Wetterfühligkeit – Gibt es das wirklich und welche Tipps helfen?

April, April, der macht, was er will. So heißt es schon in einer viele hundert Jahre alten (vermeintlichen) Weisheit. Während im einen Moment noch die Sonne scheint, ziehen bereits im nächsten tiefschwarze Gewitterwolken auf. Viele Menschen blicken mit Sorge auf die Zeit der raschen Wetterumschwünge. Viel zu oft hatten sie in der Vergangenheit schon mit (starken) Symptomen wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Schwindel zu kämpfen. Selbstdiagnose: Wetterfühligkeit.

Trotz der zweifelsfrei großen Relevanz für die deutsche Bevölkerung ist die wissenschaftliche Evidenz des Phänomens Wetterfühligkeit umstritten. Das könnte vor allem daran liegen, dass nicht nur eine Variable allein einen bestimmten Wetterzustand hervorruft. Vielmehr ist ein Wetterumschwung durch die Veränderung vieler verschiedener Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit und Druckschwankungen gekennzeichnet, der statistisch eben nicht ganz so einfach nachweisbar ist.

Die Folge? Die Sensibilität für Wetteränderungen wird von Skeptikern häufig als eingebildet und nicht real entwertet. Dass Betroffene allerdings völlig realen, teils starken Symptomen ausgesetzt sind, wird dabei häufig außer Acht gelassen.

Sollten Sie selbst betroffen sein, können Sie an dieser Stelle allerdings aufatmen. Es gibt tatsächlich einiges, was Sie gegen die Beschwerden tun können. Was Sie bei Wetterfühligkeit beachten sollten und welche eventuellen Konsequenzen beim Ignorieren der Symptome drohen könn(t)en, erfahren Sie jetzt!

Wetterreagierend, wetterfühlig, wetterempfindlich: Ist das nicht alles das Gleiche?

Nein! Hier muss ganz klar gesagt werden: Wer mit Begriffen wie wetterreagierend, wetterfühlig und wetterempfindlich jongliert, ohne sie klar voneinander abzugrenzen, macht es sich zu einfach. Fakt ist, das Wetter kann in unserem Körper schlummernde oder bereits bestehende Krankheiten plötzlich verschlimmern und entsprechende Symptome auslösen. Tatsächlich krank machen kann ein Wetterwechsel allerdings nicht.

In der Wissenschaft wird hierbei zwischen verschiedenen Schweregraden unterschieden:

  • Wetterreagierend sind eigentlich alle Menschen. Auch Skeptiker sollten hier einmal kurz aufhorchen. Denn sind wir nicht alle an sonnigen Tagen besser gelaunt als bei andauerndem Regenwetter? Der menschliche Organismus reagiert in diesem Fall also mit einer Veränderung der Stimmung (der Psyche) auf Wetterzustände.
  • Bei wetterfühligen Menschen sieht das Ganze schon etwas anders aus. Hier leiden Betroffene vor allem unter körperlichen Symptomen. Veränderte Umweltzustände werden zunehmend zur Herausforderung für den Körper.
  • Darüber hinaus gibt es auch noch wetterempfindliche Menschen. In diesen Fällen ist das Wetter nicht die Ursache für die Beschwerden der Betroffenen - es verstärkt sie lediglich. So sind die Schmerzen arthritischer oder rheumatischer Gelenke bei niedrigen Temperaturen intensiver, weil Sehnen, Knorpel und Gelenkflüssigkeiten dann weniger geschmeidig sind. Warum manche Wetterempfindlichen allerdings „vorfühlig“ sind, sich bei ihnen also bereits vor einem Wetterumschwung gewisse Symptome äußern, ist bislang medizinisch nicht erklärbar.

Symptome: Wie äußert sich Wetterfühligkeit?

Etwa die Hälfte aller Deutschen bezeichnet sich selbst als wetterfühlig. Jeder Dritte gibt sogar an, zeitweise wetterbedingt arbeitsunfähig zu sein. Zu den Hauptbetroffenen zählen typischer Weise eher Frauen als Männer, die eher älter als jünger sind. Wetterschwankungen wirken sich dabei unterschiedlich auf die Betroffenen aus.

Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Gelenkschmerzen
  • Schlafstörungen

Betroffenen wird häufig geraten, das Biowetter regelmäßig zu verfolgen. Entsprechende Prognosen versuchen nämlich, Zusammenhänge zwischen einzelnen Wetterzuständen und der Gesundheit zu verdeutlichen. Mit Erfolg: In einer Studie des Deutschen Wetterdienstes gaben vier von fünf Befragten an, die Vorhersagen als „hilfreich“ oder „teils hilfreich“ zu empfinden.

So könnte Ihr Körper auf bestimmte Wettersituationen reagieren:

Wie ein einzelner Körper auf verschiedene Umweltsituationen reagiert, ist jedoch individuell.

die Bayerische-Experten Tipp: Buch führen!

Ein Wettertagebuch, in dem Sie die tägliche Wetterlage sowie Ihr Befinden dokumentieren, könnte helfen, persönliche Reaktionen herauszufinden.

Ist es wirklich das Wetter, was mir zu schaffen macht?

Eine berechtigte Frage, wenn man bedenkt, dass Wetterzustände schließlich völlig natürlich sind und wir Menschen ihnen seit Beginn unseres Lebens ausgesetzt sind. Letztlich muss jeder menschliche Körper auf das Wetter reagieren können. Um eine optimale Funktionsfähigkeit zu gewährleisten, muss der Körper beispielsweise konstant bei einer Temperatur um 37 °C gehalten werden. Deshalb reagiert er auf Temperatur- und Wetteränderungen mit der Regulation des vegetativen Nervensystems.

Ob diese Anpassungsvorgänge unbemerkt verlaufen oder zu Beeinträchtigungen des Befindens führen, hängt letztlich jedoch nicht nur von der Art und Intensität des Wettereinflusses ab. Auch die jeweilige Anpassungsfähigkeit des Organismus spielt eine wichtige Rolle. Zudem gelten nur wenige Zusammenhänge zwischen klimatischen Einflüssen und körperlichen Symptomen als tatsächlich bewiesen.

Denn ja, wir alle stehen in Wechselwirkung mit unserer Umgebung. Diese besteht allerdings nicht nur aus der Witterung, sondern auch aus verschiedenen Einflüssen wie Luftverschmutzung oder Lärm. Hinzu kommen persönliche Umstände wie beispielsweise Stress, aktueller Gesundheitszustand, Hormonhaushalt und Biorhythmus. Es bleibt also zu sagen: Nicht jede Beschwerde, für die sich auf den ersten Blick keine plausible Erklärung finden lässt, ist auch tatsächlich auf Wetterveränderungen zurückzuführen.

Eine mögliche Erklärung für die feinfühlige Reaktion mancher Menschen auf ihre Umwelt könnte die schlichte Tatsache sein, dass der Körper „verlernt“ hat, mit der Witterung draußen umzugehen. Schließlich halten sich die meisten von uns mindestens 23 Stunden am Tag in temperierten, luftbefeuchteten und wohlriechenden Räumen auf. Und wenn wir dann doch mal unser Haus verlassen, muss das Wetter schon ganz besonders schön sein. Der Organismus ist mit den neuen Bedingungen meist schlichtweg überfordert und kann sich oft nicht schnell genug an Hitze, kalte frische Luft oder ähnliches anpassen.

Für die Gesundheit der Wetterfühligkeit vorbeugen

Und, macht sich nun auch bei Ihnen das schlechte Gewissen breit, weil sich Ihr täglicher Spaziergang (gerade in Zeiten von Corona) auf das Hin- und Herschlendern vor der Kühltheke im Supermarkt beschränkt? Keine Sorge, wir verraten Ihnen ein paar einfache Tricks, mit denen Sie Ihren Körper wieder aus dem sprichwörtlichen Winterschlaf „aufwecken“ können und die Beschwerden vergessen.

