Beckstein platzt bei Lafontaine der Kragen

"Saudummes Gerede"

Günther Beckstein hatte sich bei seinem Auftritt in der ARD-Sendung "Anne Will" lange Zeit im Griff, aber schließlich platzte Bayerns Ministerpräsident doch noch der Kragen.

 (DR)

Verärgert rief er am Sonntagabend dem Linke-Chef Oskar Lafontaine zu: "Wer so saudumm daher redet, sollte nicht meinen, dass er Demokrat wäre!" Zuvor hatte Lafontaine den CSU-Politiker immer mehr gereizt. Thema der Sendung war eigentlich: "Alles auf Rot - warum nicht mit den Linken?" Der SPD-Abtrünnige aus dem Saarland nutzte jedoch die Debatte über die historischen Schattenseiten seiner neuen Partei zu dem Hinweis, dass die Union nach dem Zweiten Weltkrieg "sehr viel NSDAP-Mitglieder aufgenommen" habe.

Scheinbar tolerant fügte Lafontaine hinzu: "Ich werfe ihr das nicht vor, sofern nichts Gravierendes gegen sie vorlag." Er wolle nur in Erinnerung rufen: "NSDAP-Mitglieder sind über die CDU Kanzler und Bundespräsident geworden." Auch nach der "Diktatur im Osten" gelte: "Wenn es Leute gibt, die an der Demokratie mitwirken wollen, die sich nicht Verbrechen schuldig gemacht haben, können die das selbstverständlich."

Schon bei diesen Ausführungen des Linke-Vorsitzenden verdüsterte sich das Gesicht von Beckstein. Doch Lafontaine legte noch nach und sagte zu dem Ministerpräsidenten: "Ich will Sie mal aufklären: Sie haben eine Jungkommunistin, eine überzeugte Jungkommunistin zur Kanzlerin gewählt. Ist Ihnen das überhaupt klar?"

Lafontaine wartete eine Antwort nicht ab, sondern ergänzte mit Blick auf die Bundeskanzlerin: "Frau Merkel war FDJ-Funktionärin für Propaganda und Agitation. Das konnte nur eine überzeugte Jungkommunistin." Spöttisch fügte der Linke-Chef hinzu: "Seien Sie doch stolz auf Ihre Integrationsleistung."

Beckstein startete statt dessen einen Gegenangriff und kritisierte, in der Linksfraktion seien "waschechte Kommunisten". Diese wollten "sogar mit Gewalt gegen dieses System vorgehen". Das könne niemand bestreiten.

Die Moderatorin Anne Will kam Beckstein an dieser Stelle zu Hilfe und fragte: "Herr Lafontaine, haben Sie kein Problem damit, dass jeder zehnte der 203 Linksabgeordneten im Bundestag und in den Landesparlamenten durch Unterlagen der Birthler-Behörde belastet ist?"

Lafontaine räumte ein, dies sei "sicherlich ein Problem". Man müsse aber immer "den Einzelfall genau betrachten". Er fügte hinzu: "Ich bin gegen Spitzelei jeder Form. Das ist ja wieder hochaktuell. Also in der DDR hat der Staat mächtig gespitzelt, bei uns spitzelt der Staat und die Wirtschaft in großem Umfang - ohne dass ich das jetzt exakt vergleichen will."

Es folgte eine Äußerung des Linke-Chefs, die wohl ironisch gemeint war: "Wenn wir an der Saar regieren, muss ich ernsthaft darauf achten, dass die CDU vom Verfassungsschutz beobachtet wird." Schließlich seien Unions-Politiker wie Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Verteidigungsminister Franz Josef Jung "die erklärten Verfassungsfeinde", weil sie "gegen das Grundgesetz" Online-Durchsuchungen machen und die Bundeswehr im Inneren einsetzen wollten.

Lafontaine rief Beckstein zu: "Sie sind doch der erklärte Verfassungsfeind und müssen vom Verfassungsschutz nachhaltig beobachtet werden!" Er betonte mit Blick auf eine mögliche Links-Regierung im Saarland nach der nächsten Landtagswahl: "Also wenn Sie dann über die Landesgrenze kommen - tut mir leid." Nach diesen Worten kam es dann zu dem Wutausbruch des bayerischen Ministerpräsidenten.