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Bulimia nervosa

von DoctorBox |
begutachtet von PhDr. Ewa Katarzyna Budna |
ICD-Code: F50.2.-

Bulimie ist auch unter den Namensbezeichnungen „Bulimia nervosa“ oder „Ess-Brech-Sucht“ bekannt. Es handelt sich hier um eine Essstörung, die sich durch unkontrollierbare und wiederholte Essanfälle auszeichnet. Nach solchen „Fressattacken“ haben die Betroffenen große Angst, an Gewicht zuzunehmen. Sie versuchen das durch exzessives Sporttraining, Erbrechen oder durch die Einnahme von Abführmitteln auszugleichen. Lesen Sie hier mehr über diese Störung des Essverhaltens. 

Das passiert bei Bulimie (Bulimia nervosa) 

Die Ess-Brech-Sucht, in der medizinischen Fachsprache auch als Bulimie oder Bulimia nervosa bezeichnet, ist eine psychische Erkrankung, die zu den Essstörungen gehört. Hierbei wechselt sich ein streng kontrolliertes Ernährungsverhalten mit Heißhungerattacken ab. Die Betroffenen haben immer wiederkehrende „Fressattacken“, in denen sie unkontrolliert große Mengen Nahrung aufnehmen. Nach einem solchen Essanfall ist die Angst sehr groß, an Gewicht zunehmen zu können. Um das wieder auszugleichen, versuchen die Betroffenen die Nahrung weitestgehend unverdaut aus dem Körper wieder herauszubekommen oder auf andere Weise entgegenzusteuern. 

Dementsprechend werden zwei Bulimie-Typen unterschieden:  

  • Purging-Typ 
    Ungefähr 70-90 % der betroffenen Bulimie-Patienten gehören diesem Typ an. Um eine Gewichtszunahme infolge der Essattacken zu vermeiden, erbrechen die Betroffenen das Verzehrte sofort wieder. Hierfür provozieren sie mit dem Finger einen Brechreiz. Um kontrollieren zu können, ob die gesamte verzehrte Nahrung erbrochen wurde, essen viele Bulimie-Patienten zu Beginn der „Fressattacken“ in farbiges Lebensmittel wie zum Beispiel ein Stückchen Karotte oder eine Tomate. 

  • Nicht-Purging-Typ 
    Bulimiker, die diesem Typ angehören, reduzieren das Körpergewicht nicht durch Erbrechen, sondern durch anderweitige Methoden wie zum Beispiel strenges Fasten, exzessives Sporttraining, Einläufe und auch Abführmittel. Dieser Subtypus kommt seltener vor als der Purging-Typ. 

Ungefähr 2-3 von 100 Menschen erkranken im Lauf ihres Lebens an einer Bulimia nervosa. In erster Linie sind Mädchen und junge Frauen von dieser Essstörung betroffen: Ca. 90 von 100 Bulimikern sind weiblich. 

Im ICD-10, dem internationalen Krankheitsverzeichnis, findet sich die Bulimie im Kapitel „Psychische und Verhaltensstörungen/Essstörungen“ unter den Nummern F50.2-F50.3. 

Symptome  

Die Symptome dieser Essstörung betreffen sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit der Betroffenen.  

Psychische Verhaltenssymptome bei Bulimia nervosa  

Die deutsche Bezeichnung für diese Essstörung ist „Ess-Brech-Sucht“. Dieser Name spiegelt im Grunde exakt wider, was diese Krankheit typischerweise kennzeichnet, nämlich suchtartige Heißhunger- und Fressattacken, die sich mit anschließendem Erbrechen abwechseln. Die Essanfälle können jeden Tag, mehrmals wöchentlich oder auch nur vereinzelt im Monat auftreten. Im Allgemeinen baut sich der Drang zu einem solchen Essanfall schrittweise auf, bis er sich schließlich in einer unkontrollierten Fressattacke entlädt. Es gibt aber auch Fälle, in denen solche Essattacken geplant auftreten. 

