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Spannende Ideen: So soll die Heilbronner Innenstadt schöner werden

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Coronavirus in Heilbronn: Unternehmen und Betriebe bangen in Krise um Existenz
Coronavirus in Heilbronn: Unternehmen und Betriebe bangen in Krise um Existenz © Archiv

In einigen Geschäftsräumen in der Heilbronner Innenstadt herrscht Leerstand. Teilweise ist das eine natürliche Entwicklung. Es gibt aber gute Ideen, der Verödung des Zentrums entgegenzuwirken.

Die Bekleidungsgeschäfte „Ulla Popken“ und „No Tabu“, das ehemalige Sporthaus Saemann in der Kaiserstraße, das Biomammut im Käthchenhof. Wer durch die Heilbronner Innenstadt bummelt, entdeckt immer wieder Leerstände, wo man früher gut shoppen gehen konnte. Oder zumindest fallen anstehende Geschäftsaufgaben ins Auge.

„Jede Ladenschließung schmerzt“, erklärt Thomas Aurich, Vorsitzender der Heilbronner Stadtinitiative. Nicht nur, weil jeder einzelne Leerstand das Heilbronner Stadtbild weniger attraktiv macht, sondern, weil ein breiteres Angebot auch für mehr Menschen-Frequenz im Stadtzentrum sorgt. Und davon können letztendlich alle Händler und Gastro-Betriebe in der Innenstadt profitieren.

Heilbronner Innenstadt: Mehr Erlebnis, mehr Bezug zu den Menschen

Wer aber behauptet, die Heilbronner Innenstadt würde ausbluten, greift deutlich zu kurz. Johannes Nölscher, ebenfalls Vorsitzender der Heilbronner Stadtinitiative, betont: „Wir wollen nichts schönreden, aber es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Einzelhändler verabschieden. Das gibt’s in jeder Stadt. Man muss bedenken, dass die Ladenflächen und -konzepte aus einer Zeit stammen, in der es noch keinen Onlinehandel gegeben hat. Da sich das Einkaufen geändert hat, liegt es auf der Hand, dass die Leerstände nicht 1:1 nachzubesetzen sind.“

Vielmehr gilt es, sowohl bei der Folgenutzung der Freiflächen als auch beim gesamten Heilbronner Innenstadterlebnis auf die gegenwärtigen Bedürfnisse und Interessen der Menschen zu reagieren. Nölscher: „Wir müssen die bestehende Infrastruktur schützen und darüber hinaus ein Ökosystem schaffen, dass sich Gründer hier niederlassen möchten.“ Dazu gehört auch das Thema Sicherheit. Die beiden Stadtinitiative-Vorstände halten eine Videoüberwachung, zumindest in Bezug auf gefährliche Stellen im Stadtzentrum, durchaus für sinnvoll.

Heilbronn: Strand-Club in Frankfurt als Modell für die Innenstadt?

Und fürs generelle Aufwerten der Heilbronner Innenstadt gibt es einige Ansätze. Zum Beispiel könnte die Stadt Unternehmensgründer in Sachen Miete bei Start-up-Flächen stärker unterstützen. Aurich sagt: „Für die Menschen-Frequenz im Stadtzentrum brauchen wir zudem mehr Entertainment in der Innenstadt.“ Zum Beispiel Sand gegen Leerstand. Aurich: „In Frankfurt am Main gibt es direkt am Opernplatz den ’Gibson Beach Club’, ein Strandclub. So wie ein ’Hip Island’ in der Fußgängerzone.“

Über den Frankfurter „Gibson Beach Club“ erklärt Aurich weiter: „Dort treffen sich die Leute zur After-Work-Party. Der Handel allein füllt das Stadtzentrum nicht mit Menschen.“ Und mutige Konzepte wie in Frankfurt können einiges bewegen. Erst recht, weil die Heilbronner Club-Szene derzeit ausgedünnt ist und einige Discos schon lange geschlossen haben - mit geringer Aussicht darauf, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändert.

Heilbronner Innenstadt: Mehr Qualität durch Verzahnung von Handel und Gastronomie?

Johannes Nölscher von der Heilbronner Stadtinitiative erklärt weiter: „Die Corona-Zeit hat gezeigt, dass Handel und Gastronomie Hand in Hand gehen und ein Gesamterlebnis bieten. Als der Handel geschlossen hatte, war es für die Gastro noch schwerer – und umgekehrt.“ In diesem Zusammenhang ist nach wie vor eine Markthalle in der Innenstadt im Gespräch, um die Aufenthaltsqualität und das Angebot zu erhöhen. Und auch die konkrete Zukunft des Heilbronner Wollhauses am Südende der Fußgängerzone ist trotz eines neuen Besitzers noch unklar.

Die leerstehenden Räume des ehemaligen Bekleidungsgeschäfts „No Tabu“ in der Heilbronner Fußgängerzone.
Die früheren Raume des Bekleidungsgeschäfts „No Tabu“ In der Heilbronner Innenstadt stehen leer. © Dominik Jahn

Eine überraschende Tendenz hat der Heilbronner Aurich bei Kunden zwischen 18 und 21 Jahren beobachtet: „Während deren Eltern am Handy bestellen, kaufen junge Erwachsene im stationären Handel ein. Dieses Potenzial gilt es, auszuschöpfen.“ Beispielsweise, indem man als Elektro- oder Haushaltsgeschäft ein Waren-Segment komplett abdeckt und dazu mit kompetentem Personal einen Mehrwert gegenüber der Online-Konkurrenz auffährt.

Attraktivität der Heilbronner Innenstadt auch für Unternehmen wichtig

Überhaupt müssen die Händler ihr Angebot gezielt auf die Zielgruppen und die Menschen zuschneiden, die in Heilbronn vor allem noch vor Ort in der Innenstadt einkaufen. Nölscher nennt ein Beispiel: „Kinderschuhe werden häufiger gebraucht als Erwachsenenschuhe. In diesem Verhältnis gilt es, das Sortiment auf der Fläche zu bestücken.“

Die leeren Räume des nicht mehr benötigten Impfpunkts in der Heilbronner Kaiserstraße im ehemaligen Sporthaus Saemann.
Im ehemaligen Heilbronner Sporthaus Saemann befand sich während der Corona-Pandemie der Impfpunkt. Nun stehen die Räume leer. © Daniel Hagmann

Allerdings geht es hinsichtlich der Attraktivität der Heilbronner Innenstadt um wesentlich mehr als den bloßen Konsum. Aurich betont: „Auch die lokale Industrie muss sich fragen, wie sich die Menschen generell und ihre Mitarbeiter im Besonderen in der Freizeit beschäftigen können. Das pulsierende Leben und die Tatsache, dass ‚was geboten ist, sind entscheidende Faktoren, um qualifizierte Menschen für die Unternehmen in unserer Region zu gewinnen.“

Denn innovative Unternehmen wie kreative Filmproduktionsstudios oder Firmengründer mit pfiffigen Party-Geschäftsideen sind eben längst nicht alles. Wem zwar die Tätigkeit und der Lohn zusagen, entscheidet sich letztendlich vielleicht doch fürs Konkurrenz-Unternehmen und nicht die Firma in Heilbronn, wenn am anderen Standort in der Freizeit mutmaßlich deutlich mehr „High Life“ und Lebensqualität angesagt ist. 

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