"Streckenweise dramatisch"

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Nüchterner Neubau: Vor der Friedrichshofener Schule weht 1969 bereits die Fahne des Ingolstädter Panters. Einweihung und Eingemeindung liegen 40 Jahre zurück. Das Jubiläum wird groß gefeiert.

Ingolstadt (DK) Am Freitag, 25. September, schlägt Friedrichshofen die Stunde. Nach jahrelanger Ruhepause wird sich das Werk der renovierten Turmuhr wieder in Bewegung setzen. Das Ganze soll bei einem festlichen Abend passieren, den die Friedrichshofener Bürgerinitiative und die Schule vorbereiten.

Die Uhr, die früher das Dach der alten Schule zierte, gilt als ein symbolisches Zeichen für die Ortsgemeinschaft. Die Renovierung wurde mit Spenden finanziert. "1500 Euro stehen aber noch aus", sagt Gustav Bernhardt, der "Kultusminister" der Friedrichshofener Bürgerinitiative (FBI) und Ortschronist. Der eigentliche Hintergrund für den Festakt am 25. September ist aber ein doppeltes Jubiläum: Die Eingemeindung Friedrichshofens und die Einweihung der neuen Schule liegen 40 Jahre zurück.

Jemand wie Bernhardt, der sich so gründlich wie kaum ein anderer mit der Geschichte des Dorfes auseinander gesetzt hat, kennt natürlich auch die turbulenten Umstände der Eingemeindung 1969. In seiner Ortschronik ist von einem "handfesten kommunalpolitischen Krimi" die Rede, der "nicht nur in der Region, sondern möglicherweise sogar in ganz Bayern" seinesgleichen suche.

Bevor Friedrichshofen endlich zur Stadt Ingolstadt kam, waren "nahezu 30 Jahre kompliziertester Verhandlungen mit streckenweise dramatischen Begleiterscheinungen" vorausgegangen. Auch als 1967 der Friedrichshofener Gemeinderat einstimmig die Übernahme durch Ingolstadt beantragte, war noch lange keine Ruhe, denn die Gemeinde Gaimersheim erhob ebenfalls Ansprüche auf den Nachbarort. Und schließlich trat als weiterer Akteur der damals noch bestehende Landkreis Ingolstadt auf. Selbst ein Beschluss der Staatsregierung zur Eingemeindung Friedrichshofens nach Ingolstadt vom Mai 1969 war noch nicht das letzte Wort, weil Landrat Adolf Fink dagegen klagte. Erst mit einiger Verspätung, am 12. Juli 1969, konnten die Neu-Ingolstädter ihr Eingemeindungsfest feiern.

Daran soll bei der Feier in einigen Tagen erinnert werden. Das Fest am 25. September in der Schulaula beginnt um 18 Uhr mit einer ökumenischen Andacht. Danach sind Reden von Oberbürgermeister Alfred Lehmann und Rektor Wilhelm Kaufmann geplant. Ein unterhaltsamer Vortrag von BR-Redakteur Gerald Huber schließt sich an, der sich auch als Sprach- und Dialektpfleger hervorgetan hat. Den musikalischen Part des Abends übernimmt die Ruaßkuchlmusi. Außerdem wird vom 25. bis 27. September die Bilderausstellung von Friedrichshofen gezeigt, die bei der 175-Jahr-Feier schon einmal zu sehen war.

Organisator Bernhardt will die Tradition des Gründungsfestes ebenfalls wiederbeleben, das im 19. Jahrhundert unter verschiedenen Namen – Kirchweihfest, Jahresfeier, Jahresfest, Begründungsfest, Erntedankfest – zum Kalender der Friedrichshofener gehörte. "Der Pfarrer", mahnten damals die Kolonisten, "soll dabei eine der Geschichte angemessene Rede halten, damit der Tag nicht bloß des Vergnügens wegen, sondern auch zur Ehre Gottes gefeiert werde." Künftig soll das Gründungsfest in Friedrichshofen jedes Jahr Anfang September begangen werden.