Nach einem solchen Essanfall haben die Erkrankten oft große Angst vor einer Gewichtszunahme und diese ist gar nicht so unbegründet. In nicht wenigen Fällen nehmen die Betroffenen nämlich bei einer solchen Fressattacke mehrere Tausend Kilokalorien auf. Zusätzlich zur Angst über einen Gewichtsanstieg empfinden die betroffenen Personen auch noch große Wut aufgrund ihres Kontrollverlusts. Sie ekeln sich vor sich selbst und schämen sich für ihr Verhalten. Um diese negativen Emotionen wieder loszuwerden, versuchen sie das aufgenommene Essen wieder aus dem Körper zu schleusen. Typischerweise provozieren die Erkrankten dazu Erbrechen. Andere wiederum treiben exzessiv Sport, um den Körper von den überschüssigen Kalorien zu reinigen.  
Zu den typischen Strategien der Erkrankten gehört auch der Missbrauch von Brech-, Abführ- und Entwässerungsmitteln.  

Ähnlich wie bei der Magersucht kommt es auch bei der Bulimie zu einer ausgeprägten Körperschemastörung sowie einer Beeinträchtigung der Selbstwahrnehmung. Die betroffenen Personen fühlen sich selbst als viel zu dick, auch wenn sie tatsächlich normal- oder sogar untergewichtig sind. 

Darüber hinaus kann es zusätzlich zu einer Bulimia nervosa zu weiteren psychischen Erkrankungen wie etwa bipolare Störungen, Depressionen und Angsterkrankungen kommen. 

Körperliche Symptome bei Bulimia nervosa 

Im Vergleich zu einer Magersucht (Anorexia nervosa) sind die körperlichen Symptome bei einer Bulimia nervosa nicht so offenkundig.  
Die Betroffenen haben im Allgemeinen ein normales Körpergewicht bzw. sind nur leicht unter- oder sogar übergewichtig. Das liegt insbesondere daran, dass Bulimie-Kranke die mit den Essanfällen aufgenommenen Kalorien zwar durch Erbrechen oder anderweitige Maßnahmen wieder aus dem Körper schleusen, eine gewisse Menge an überschüssigen Kalorien jedoch im Körper zurückbleibt. 
Darüber hinaus gelingt es den Betroffenen, ihr Essverhalten zwischen den Fressattacken sehr gut zu kontrollieren. Das zeigt sich insbesondere durch eine kalorienbewusste, gesunde und ausgewogene Ernährungsweise.  

Eine Bulimie verursacht also – anders als eine Magersuchterkrankung – keine am Körpergewichtsverlust erkennbaren gesundheitlichen Konsequenzen.  
Mit der Zeit richtet eine Bulimie-Erkrankung im Körper jedoch großen Schaden an und somit können folgende Symptome und Beschwerden auftreten:  

  • Mangelernährung: Aufgrund wiederholter Diäten, durch das ständige Erbrechen, aber auch durch die Einnahme von Entwässerungs- und Abführmitteln gerät der körpereigene Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht. Es kommt zu diversen Spurenelemente-, Vitamin- und Mineralstoffmängeln.  

  • Haar- und Hautveränderungen: Einige Bulimie-Erkrankten leiden unter Hauttrockenheit, Haarbruch und Haarausfall. Durch das häufige Erbrechen kommt es auch zu eingerissenen, wunden Mundwinkeln.  

  • Osteoporose: Durch den Kalziummangel kann es zu einer erhöhten Knochenbrüchigkeit kommen. 

  • Nierenschäden aufgrund des Elektrolytmangels 

  • Herzmuskelschwäche: Die verminderte Kaliumkonzentration in den Zellen sowie im Blut kann zu einem unregelmäßigen Herzschlag und somit zu einer Herzinsuffizienz führen. 

  • Bauchschmerzen und Magenruptur: Durch die ständigen Fressattacken bläht sich der Magen sehr stark auf. Das verursacht nicht nur starke Schmerzbeschwerden, sondern kann im schlimmsten Fall auch zu einem lebensgefährlichen Magenriss führen.  

