Kelheim
Umstrittene Halbtagsstelle

Magdalena Besl<?TrFug> meisl berichtet im Kreisausschuss über ihre Arbeit für die Ehrenamtlichen

12.05.2021 | Stand 17.05.2021, 3:34 Uhr
Magdalena Beslmeisl legte dem Kreisausschuss ihren ersten Bericht vor. −Foto: Bruckmeier

Kelheim - Die Bereitschaft der Deutschen, sich in einem Ehrenamt zu engagieren, ist nach wie vor groß. Laut einschlägiger Studie ist beinahe jeder zweite Bundesbürger bereit, sich irgendwo für Gotteslohn einzubringen. Tatsächlich bringt sich jeder dritte Zeitgenosse im sogenannten Non-Profit-Bereich ein. Oft aber ist es schwer, Mann beziehungsweise Frau mit dem Ehrenamt in Verbindung zu bringen. Und genau dabei will das am Landratsamt angesiedelte "Zentrum für lokales Freiwilligenmanagement" des Landkreises ansetzen.

"Zentrum für lokales Freiwilligenmanagement" - das klingt im ersten Augenblick nach einer gewaltigen Abteilung. Tatsächlich verbirgt sich dahinter lediglich eine Halbtagesstelle, die seit dem 1. Januar dieses Jahres von Magdalena Beslmeisl, die ehemalige Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, besetzt wird. Und auch das vorerst nur befristet, weil die entsprechende Modellförderung mit immerhin 75 Prozent durch das Bayerische Sozialministerium nach einem Jahr auslaufen wird.

Uwe Brandl (SLU) kündigte jetzt im Kreisausschuss schon einmal seinen Widerstand dagegen an, diese Stelle bis in alle Ewigkeit zu erhalten. "Wir befinden uns hier wieder einmal im Bereich der freiwilligen Leistungen und sollten angesichts der angespannten Finanzlage des Landkreises vorsichtig sein", warnte der Abensberger Bürgermeister. Für den Präsident des Bayerischen Gemeindetags ist es immer das Gleiche: "Der Freistaat bietet einen Appetizer an, zieht sich dann zurück, und die Stelle bleibt auf unsere Kosten erhalten." Damit wollen Brandl und seine Fraktionskollegen von der SLU in Zukunft Schluss machen. Die besagte Halbtagsstelle ist für ihn ein gutes Beispiel für einen wenig zielführenden Ansatz: "So etwas kostet uns über Jahre hinweg viel Geld bei einem relativ überschaubaren Effekt."

Als Uwe Brandl das sagte, hatte er den Bericht von Magdalena Beslmeisl über ihre Arbeit in den vergangenen gut vier Monaten bereits gehört. Als sie ihre neue Aufgabe übernahm, setzte sie sich nach eigener Aussage vier Ziele, die sie mit Digitalisierung, Vernetzung, eigene Projekte sowie Beratung und Vermittlung überschrieb. "Es ist überaus spannend, wie viele Ehrenamtliche sich bei uns melden und etwas tun wollen", fasste Beslmeisl zusammen. Über die Gründe, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen, wollte sie nicht weiter spekulieren.

Tatsache ist, dass in den vergangenen Wochen gut zwei Dutzend Ehrenamtliche an entsprechende Vereine oder Organisationen weitervermittelt werden konnten, so Gabriele Schmid, die Leiterin der Stabsstelle 4 - Zentrum für Chancengleichheit - an der Kreisbehörde, auf eine entsprechende Nachfragen von Olivia Kreyling (Bündnis 90/Die Grünen) und Konrad Pöppel (ÖDP).

Beim Stichwort "Vernetzung" wies Beslmeisl darauf hin, wie wichtig dieses Thema gerade in Corona-Zeiten ist. So will sie ein Lernpaten-Projekt zur Nachschulung von Schülern mit Defiziten aus der Zeit des Lockdowns aufsetzen. Daneben sollen ihren Worten zufolge bewährte Projekte wie die Seniorenbegleitung oder die gut angenommene "Ratschzeit" mit Senioren weitergeführt werden.

Ein Hauptaugenmerk wird Beslmeisl nach eigener Aussage auf die schnelle und zielgerichtete Vermittlung von Ehrenamtlichen legen. Dazu will sie neue digitale Wege gehen. So ist seit Kurzem die Online-Ehrenamtsdatenbank auf der Homepage des Landkreises freigeschaltet, die nun auch die Gemeinden auf ihren Internetauftritten verlinken sollten. Derzeit seien dort 13 Angebote von Vereinen beziehungsweise sozialen Organisationen eingestellt, für die sich mögliche Interessanten melden können.

Landrat Martin Neumeyer (CSU) hält das ehrenamtliche Engagement im Landkreis - gerade in Corona-Zeiten - für ausbaufähig. "Es gibt bei uns Gott sei Dank viele Menschen, die sich mit ihrem freiwilligen Engagement einbringen. Oft müssen wir halt ein bisschen nachhelfen, um die Ehrenamtlichen und mögliche Aufgabenfelder für sie zusammenbringen", sagte der Kreischef am Rande der Kreisausschusssitzung gegenüber unserer Zeitung.

DK