Eisschnellläufer Erhard Keller feiert seinen 75. Geburtstag

Der frühere Eisschnellläufer Erhard Keller feiert am Dienstag, 24. Dezember (Heiligabend), seinen 75. Geburtstag.

Erhard Keller gilt als erfolgreichster deutscher Eisschnellläufer. Foto: picture-alliance
Erhard Keller gilt als erfolgreichster deutscher Eisschnellläufer. Foto: picture-alliance

Der zweifache Olympiasieger, Weltmeister und Weltrekordler gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Eisschnellläufer. Als studierter Zahnmediziner arbeitete er in den 1970er Jahren nach Abschluss seiner sportlichen Karriere zeitweilig auch als Moderator der ARD-Fernsehsendung „Spiel ohne Grenzen“ und beim Aktuellen Sportstudio des ZDF. 

Erhard Keller wurde in Günzburg an der Donau geboren. Nach dem Abitur 1966 in Bad Reichenhall studierte Keller (vorzugsweise in Sommersemestern) Medizin bzw. Zahnmedizin in München und promovierte später über ein Thema aus der Sportmedizin. Im Eisschnelllauf nahm Erhard Keller fast ein Jahrzehnt lang eine Ausnahmestellung ein – seine größten internationalen Erfolge seien anlässlich seines 75. Geburtstages noch einmal schlaglichtartig in Erinnerung gerufen: 

Im Jahre 1967 verbesserte er den Weltrekord über 500 Meter auf 39,5 Sekunden, 1968 gewann er bei den Olympischen Winterspielen in Grenoble die Goldmedaille, 1970 siegte er in Innsbruck bei der Vierkampf- Europameisterschaft über 500 Meter, 1971 gewann er in Inzell die Sprint-Weltmeisterschaft und bei den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo wiederholte Erhard Keller auf seiner Spezialstrecke über 500 Meter als erster deutscher Wintersportler einen Olympiasieg. Danach gab Erhard Keller seinen Amateurstatus auf und wechselte in eine Profiliga, in der er 1973 alle zehn Veranstaltungen gewann. Die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck bleib ihm jedoch verwehrt. Sein letzter Titel als Deutschen Meister ist für das Jahr 1977 datiert. 

Mit seinen Erfolgen löste Erhard Keller damals einen wahren Eislauf-Boom aus. In einem Interview mit dem Olympiastützpunkt Bayern erinnert er sich heute: „Natürlich war ich von dem Boom begeistert und durch die Olympiasiege von mir und Monika Pflug interessierten sich noch mehr Leute für diese Sportart. Ich war z.B. damals nahezu jeden Samstag im Aktuellen Sportstudio, so was ist heutzutage unvorstellbar, da gibt es nur noch Fußball. Natürlich waren die Leute dadurch viel besser über Eisschnelllauf informiert und fasziniert.“ 

Erhard Keller profitierte damals auch von der schrittweisen Verbesserung der Rahmenbedingungen für seine Sportart, die zu einem großen Aufschwung beitrugen: „Nach den Olympischen Spielen von Innsbruck 1964 wurde in Inzell eine Kunsteisbahn gebaut, gleichzeitig eines der ersten Bundesleistungszentren in Deutschland. Alles mit der Unterstützung von Bund, Land und dem Deutschen Sportbund und der Sporthilfe, die damals gerade ins Leben gerufen wurde. Ich habe diese Chance dann wahrgenommen und bin von München nach Inzell gezogen, um die damals besten Trainingsmöglichkeiten nutzen zu können. Durch meinen Olympiasieg verstärkte sich der Boom natürlich noch, und es wurde noch mehr investiert, wodurch es zu noch mehr Zuspruch von jungen Sportlern kam. Damals betrieben mehr Leute Eisschnelllauf als heute.“ 

Im Jahre 2011 wurde Erhard Keller in die Hall of Fame des deutschen Sports bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe aufgenommen: „Erhard Keller ist mir als einer der positiv auffälligsten Athleten in guter Erinnerung geblieben, nicht nur allein wegen seiner herausragenden sportlichen Leistungen auf dem Eis, sondern auch was sein Auftreten und seine Begeisterung für den Sport angeht, alles stets umgeben mit einer reichlichen Portion Humor“, gratuliert Prof. Walther Tröger als langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident dem Jubilar. 

Erhard Keller hat sich in der Vergangenheit auch als dreifacher Buchautor einen Namen gemacht – zuletzt mit: „So vermeiden Sie Sportverletzungen. Sport treiben und dennoch gesund bleiben“ (Rastatt 1986), davor zusammen mit Hans Blickendörfer (1923-1997) über: „Olympische Winterspiele Innsbruck 1976“ (Winnenden 1976). In seinem Erstlingswerk mit dem Titel „74 Schritte zum Ziel. Inzell gab mir die Chance“ (München 1968) gibt er uns auch Einblicke in die frühe Phase seiner großartigen Karriere als Eisschnellläufer … als z.B. zum 5. Geburtstag am 24. Dezember 1949 die ersten Schlittschuhe auf dem Frühstückstisch lagen und wie sein erstes Rennen bei den Bayerischen Meisterschaften 1963 mit einem Fehlstart begann: „Ich wurde zurückgepfiffen und hörte mir lange Belehrungen an. Brav blieb ich beim zweiten Schuss stehen, bis der Gegner schon weggelaufen war. Ich gewann mein erstes 500m-Rennen trotzdem, weil mein Gegner knapp vor dem Ziel stürzte und ich in 50,3 Sekunden vor ihm über die Linie wischen konnte“ (Seite 12).

 Dr. Erhard Keller hat inzwischen seine Zahnarztpraxis an frühere Mitarbeiter abgegeben und genießt das Leben als Privatier, freilich nicht ganz ohne „seinen“ geliebten Eis-Sport und seinen Heimat-Verein DEC Frillensee-Inzell aus den Augen zu verlieren – sei es durch persönliche Anwesenheit bei Wettkämpfen im Eisstadion von Inzell oder zwischendurch mal auf der Eisbahn im Münchener Ostpark als stiller Talentbeobachter.

(Quelle: DOSB/Detlef Kuhlmann)


  • Erhard Keller gilt als erfolgreichster deutscher Eisschnellläufer. Foto: picture-alliance
    Porträt von Erhard Keller Foto: picture-alliance