  • Verstopfung: Durch das ständige Erbrechen verlangsamt sich der Nahrungstransport im Körper und demzufolge kommt es zu Verstopfung (Obstipation). 

  • Zahnschäden: Die saure Magensäure greift den Zahnschmelz und das Zahnbein stark an. Dadurch können die Zähne temperatur- und schmerzempfindlich werden. 

  • Speiseröhrenentzündung: Die saure aufsteigende Magensäure sorgt für eine Schleimhautentzündung der Speiseröhre. Gerät Magensaft in die Luftwege, so kann es im schlimmsten Fall zu einer Lungenentzündung oder gar zum Ersticken kommen.  

  • Gastritis: Das ständige Erbrechen reizt die sensible Magenschleimhaut und kann zu einer schmerzhaften Magenschleimhautentzündung (Gastritis) führen. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu schmerzhaften Blutungen oder Vernarbungen der Magenwand  kommen.  

  • Bauchspeicheldrüsenentzündung: Symptome einer Pankreatitis sind starke Bauchschmerzen, ein erhöhter Herzschlag und Fieber.  

  • Menstruationsstörung und Unfruchtbarkeit 

  • Schwangerschaftsrisiken: Leidet die werdende Mama unter einer Mangelernährung, kann sich das ungeborene Baby oft nicht richtig entwickeln und bleibende Gesundheitsschäden davontragen.  

  • Psychische Veränderungen: Bulimia nervosa sorgt für Konzentrationsprobleme und Stimmungsschwankungen. Bei ungefähr der Hälfte der erkrankten Personen lassen sich in bildgebende Verfahren (MRT, CT) Gehirngestaltveränderungen beobachten, sogenannte Pseudoatrophien. Die genauen Ursachen hierfür und die Auswirkungen sind bislang noch nicht abschließend erforscht. 

SOS-Anzeichen – Bulimia nervosa rechtzeitig erkennen  

Für Familienangehörige, Freunde und Kollegen ist es oftmals gar nicht so einfach, die Anzeichen dieser Essstörung frühzeitig zu erkennen und richtig zu deuten. Ein Symptom dieser Erkrankung ist nämlich, dass die Betroffenen versuchen, ihr gestörtes Essverhalten und ihre Essanfälle vor anderen Mitmenschen zu verbergen und ein gesundes Ernährungsverhalten nach außen zu spiegeln. 

Es gibt jedoch einige Verhaltensmuster, die auf eine Bulimie-Erkrankung hindeuten können:  

  • zwanghaftes und stark kontrolliertes Ernährungsverhalten: Die Betroffenen ernähren sich nach außen hin besonders gesund und sind stark auf die tägliche Kalorienzahl fixiert.  

  • Leichtes Untergewicht  

  • Auffällig häufiges Aufsuchen des Badezimmers, vor allem direkt nach dem Essen. Ein sehr auffälliger Hinweis ist das Wasserlaufenlassen im Waschbecken oder in der Badewanne, um die Geräusche des Erbrechens zu übertönen.  

  • Die Betroffenen nehmen Fettpölsterchen und Speckrollen wahr, wo überhaupt keine sind.  

  • Die Betroffenen sind stark auf ihre Figur und ihre Außenwirkung fixiert.  

  • Die Erkrankten kaufen großen Mengen an ungesunden Nahrungsmitteln ein, so zum Beispiel zuckerhaltige Limonaden, Chips, Kuchen, Fast Food, Schokolade und fettreiche Lebensmittel. 

  • Lebensmittel und sogar Reste von Erbrochenem werden versteckt, beispielsweise in Plastiktüten im Schrank. 

  • In manchen Fällen kann es aufgrund der hohen Nahrungsmittelbeschaffung zu finanziellen Schwierigkeiten kommen. 

