Neuburg
Semantisches Hackfleisch

Kabarettist Bruno Jonas trat am Mittwochabend im Kolpinghaus auf

25.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:54 Uhr

Rundumschlag: Ob Politik, Religion oder Medien – Bruno Jonas gab als Hubert Unwirsch allen eins auf den Deckel. - Foto: Roch

Neuburg (DK) Korruption – mit diesem Thema kennt sich der Unternehmensberater Hubert Unwirsch bestens aus. „Das ist ein von Gott gegebenes Verhalten“, erklärt er. Schon im Alten Testament hätten die Gläubigen Gott mit Opfern bestechen wollen, „weil sie wussten: Blut – das mag er.“ So sei Korruption vielmehr eine Form der Nächstenliebe: „Wenn einer das Geld annimmt, heißt das, er sieht die Not des Anderen.“ Überhaupt sei es für Menschen, denen oft Geld angeboten werde, viel schwerer zu widerstehen. „Ist einer mit Impotenz gesegnet, fällt es ihm auch leichter, treu zu sein!“

Die Rolle des korrupten Beraters, der es nun mit der Justiz zu tun bekommt, spielt Bruno Jonas par excellence. Er lästert über Doktorarbeiten („Früher sind Doktorarbeiten geschrieben worden, heute werden sie gelesen!“), Politiker („Stoiber ist der lebende Beweis, dass es einen Zusammenhang zwischen Sprache und Denken gibt“) oder den Islam („Die Moslems haben immer eine amerikanische Fahne dabei, die sie anzünden können, wenn sie sich ärgern“).

Sein Improvisationstalent beweist er beim Gespräch mit dem Publikum. „Ich habe das Gefühl, heute haben einige Text!“, entgegnet er grinsend auf die Zurufe der Zuschauer. Diese sind begeistert, lachen und johlen. Als der Kabarettist statt von Applaus von Appläusen spricht, erntet er Widerspruch. Diesen Plural gebe es doch gar nicht. Das kommentiert Jonas scheinbar schockiert: „Mist! Sind also doch Lehrer im Publikum.“ Selbst wenn ihm bei all der Stegreifdarbietung einmal der Text verloren geht, ist das kein Problem. Jonas macht einen Witz daraus. „Das ist schon ein Haufen Text, den ich mir vornehme. Und manchmal denken meine Synapsen, sie könnten mich blöd ausschauen lassen!“

Besonders gut kommen Jonas’ Imitationen von Politikern an. Egal ob Angela Merkel, Gerhard Schröder oder Gregor Gysi – jedes Mal erntet er stürmischen Applaus im vollen Kolpinghaus. Zwischendurch telefoniert seine Figur Unwirsch mit Frau Trudilein und Freundin Zwetschge. Mittlerweile lebe die Gattin mit ihrem neuen Freund in Brasilien. Die Beziehung sei unter anderem gescheitert, weil Unwirsch ihr keine Brustvergrößerung zahlen wollte. Jetzt sei er froh darüber. „Am Ende wär’ die mit meinem Busen nach Brasilien abgehauen!“ Zudem hätten sie eine fatale Streitkultur gehabt. „Die hat die Wörter in den kommunikativen Fleischwolf gesteckt, und raus kam semantisches Hackfleisch!“

Weil der Unternehmensberater an diesem Abend eigentlich Gast einer Talkshow sein soll, hat er gleich ein paar Verbesserungsvorschläge parat. „Die haben Fragestellungen wie: Steht Deutschland am Abgrund? Das will ich schon wissen. Weil wenn ja, steh ich am nächsten Tag nicht mehr auf!“ Er plädiert aber für „lustigere“ Fragen. Etwa, wie es mit der FDP weitergehe. „Da hüpf’ ich mit einem Lacher ins Bett!“ Generell empfiehlt der Kabarettist, Talkshows ohne Ton anzusehen. „Politiker reden sehen, ohne sie zu hören – das ist das Optimale für mich.“

Wieder bei der Politik angekommen, kritisiert der Satiriker die Volksentscheide: „Es gibt keinen Bereich, wo wir mehr Deppen haben, als im Volk“. Obwohl die Piratenpartei diese Entscheide befürworte, sei sie ihm sympathisch: „Dieser Umgang mit Nichtwissen, mit Ahnungslosigkeit. Das ist die Zukunft.“ Ahnungslos sei er an diesem Abend selbst des Öfteren gewesen. „Es gab Momente, wo Sie gelacht haben und ich mir dachte: Was meinen die jetzt“ Nach einer Zugabe verabschiedet sich Bruno Jonas von seinem frenetisch klatschenden Publikum. „Ich muss Ihnen ein Kompliment machen – Sie waren großartig.“