Centre in Abu Dhabi. „Das Pilotprojekt wird nach einigen Adaptionsarbeiten des Filmmaterials am 3. Oktober 2013 in Abu Dhabi bei dem Zusammentreffen der führenden Diabetologen aller Golfstaaten vorgestellt“, erklärt Aulenbacher.

Dr. Wiam Ibrahim Hussein, Medical Director des Gulf Diabetes Specialist Center, ist sich sicher: „Dieses Projekt wird uns in der Diabetiker-Versorgung signifikant unterstützen und die zukünftigen Behandlungskosten deutlich reduzieren.“



von Lena Schmidt, Mainz
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