  • Ausgeprägte Hauttrockenheit  

  • Zahnprobleme 

  • Auffälliger Bewegungsdrang und exzessiver Sport (meistens Ausdauertraining) 

  • Regelmäßige Verwendung von Abführ-, Entwässerungs-, Brech- und Abnehm-Mitteln. 

  • Deutliche Minderwertigkeitskomplexe 

  • Essen in der Öffentlichkeit, zum Beispiel bei gemeinsamen Treffen mit Freunden oder auf Feiern werden oft vermieden. 

Verlauf  

Der Verlauf einer Bulimia nervosa ist individuell sehr unterschiedlich. Je früher jedoch eine Bulimie-Erkrankung erkannt und therapiert wird, desto höher sind auch die Heilungsaussichten. Mehr als die Hälfte aller Bulimie-Erkrankungen sind heilbar. Der Verlauf und auch die Therapie der psychischen Störung sind aber oftmals sehr langwierig. In vielen Fällen kann es zu Rückfällen kommen.  
Nicht selten führt eine Bulimia nervosa auch zu einer Depression, einer Borderline-Störung oder einer Sucht. Bulimiker leiden unter der stark verzerrten Körperwahrnehmung. Um das innerlich zu kompensieren, kommt es oft zu selbstverletzenden Maßnahmen, aber auch zu Alkohol-, Drogen- oder Tablettenmissbrauch. Einige Bulimie-Patienten entwickeln unterschiedliche Süchte, so zum Beispiel eine Alkohol-, Nikotin- oder Kaufsucht. 

Die Betroffenen müssen selbst viel Geduld und Ausdauer für die Behandlung der Essstörung aufbringen.  

Ursachen und Risikofaktoren  

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die bei der Entstehung einer Bulimia nervosa eine bedeutende Rolle spielen können. Experten sind sich beispielsweise einig, dass biologische Einflüsse wie etwa Veränderungen im hormonellen Bereich die Entstehung der Essstörung begünstigen können. Auch soziokulturelle Faktoren wie etwa der Einfluss der Medien ist von Bedeutung. Ebenso lassen sich innerfamiliär oftmals Einflüsse erkennen, die relevant für die Krankheitsentstehung sind. So spielen unter anderem folgende Faktoren eine wichtige Rolle: 

  • Ernährungs- und Essverhalten in der Familie (Lernen am Modell) 

  • Umgang der Familienmitglieder untereinander 

  • häufige Diäten der Mutter 

  • fehlende Wärme und Anerkennung

Auch bestimmte Ereignisse wie die Trennung der Eltern oder ein hoher Leistungs- und Erfolgsdruck können wichtige Einflussfaktoren für die Entstehung der Erkrankung sein. Als Risikofaktor werden auch verschiedene Persönlichkeitsmerkmale angesehen, so beispielsweise ein geringes Selbstwertgefühl oder eine fehlende Stresskompetenz.  

Die Ursachen und die Risikofaktoren für eine Bulimie-Erkrankung sind sehr unspezifisch und ähneln im Grunde denen einer Magersucht-Erkrankung (Anorexie). Jeder Betroffene hat jedoch einen ganz eigenen Leidensweg und eine eigene Geschichte hinter sich, vor allem, was Kindheitserfahrungen und frühere Diäten angeht.  

Aktuellen Forschungsergebnissen zufolge sollen also sowohl genetische wie auch Umweltfaktoren für die Entstehung einer Bulimia nervosa verantwortlich sein. Ein Faktor allein löst aber noch keine Erkrankung aus. Im Allgemeinen müssen mehrere Ursachen zusammentreffen, damit sich eine Bulimia nervosa entwickeln kann. 

  • Falsche Vorbilder 
    Viele Betroffenen erlernen das falsche Essverhalten aus den Medien, den sozialen Netzwerken oder von anderen Vorbildern wie Freundinnen oder Schulkameraden. Nicht selten steigt dadurch die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und das wiederum kann das Risiko einer Essstörung deutlich erhöhen. 

