Boeing-Crash: Hat automatische Schubregelung versagt?

Das Wrack der Boeing 777 in San Francisco kurz nach den Löscharbeiten.
Das Wrack der Boeing 777 in San Francisco kurz nach den Löscharbeiten.(c) REUTERS
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Die Befragung der vier Piloten nach der Bruchlandung von San Francisco hat erste Erkenntnisse gebracht. Die vier Männer absolvierten ihren ersten gemeinsamen Flug.

Dass die Boeing 777 zu langsam und zu tief am Samstag den Flughafen von San Francisco ansteuerte, hatte die südkoreanischen Fluglinie Air Asiana bereits eingestanden. Die Befragung der Piloten hat nun aber erste Hinweise darauf gegeben, warum es dazu kommen konnte. Drei der vier im Flugzeug anwesenden Piloten waren bei der Landung im Cockpit, zwei davon dürften das Geschehen kontrolliert haben. Dabei könnten sie übersehen haben, dass die automatische Schubregelung nicht funktionierte, teilte die Chefin der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB, Deborah Hersman, am Dienstag (Ortszeit) in San Francisco mit.



Das Flugzeug war kurz vor der Landung um etwa 25 Prozent zu langsam. Das bemerkten die Piloten aber erst 60 Meter über dem Boden. "Sie hatten die Geschwindigkeit auf 137 Knoten eingestellt und angenommen, die Schubregelung würde dieses Tempo halten", erklärte Hersman. Statt mit empfohlenen 253 Kilometern pro Stunde habe die Maschine mit einer Geschwindigkeit von nur 196 Kilometern pro Stunde die Landebahn erreicht. Warum der sogenannte Autothrottle seinen Dienst versagte, ist noch unklar. Die automatische Schubregelung sei prinzipiell korrekt eingerichtet gewesen. Doch ob sie eingeschaltet gewesen ist, oder kurz vor der Landung ausfiel, wird noch untersucht

Erster gemeinsamer Flug

Freilich betonte Hersman, dass man erst am Anfang der Ermittlungen stehe. Vorschnelle Verurteilungen wolle man vermeiden, solange die Untersuchungen noch liefen. Die verantwortlichen Piloten der Boeing befanden sich auf ihrem ersten gemeinsamen Flug. Hersman zufolge befand sich einer der drei Piloten im Cockpit in der Ausbildung für die Steuerung einer Boeing 777. Das Kommando über den Flug hatte ein erfahrener Pilot, der als Ausbildner fungierte. Ein dritter Pilot war im Cockpit auf einem Rücksitz, der vierte saß im Passagierbereich. Der Ausbildner und sein Schüler waren auf ihrem ersten gemeinsamen Trainingsflug.

Bei dem Crash am Samstag kamen zwei 16-jährige Mädchen aus China ums Leben. 305 Menschen an Bord überlebten, Dutzende wurden schwer verletzt. Hersman erklärte, dass bei der Bruchlandung zwei Stewardessen aus dem Flugzeug geschleudert wurden. Die Rettungskräfte hätten sie verletzt neben der Landebahn gefunden.

Die Maschine hatte den Flughafen von San Francisco zu langsam und zu tief angeflogen. Beim Aufsetzen auf der Landebahn riss die Boeing 777 eine Mauer ein, die den Flughafen am Rande der Bucht von San Francisco vom Meer abgrenzt. Hersman zufolge wurde dabei das Fahrwerk abgetrennt. Nach einer Schleuderfahrt, bei der weitere Teile abgerissen wurden, kam die Maschine am Rande der Landebahn zum Liegen.

(APA/dpa/Red.)

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