Ingolstadt
Den Konzernen eins auswischen

23.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:47 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Die Enthüllungen des Kartellamts über mangelnden Wettbewerb der Mineralölkonzerne sind nur der jüngste Aufreger: Die hohen Benzinpreise stoßen den Ingolstädter Autofahrern sauer auf. Doch auch Kommunalbetriebe, INVG und Polizei ächzen unter den Rekordpreisen.

"Ein Saustall ist das!" Rita Kost ist sauer. Was die Autofahrer schon lange wissen, hat das Kartellamt jetzt bestätigt: Die Vorherrschaft der fünf großen Mineralölkonzerne behindert den Wettbewerb unter den deutschen Tankstellen. Aus diesem Grund tankt Kost wie viele andere ihren Skoda lieber an freien Tankstellen wie der von Manfred Weigl an der Haunwöhrer Straße. Auf die Frage, warum das Benzin in Ingolstadt im Bundesvergleich besonders teuer ist, findet sie eine klare Antwort: "Wir sind halt eine Autostadt."
 

Christian Wilhelm hat noch eine andere Erklärung. "Ich denke, dass das Benzin durch den Verdienst der Ingolstädter teurer ist als in Augsburg oder München", meint er. Bereits ein paar Kilometer weiter, in Karlskron, sei der Liter meist drei bis vier Cent günstiger.

Dass Günter Probst zu Wochenbeginn an der Zapfsäule steht, ist kein Zufall. "Ich tanke oft sonntags oder montags, da ist es günstiger", sagt er. Offenbar ist er nicht der Einzige: Die Tankstelle ist gut frequentiert. Geschäftsführer Manfred Weigl führt einen täglichen Preiskampf mit den Platzhirschen. "Wir schauen drei Mal am Tag bei unseren Konkurrenten und bieten den Sprit meist einen Cent günstiger an", erzählt er.

Nicht äußern wollen sich dagegen die meisten Filialisten. Beispiel Manchinger Straße: Weder Esso noch Aral erlauben eine Befragung der Kunden. Jedoch sind die Zapfsäulen ohnehin verwaist. Einzig Cornelia Leber von der Stationsleitung der Shell-Tankstelle nimmt Stellung. "Die Preise werden von der Zentrale in Hamburg gesteuert. Vielleicht ist das auch gut so, denn sonst wäre unser Leben in Gefahr", sagt sie lachend. Weniger Kunden habe sie nicht bemerkt, höchstens geringere Tankmengen.

Auch in der Kostenrechnung der Polizei machen sich die Spritpreise stärker bemerkbar. Für das Jahr 2011 kalkuliert das Präsidium Oberbayern-Nord für Ingolstadt und die angrenzenden Landkreise mit Mehrkosten von rund 60 000 Euro gegenüber dem Vorjahr. "Das entspricht einer Steigerung von 10 bis 15 Prozent", erklärt Pressesprecher Peter Grießer.

Eine Erhöhung der Fahrpreise ab 1. September hat die städtische Verkehrsgesellschaft INVG schon beschlossen. Blickt man auf die Ausgaben für Dieselkraftstoff in den vergangenen Jahren, ist die Anpassung nachvollziehbar.

Im Geschäftsjahr 2007/2008, als das bisherige Allzeithoch beim Erdölpreis zu verzeichnen war, betrugen die Gesamtkosten für die 90 Busse rund 1,94 Millionen Euro. Nach 1,54 Millionen und 1,67 Millionen in den Folgejahren kalkuliert Robert Frank, Geschäftsführer der INVG, im laufenden Geschäftsjahr erstmals mit einem Betrag von über zwei Millionen Euro. "Dazu kommen noch die Kosten der privaten Unternehmer, die ungefähr 30 Prozent der Verkehrsleistung erbringen", berichtet Frank.

Wie viel Geld sie aufgrund der Spritpreisentwicklung mehr ausgeben müssen, listen die Ingolstädter Kommunalbetriebe nicht auf. Trotz spezieller Dienstleistungsverträge jedoch "sind auch unsere Preise an den Markt gebunden", teilt Claudia Recknagel mit. "Die Spritkosten für unsere Fahrzeuge, beispielsweise Müllwagen, fließen in die Gebührenkalkulation ein", so die Sprecherin weiter.