Schlechte Noten für das Schienennetz

Der Zustand der Schieneninfrastruktur ist nach wie vor besorgniserregend. Im neuen Netzzustandsbericht Fahrweg 2022, erstellt von DB InfraGo, fällt die Netzzustandsnote für das Jahr 2022 sogar noch schlechter aus als in der Analyse für 2021.

Die Gleise und Weichen in Deutschland sind laut Bericht der DB InfraGo zu alt und zu störanfällig. (Foto: Joseph Rouse/iStock)

Die Zustandsnote für das Schienennetz in Deutschland hat sich 2022 nochmals verschlechtert auf 3,01 nach 2,93 im Vorjahr. Das geht aus dem Netzzustandsbericht Fahrweg 2022 hervor, den DB InfraGo veröffentlicht hat. „Das Ergebnis für 2022 wird vor allem durch die pünktlichkeitsrelevanten Anlagen Gleise, Weichen, Stellwerke und Bahnübergänge bestimmt, die unterdurchschnittliche Zustandsnoten zeigen“, heißt es in der Analyse, die nach 2022 zum zweiten Mal erstellt wurde.

Deutlich mehr Geld für Ersatzinvestitionen erforderlich

Der Bericht bewertet auch den Ersatzinvestitionsbedarf für alle als schlecht (Note 4) oder mangelhaft (Note 5) eingestufte Anlagen. Demnach liegt der Wiederbeschaffungswert dafür bei 90,3 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu betrug der Nachholbedarf im Jahr 2021 nur 54,3 Milliarden Euro. Laut Bericht ist der deutliche Anstieg gegenüber 2022 im Wesentlichen auf Preiseffekte zurückzuführen.

Die größten Volumina innerhalb der Zustandsnote 4 oder schlechter entfallen auf Brücken und Stellwerke. Während bei den Brücken 1.485 Anlagen mit einem gesamten Wiederbeschaffungswert von 27,6 Milliarden Euro betroffen sind, weisen 1.955 Stellwerke einen Nachholbedarf von 26,2 Milliarden Euro auf. „Bei den Stellwerken ist damit fast die Hälfte des Anlagenportfolios betroffen“, heißt es in dem Bericht. Gerade die Stellwerke spielen jedoch für einen reibungslosen Betrieb eine elementare Rolle. Im Gesamtnetz erhalten die Stellwerke mit 3,75 den schlechtesten Notenwert unter allen Anlagentypen im Netz. In Bereichen mit einer hohen Auslastung schneiden die Stellwerke mit 3,99 noch schlechter ab, werden allerdings im negativen Sinne noch von den Bahnübergängen mit 4,54 übertroffen.

Netz ist „zu alt und zu störanfällig“

DB InfraGo hält in ihrem Bericht fest: „Das Schienennetz ist zu alt, zu störanfällig und hat zu wenig Kapazität, die durch viele Baustellen weiter eingeschränkt wird – gerade auf den ohnehin schon hoch ausgelasteten Korridoren.“ Um dieses Dilemma aufzulösen, sei ein „radikaler Kurswechsel“ nötig. Die bestehende Schieneninfrastruktur müsse nachhaltig saniert und zusätzlich erweitert werden, so die Forderung in dem Bericht, die sich vor allem an den Eigentümer, den Bund, richten dürfte.

Im Zielzustand wird eine Durchschnittsnote von 2,5 oder besser für die Anlagen im künftigen Hochleistungsnetz angestrebt. Damit will man einen ebenso guten Zustand erreichen wie beim Netz der Schweiz, Österreich und Norwegen. Denn auch das ist ein Ergebnis des Berichtes: Im Vergleich zu den anderen europäischen Infrastrukturbetreibern schneidet die DB InfraGo mit ihrem Schienennetz deutlich schlechter ab.

 

 

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