  • Vorherrschende Schönheitsideale 
    Schlanksein wird in der heutigen Gesellschaft insbesondere für Mädchen und jungen Frauen mit Schönheit, Anerkennung und Attraktivität gleichgesetzt. So entwickelt sich das Bedürfnis, möglichst dünn zu sein und der Vergleich mit anderen Gleichaltrigen, aber auch mit Vorbildern aus den sozialen Netzwerken beginnt. Diese falschen Schlankheitsideale führen jedoch zu einem ungesunden Essverhalten, zu Mangelerscheinungen und letztlich zu gefährlichen Essstörungen.  

  • Häufige Reduktionsdiäten 
    Diäten gehören für sehr viele Menschen zum Lebensalltag in der modernen Gesellschaft fest mit dazu. Kaum ein Zeitschriftenmagazin verzichtet beispielsweise auf regelmäßige Ratschläge für eine erfolgreiche „Schlankernährung“. Diäten sind aber immer eine restriktive Nahrungsaufnahme, die bereits nach wenigen Wochen erhebliche Stoffwechselveränderungen bewirkt. Aus diesem Grund bilden Diäten häufig den Einstieg in eine Essstörung wie die Bulimia nervosa.  

  • Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper 
    Die Betroffenen haben eine große Angst davor, dick zu sein. Alles Lebensmittel, die zu einer Gewichtszunahme führen könnten, werden konsequent vermieden und auf die Verbotsliste gesetzt. Kalorien werden zu den wichtigsten Zahlen im Alltag. Allein der Gedanke an dick machende Getränke und Speise kann bei den Erkrankten die Angst wieder auslösen.  
    Damit diese Angst gar nicht wirklich im Lebensalltag durchbrechen kann, kompensieren Betroffene überschüssige Kalorien mit radikalen Fastenkuren, exzessivem Sporttraining, Erbrechen oder Abführmitteln.  

  • Familiäre Vorbelastung 
    Kinder aus behüteten Familien können ebenfalls von einer solchen Essstörung betroffen sein wie Kinder aus konfliktreichen Familien. Es gibt wie oben bereits erwähnt verschiedene Familienstrukturen, die Einfluss auf die Entstehung einer solchen Essstörung nehmen können. 
    Auffällig häufig stammen Bulimie-Patientinnen und Patienten aus der Mittel- und Oberschicht der Gesellschaft. Die Gründe hierfür sind aber bislang noch unklar.  

  • Diverse Belastungen 
    Größere Veränderungen im eigenen Umfeld wie etwa der Verlust einer nahestehenden Bezugsperson, sexueller Missbrauch oder Einsamkeit können die Entstehung einer Bulimie-Erkrankung begünstigen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die betroffenen Personen versuchen, die resultierenden psychischen Belastungen durch ein stark kontrolliertes Essverhalten in den Griff zu bekommen.  
    Psychische Krankheiten wie etwa depressive Störungen, innere Unruhe, Anspannung und Stimmungsschwankungen sind oft ein Auslöser für eine Bulimie, denn diese Irritationen können sowohl durch Fressattacken wie auch durch Erbrechen zumindest kurzzeitig ausgeglichen werden.  

  • Erbanlage 
    Einige Menschen scheinen eine genetische Veranlagung zu haben, eine Essstörung zu entwickeln. Auch wenn Essstörungen in einigen Familien gehäuft auftreten, so heißt das nicht automatisch, dass jedes Kind zwangsläufig an einer Bulimia nervosa erkrankt. Eine erbliche Veranlagung kommt vor allem dann zum Tragen, wenn weitere Risikofaktoren hinzukommen. 
    Ebenso spielen hormonelle Veränderungen eine Rolle. Bedeutende Einflussfaktoren sind die Hormone Testosteron und Östrogen, doch auch das appetitanregende Hormon Ghrelin. 

Therapie  

Verglichen mit Magersucht-Patienten zeigen Bulimie-Erkrankte oftmals viel mehr Einsicht darüber, dass sie krank sind und eine adäquate Therapie brauchen.  
Die genaue Prognose hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, so etwa vom Krankheitsbeginn, vom familiären Umfeld, aber auch von sonstigen möglicherweise vorhandenen psychischen Krankheiten.  

