Im Alter erleben viele Männer zunehmend oft Erektionsstörungen, besonders häufig sind sie bei Diabetikern. Aber Achtung: Es kommt auch darauf an, welcher Diabetes-Typ man(n) ist.
Bei Männern mit Diabetes nimmt die Prävalenz der erektilen Dysfunktion mit zunehmendem Alter und längerer Dieabetesdauer zu. Aber nicht alle Diabetiker sind gleich betroffen: Bei Männern mit Typ-2-Diabetes ist die Häufigkeit wesentlich höher als bei Männern mit Typ-1-Diabetes. Es gibt generell große Unterschiede in der Prävalenz, wenn man sich die unterschiedlichen Diabetes-Subtypen anschaut – zu diesem Schluss kommt eine Forschergruppe des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) um Dr. Haifa Maalmi. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Diabetologia erschienen.
Insgesamt nahmen 351 Männer im Alter zwischen 18 und 69 Jahren an der Studie teil, bei denen der Diabetes mindestens ein Jahr zuvor auftrat. Als Kontrollgruppe dienten 124 Männer ohne Diabetes. Ziel der Studie war die Bestimmung der Häufigkeit einer erektilen Dysfunktion in den fünf Diabetes-Subtypen: schwerer Autoimmun-Diabetes (SAID) – der dem Typ-1-Diabetes entspricht –, schwerer Insulinmangel-betonter Diabetes (SIDD), schwerer Insulinresistenz-betonter Diabetes (SIRD), moderater Übergewichtsdiabetes (MOD) und moderater Altersdiabetes (MARD).
Im Großen und Ganzen wirkte sich der Diabetes stark negativ auf das männliche Geschlechtsorgan aus: Etwa 23 % der Männer mit Diabetes hatten auch eine Erektionsstörung, in der Kontrollgruppe waren es dagegen nur 11 %.
Prävalenz erektiler Dysfunktion bei Diabetes-Subtypen. Credit: Created with BioRender.com
Die Prävalenz der erektilen Dysfunktion war bei Männern mit SIRD am höchsten und am niedrigsten bei Männern mit SAID (52 % vs. 7 %). Dabei verteilte sich die Häufigkeit der Erektionsstörung bei den anderen Subtypen zwischen den beiden Extrempunkten: 31 % der Männer mit SIDD waren betroffen, bei den Patienten mit MARD waren es 29 % und bei Patienten mit MOD nur 18 %. Männer mit SIRD und SIDD wiesen dabei das höchste relative Risiko für eine Erektionsstörung auf. Allerdings unterschieden sich die Subgruppen auch untereinander in ihren Statuswerten und im Alter.
„Die hohen RRs für erektile Dysfunktion bei Männern mit kürzlich aufgetretenem SIRD und SIDD deuten sowohl auf Insulinresistenz als auch auf Insulinmangel als Hauptfaktoren für diese Komplikation hin“, erklären die Autoren. Das könnte bedeuten, dass es unterschiedliche Mechanismen gibt sowie verschiedene metabolische Risikofaktoren, die der erektilen Dysfunktion bei diesen Subtypen zugrunde liegen.
Doch wie jede Studie hat auch diese ihre Limitierungen. Neben der kleinen Stichprobengröße beschränken sich die Teilnehmer lediglich auf Männer aus Deutschland – das globale bzw. tatsächliche Ausmaß bleibt somit unbekannt. Außerdem basiert die Untersuchung der Prävalenz von Erektionsstörung bei Diabetes-Patienten auf einer Selbstauskunft – International Index of Erectile Function (IIEF) –, weshalb daraus auch keine kausalen Zusammenhänge ableitbar sind. Die Ergebnisse bilden zwar einen gewissen Trend ab, doch weitere kontrollierte Studien sind nötig, um zu verstehen, welche Mechanismen für die erektile Dysfunktion bei Diabetes-Patienten wirklich verantwortlich sind.
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