Die Lösung ist wie so oft eine gesunde Lebensweise, die oftmals schon gegen die Belastung hilft. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Ausdauersport trainieren die Blutgefäße, fordern das vegetative Nervensystem und wirken sich oft gut auf den Blutdruck aus. Zudem kann man den Körper abhärten. Durch Spaziergänge bei jeder Wetterlage, regelmäßige Saunagänge, Kneipp-Anwendungen und Wechselduschen lässt sich die eigene Anpassungsfähigkeit trainieren.

Sie haben ein großes Stück Arbeit vor sich, da gibt es nichts zu beschönigen. Wer dachte, zweimal im Regen den Müll rauszubringen würde ausreichen, sollte realistisch bleiben. So eine Umgewöhnung des Körpers geht schließlich nicht von heute auf morgen. Sie müssen sich also darauf einstellen, dass Sie auch in den Wochen nach Beginn Ihres Outdoorprogramms noch ab und zu mit Beschwerden zu kämpfen haben werden. Ist aber ja alles für einen guten Zweck: Ihre Gesundheit!

Hilfe, meine Beschwerden sind akut!

Was also tun bei Kopf- und Gelenkschmerzen, Schwindel und Kreislaufbeschwerden? Wir verraten Ihnen fünf Tricks, mit denen Sie Ihre Leiden im Nu in den Griff bekommen:

  • Kompressen auf Stirn, Schläfen oder Nacken:
    Vor allem bei Kopfschmerzen und Kreislaufbeschwerden ein wahres Wundermittel! Ob kalt oder warm, kann je nach Befinden selbst entschieden werden.
  • Kalte Wadenwickel, Arm- oder Fußbäder:
    Alles aus dem Kneipp-Repertoire eignet sich nicht nur zum Vorbeugen, sondern spendet auch in akuten Situationen Abhilfe gegen körperliche Schmerzen.
  • Pfefferminzöl:
    Hilft nicht nur bei Kopf-, sondern vor allem auch bei Gelenkschmerzen und sorgt für einen kühlenden, schmerzlindernden Effekt.
  • Ein kühles Glas Wasser:
    Vielen Schwindelanfällen und Kreislaufproblemen liegt ein Flüssigkeitsmangel zugrunde. Eine solche Dehydration kann oft am einfachsten durch stilles Wasser oder ungesüßte Tees behoben werden.
  • Ein Schuss Zitrone, ein Teelöffel Salz oder ein Stück Schokolade:
    Helfen gegen Schwindel und bringen Ihren Kreislauf wieder in Schwung.

Unser Rat: Nehmen Sie Schmerzmittel und andere Medikamente nur als letzten Ausweg ein. Sollten die Beschwerden länger als zwei Tage andauern, suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf!

Wetterfühligkeit: Bei Symptomen besser nicht Autofahren

Haben Sie mit Symptomen wie Kopfschmerzen oder Schwindel zu kämpfen, sollten Sie Aktivitäten wie Autofahren besser unterlassen. Schließlich handelt es sich dabei um eine komplexe Tätigkeit, die insbesondere Konzentration und Wachsamkeit erfordert.

Es gilt: Jeder Verkehrsteilnehmer ist für seine Fahrtauglichkeit selbst verantwortlich. Und die ist bei Migräneattacken und Co. meist deutlich eingeschränkt!

Neben der Tatsache, dass Sie zum Risiko für andere Verkehrsteilnehmer werden, sollten Sie ebenfalls beachten, dass Ihnen bei einem Unfall auch rechtliche Konsequenzen drohen könnten. Denn wer krank ein Fahrzeug führt und dabei einen Schaden verursacht, macht sich in der Regel sogar strafbar.

Don’t feel the weather … and drive!

Generell gilt: Ruhe und Entspannung sind die besten Handlungsalternativen bei anhaltender Wetterfühligkeit. Überanstrengen Sie Ihren Körper nicht! Mit Hausmitteln wie Kompressen und Wadenwickeln gelangen Sie schnell wieder zur alten Form.

Nachdem der akute Krankheitszustand überstanden ist, sollten Sie versuchen, Ihren Körper gegen Wetterumschwünge abzuhärten. So bleiben Sie auch langfristig von Beschwerden, die mit Wetterfühligkeit einhergehen, verschont.