Die Therapie einer Bulimia nervosa basiert auf drei zentralen Bausteinen:  

1. Psychotherapie
Sie hat das Ziel, das verzerrte Körperwahrnehmungsbild der Betroffenen zu korrigieren. Darüber hinaus sollen das Selbstwertgefühl, das Selbstbewusstsein und die Beziehungsfähigkeit der Betroffenen nachhaltig verbessert werden. Möglicherweise vorausgegangene traumatische Erlebnisse müssen professionell aufgearbeitet werden. Auch akute oder chronische Konflikte müssen gelöst werden.  
Eltern jüngerer Patientinnen oder Patienten müssen lernen, mit der Essstörung des Kindes umzugehen und innerfamiliäre Konflikte gemeinsam gut zu meistern.  

2. Angeleitete Selbsthilfe
Informationen zur täglichen Ernährung verbinden sich hier mit einer kognitiven Verhaltenstherapie. Die Betroffenen sollen ein Ernährungstagebuch führen. Gleichzeitig wird ein Ernährungsplan inklusive Zwischenmahlzeiten erstellt. Dieser soll Heißhungerattacken und Essanfälle vermeiden. 

3. Medikamentöse Behandlung
Hier geht es vor allem um die Therapie der psychischen Begleiterscheinungen dieser Essstörung. Neben der Bulimie kann es beispielsweise auch zu depressiven Verstimmungen kommen. Eine medikamentöse Therapie sollte nie ohne eine begleitende psychotherapeutische Behandlung erfolgen, denn sonst steigt zum einen die Rückfallgefahr der Betroffenen und zum anderen die Gefahr für weitere psychische Krankheiten.  

Bulimia nervosa – ambulante oder stationäre Therapie? 

Je nachdem, wie stark die Essstörung ausgeprägt ist, kann die Behandlung stationär in einer spezialisierten Klinik, in einer Tagesklinik oder ambulant erfolgen. In den meisten Fällen können die Betroffenen ambulant behandelt werden. Sie lernen in der Therapie ein gesünderes Verhältnis zum eigenen Körper zu entwickeln und die Essstörung letztlich auf dieser Grundlage zu besiegen. In einigen Fällen kann jedoch eine Einweisung in eine Klinik unumgänglich sein.  

Überwachung der Behandlung und Rückfallprophylaxe  

Im Laufe einer Bulimie-Behandlung kann es auch zu Rückfällen kommen. Auch Behandlungsabbrüche sind leider keine Seltenheit. Aus diesem Grund werden während einer Behandlung laufend Verlaufskontrollen vorgenommen. Zudem ist es sehr wichtig, die Betroffenen auf die Zeit nach der Therapie vorzubereiten und auch die Angehörigen miteinzubeziehen. Sie müssen beispielsweise gut informiert sein, wie sie sich im Fall eines Krankheitsrückfalls verhalten sollen.  

Was Sie selbst tun können  

  • Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus. Das kann unterstützend, stärkend und motivierend sein.  

  • Bei einer Bulimie-Erkrankung ist es unverzichtbar wichtig, einen neuen Umgang mit dem Essen zu erlernen.  

  • Erlernen Sie eine gute Emotionskontrolle: Nehmen Sie Gefühle wie Wut, Einsamkeit, Traurigkeit oder Langeweile wahr und lernen Sie, diese in einer adäquaten Weise auszudrücken.  

  • Bauen Sie mehr Selbstvertrauen auf!  

  • Erarbeiten Sie sich gute Problemlösungsstrategien für Ihren Alltag und greifen Sie nicht mehr auf das Essen zurück, um Probleme in den Griff zu bekommen.  

  • Entwickeln Sie ein liebevolles Verhältnis zu Ihrem eigenen Körper und fördern Sie die Gesundheit durch eine ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung im Alltag.