Verkehr künftig auf neuen Wegen

27.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:10 Uhr

Verschlusssache GVZ II: Nach diesem verwaltungsinternen Plan müsste wegen des zweiten Güterverkehrszentrums die Gaimersheimer Straße gesperrt und durch eine neue Straße ersetzt werden. Ein Stadtratsbeschluss steht allerdings noch aus.? Foto/Grafik: Google Earth/DK

Ingolstadt (DK) Das erste Güterverkehrszentrum (GVZ I) an der Ettinger Straße gilt als Paradebeispiel für gelungene Wirtschaftsförderung. Gerade in ihrem Jubiläumsjahr kann die städtische Tochtergesellschaft IFG mit Stolz darauf verweisen. Der zweite Schritt (GVZ II) scheint weitaus schwieriger zu sein.

"Enorme Vorteile durch die Nähe zu Audi", ein "wichtiger Schritt zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Ingolstadt", "Umschlagbahnhof als attraktives Bindeglied zwischen Nah- und Fernverkehr", "direkter Anschluss an die Schienen-Hauptstrecke München-Nürnberg", "für Ingolstadt ein weiterer ökologischer Fortschritt" – was die IFG in ihren Firmenbroschüren als Trümpfe des GVZ I anpreist, soll im Prinzip auch für das GVZ II gelten.

Und dies, obwohl die Zeichen in der Autoindustrie zurzeit nicht gerade auf Expansion stehen. Ob die dramatischen Absatzeinbrüche auch die Logistikpläne der Audi AG über den Haufen werfen, kann wohl noch niemand vorhersagen. Bislang gehen die verantwortlichen Planer in der Stadtverwaltung und der IFG noch davon aus, dass ein GVZ II mit einer Grundfläche von rund 500 auf 250 Meter gebaut wird.

Doch schon die Standortsuche hatte ihre Tücken, da die Fachleute zunächst ein Grundstück mitten im Wasserschutzgebiet ins Auge gefasst hatten. Erst nach dem klaren Nein des Wasserwirtschaftsamtes, nach öffentlichen Protesten und dem Start eines Bürgerbegehrens ließ die Stadt die Finger vom Schutzgebiet am Augraben. Inzwischen konzentrieren sich die Untersuchungen auf eine Fläche südwestlich der Gaimersheimer Straße direkt im Anschluss an das bestehende Güterverkehrszentrum.

Stadtplanungschef Siegfried Dengler hält sich mit Aussagen zur jetzt favorisierten Standortvariante noch sehr zurück, bevor er nicht einen Grundsatzbeschluss des Stadtentwicklungsausschusses in der Tasche hat, der am 16. März tagt. "Ich brauche erst das Okay des Stadtrates, dass wir so weitermachen können", sagte er am Freitag. "Der Startschuss für den Bebauungsplan kommt dann später." In dem Verfahren seien noch ganz wesentliche Fragen zu klären, zum Beispiel der Verkehr, die Ökologie und der Lärmschutz.

Auch die Grundstücke müssten noch erworben werden. Dengler zufolge wollte Audi ursprünglich bereits im Herbst 2009 in dem neuen Logistikzentrum in die Produktion gehen. "Aber es ist klar, dass das nicht zu halten ist", so der Amtschef. "Wir können schon froh sein, wenn wir bis dahin Planungssicherheit haben."

Franz Pögl, der städtische Baureferent, kann Vergleiche zur Entstehung des ersten GVZ ziehen, da er von Anfang an für den Bau mit verantwortlich war. "Die Flächen werden immer weniger, der Verkehr immer mehr", sieht er als Hauptgrund dafür, dass solchen Projekten ein mühsamer Entscheidungsprozess vorausgeht.

"Damals war ein ungeheurer Zeitdruck drauf", erinnert er sich an die neunziger Jahre, "damals wollte jede Stadt ein GVZ." Die Fläche "direkt vor den Toren von Audi" sei natürlich bestens geeignet gewesen, zumal das Grundwasser dabei kein Thema gewesen sei. Die jetzt ins Auge gefasste Erweiterungsfläche an der Gaimersheimer Straße für das GVZ II ermögliche eine "kompakte Anlage". Dieser Standort sei sicher "bedeutend besser" als die vorher diskutierten Varianten, glaubt der Referent.

Pögl ist sich im Klaren darüber, dass es einen "Ersatz für die Gaimersheimer Straße" geben müsse, wenn auf der jetzigen Trasse das neue GVZ II errichtet wird. Wo die neue Straße genau verlaufen wird, stehe jedoch noch nicht fest, zumal auch die mögliche Erweiterung des Westparks und die Nutzung weiterer Gewerbeflächen zu berücksichtigen sei. "Wir müssen eine Verkehrsplanung für den ganzen Bereich Nordwest machen."