Ingolstadt
Ritterliches Ideal und fürstliche Souveränität

In der alten Schatzkammer im Münster wird eine Ausstellung zu Ludwig dem Bärtigen gezeigt

30.09.2021 | Stand 23.09.2023, 21:03 Uhr
Die Inszenierung zeigt Ludwig den Bärtigen auf einem Sedile, einem Sitz für wichtige Persönlichkeiten. −Foto: Scheuerer

Ingolstadt - Den meisten Besuchern des Münsters dürfte die kleine, unscheinbare Tür gar nicht auffallen, die zur alten Schatzkammer hinaufführt - kein Wunder bei all den Schätzen und Kostbarkeiten, die die Obere Pfarr beherbergt.

Seit Kurzem ist der kleine Raum, der nur über eine steile Wendeltreppe zu erreichen ist, im Rahmen von Führungen begehbar. An dieser Stätte wurde vom Historischen Verein Ingolstadt in Kooperation mit dem Stadtmuseum und dem Pfarramt Liebfrauenmünster und St. Moritz eine Präsentation eingerichtet, die die wechselvolle Lebensgeschichte des Ingolstädter Herzogs Ludwig des Bärtigen zum Inhalt hat. Es ist eine Schau an einem historischen Ort, denn der Herrscher dürfte dort selber auch gewesen sein.

Die Ausstellung erinnert an das wechselvolle Leben dieses Wittelsbachers, der Ingolstadt vor 600 Jahren seinen Stempel aufdrückte. Das Bild von Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt (1368-1447) ist auch im Münster selber verewigt - auf dem Eingang zum Südwestturm. "Herzog Ludwig gilt als der bedeutendste, aber auch als der schillerndste Fürst der Ingolstädter Linie", schreibt Beatrix Schönewald, Leiterin des Stadtmuseums, über ihn: "Diese eindrucksvolle Herrscherpersönlichkeit der bayerischen Geschichte kennzeichnet ein sehr konträrer Charakter: höfische Gewandtheit, Weltläufigkeit auf der einen, Unzugänglichkeit, unerbittlicher, zynischer Spott auf der anderen Seite. Wie kein anderer verkörperte er das Ideal ritterlicher Ehre verbunden mit dem Prinzip fürstlicher Souveränität. "

Der Sohn Herzog Stephans III. , des Kneißels, hatte er bereits früh Anteil am Regierungsgeschäft seines Vaters, zunehmend auch im Gegensatz zu ihm. Prägend für Ludwig war sein Aufenthalt am französischen Königshof in den Jahren 1391-1393 und 1402-1415. Er kümmerte sich in erster Linie um die französische Innenpolitik, weniger um sein Herzogtum Bayern.

Ludwigs Schwester Elisabeth, besser bekannt als Isabeau, heiratete 1386 den späteren französischen König Karl. Durch die Krankheit seines Schwagers rückte Ludwig in das Zentrum der Macht. Auch als Ludwigs Vater, Stephan III. , starb und sein Landshuter Vetter Heinrich begann, die Ingolstädter Lande einzukreisen, blieb er in Frankreich. Erst 1415 kehrte er zurück - begrenzt auf sein kleines Ingolstädter Territorium. Herzog Ludwig war nahezu sein ganzes Leben im Streit mit den Landshuter Verwandten und ließ keine Gelegenheit aus, gegen die ungeliebte Landesteilung von 1392 zu opponieren, die ihm ein ziemlich zerstückeltes Territorium beschert hatte.

Erfolgreicher war Herzog Ludwig in seiner Innenpolitik: Vor allem die Verwaltung profitierte von seinen Erfahrungen aus Frankreich. Ein Denkmal setzte sich der alte Herzog aber mit seinen Bauten wie das Münster, die Pfarrkirche Zur Schönen Unserer Lieben Frau, das Neue Schloss und das Pfründnerhaus, die spätere Universität.

Die letzte der vielen Auseinandersetzungen mit seinem Sohn Ludwig dem Höckrigen und mit seinem Vetter Heinrich von Landshut stürzte sein Land und ihn selbst ins Unglück. Denn Heinrich hatte die Abwesenheit des Ingolstädter Herzogs genutzt, ihn im ganzen Reich zu isolieren. 1417 eskalierte Herzog Ludwigs Rivalität zu Heinrich in seinem Mordanschlag zu Konstanz und wurde zur unüberwindlichen Feindschaft. 1420 brach zwischen den wittelsbachischen Herzögen der offene Bruderkrieg aus. Der Bayerische Krieg (1420-1422) wurde ungemein grausam geführt und endete mit der Niederlage Ludwigs in der Schlacht bei Alling.

Gerade der Vater-Sohn Konflikt stellt den tragischen Aspekt seines Lebens dar. Hatte Ludwig bereits ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater Stephan, setzte sich dies bei seinem einzigen legitimen Sohn fort. Die systematische Zurücksetzung Ludwigs VIII. zugunsten seines illegitimen Sohnes Wieland von Freyberg trieb diesen buchstäblich in das Lager der väterlichen Gegner. Sie mündete in die Erhebung des Sohnes gegen den Vater 1439 und in die Gefangennahme des alten Herzogs 1443. Ludwig starb 1447 in der Gefangenschaft zu Burghausen. Mit ihm endete zugleich die Geschichte des Herzogtums Bayern-Ingolstadt.

Die Ausstellung in der alten Schatzkammer beleuchtet diese Zeit anhand einer ganzen Reihe von Objekten: zahlreiche Zunft- und Prozessionsstangen, Reliquien, Gemälde und Bilder, Kunstgegenstände und vieles mehr. Sehr beeindruckend ist auch eine Holzkiste, in der er wohl sein Geld transportiert hat. Etliche Schautafeln erzählen vom Leben und Wirken Ludwigs des Bärtigen und lassen diese Zeit wieder aufleben.

DK

FÜHRUNGEN

Einstündige Führungen finden jeweils samstags ab 14 Uhr statt, Treffpunkt ist die Kreuzigungsgruppe unter der Orgel. Die Termine: 2., 16., 23. und 30 Oktober, 6., 13., 20. und 27. November sowie am 4., 11. und 18. Dezember.

Bernhard Pehl