Schrobenhausen
Hinterkaifeck: Reuthaue kommt nach Schrobenhausen

Das Museum im Pflegschloss bekommt den Nachbau der Mordwaffe aus dem ZDF-Film von Kurt H. Hieber

17.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr
Bilder wie dieses haben ihn bekannt gemacht: Günther Katzenmüller mit der Reuthaue in der Hand. Die überstehende Schraube ragt wie bei der Mordwaffe heraus. −Foto: Boos

Schrobenhausen (mpy) Die Geschichte des Nachbaus der Mordwaffe ist fast genauso mysteriös wie die Geschichte von Hinterkaifeck selbst: Eines Tages fand sie Günther Katzenmüller an seine Garage gelehnt.

Wer sie dort hingestellt hatte, weiß er bis heute nicht.
 
Günther Katzenmüller aus Vohburg ist regelmäßiger Fernseh-Komparse, bei Sendungen wie „Aktenzeichen XY“ war er schon Opfer und Täter. Als der vor kurzem verstorbene Regisseur Kurt H. Hieber im Jahr 2009 seinen Film „Hinterkaifeck – die wahre Geschichte hinter Tannöd“ drehte, da besetzte er die Rolle des Andreas Gruber mit Günther Katzenmüller, also als den Hinterkaifeck-Bauern. Und fürs Filmplakat musste er dann richtig grimmig dreinschauen. Kein Problem für den kameraerprobten Komparsen.

In seinen Händen hielt er die Mordwaffe, jene Reuthaue mit der eingedrehten Schraube, deren Spuren sich in den Körpern einiger der Toten wiederfanden. Unfachmännisch repariert, glauben viele, Hinterkaifeck-Kennerin Ingeborg Weibl, die heute viele der Laternenwanderungen zum Tatort begleitet, hat da eine andere Theorie: Die Schraube sei dazu da gewesen, um Schweine bewusstlos zu schlagen, ehe man sie damals ausbluten ließ.

Mit dieser Reuthaue wurden bekanntlich damals, in jener Nacht vom 31. März auf den 1. April 1922 alle Bewohner des Hinterkaifeck-Hofs erschlagen – bis heute ist der Mord ungeklärt. Die Spur der Mordwaffe, die erst ein Jahr nach der Tat beim Abriss des Hofs entdeckt und vom ehemaligen Knecht Georg Siegl identifiziert wurde, verliert sich in den 30er Jahren. Es heißt, sie sei bei einem Feuer in einem Archiv verbrannt.

Als Nachbau gibt es die Haue, eine Art Axt, aber noch. Günther Katzenmüller hat sie in seinem Besitz, seit damals, als sie nach Abschluss der Dreharbeiten bei ihm an der Garage lehnte. Nächsten Mittwoch feiert er seinen 70. Geburtstag; ein guter Anlass, wie er sagt, um sich von dem guten Stück zu trennen. Es war ein Kollege aus dem Film, der den Weg Richtung Schrobenhausen bereitet hat, DK-Redakteur Stephan Boos, der damals im Hieber-Film den Bürgermeister spielte. Und die Schrobenhausener Zeitung stellte schließlich den Kontakt zu Museumsleiterin Claudia Freitag-Mair her. In wenigen Tagen wird der genauste existierende Nachbau des Mordinstruments von Hinterkaifeck Eigentum der Stadt Schrobenhausen sein. Wann und wie er dann das erste Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, das ist noch offen.

Für Günther Katzenmüller aber endet damit ein Kapitel, das ihn über mehrere Jahre begleitet hat; er wird sich jetzt neuen Fernsehprojekten widmen.