Floppotron Der Klang der Elektronik

Autor Sebastian Gerstl

Was einen elektronischen Motor besitzt, kann auch zum Musizieren verwendet werden: Aus 64 Diskettenlaufwerken, 8 IDE-Festplatten und 2 Scannern hat sich der Pole Paweł Zadrożniak sein persönliches Orchester gebaut. Das „Floppotron“ beherrscht Star Wars-Kompositionen ebenso wie Nirvana-Hits.

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Das "Floppotron": Aus 64 Diskettenlaufwerken, 8 IDE-Festplatten und 2 Scannern hat sich der polnische Entwickler Paweł Zadrożniak sein persönliches elektronisches Symphonieorchster gebaut.
Das "Floppotron": Aus 64 Diskettenlaufwerken, 8 IDE-Festplatten und 2 Scannern hat sich der polnische Entwickler Paweł Zadrożniak sein persönliches elektronisches Symphonieorchster gebaut.
(Bild: Paweł Zadrożniak / Youtube)

Das Rattern des Lesekopf auf der Diskette oder das helle Sirren des elektrisches Motors der Scannerplatte – diese Geräusche zählten vor noch nicht allzu langer Zeit noch zu den typischen Klängen des Computeralltags. Inzwischen sind klassische Floppy Drives und mechanische Festplatten zwar aus Büros und Privatrechnern verschwunden. Doch Paweł Zadrożniak hat der weitgehend obsoleten Hardware neues Leben eingehaucht und einen neuen Zweck gegeben: Auf seinem aus 64 Diskettenlaufwerken, 8 IDE-Festplatten und 2 Scannern bestehenden „Floppotron“ spielt der gebürtige Pole berühmte Musikstücke wie etwa das Intro-Theme und den „Imperial March“ aus Star Wars vielstimmig nach.

Das Prinzip hinter der Idee ist einfach. Die elektrischen Steppermotoren, die sich in Scannern oder Diskettenlaufwerken finden, produzieren im Betrieb eigene, typische Geräusche. Deren Klang lässt sich über die Geschwindigkeit regulieren: schnellerer Betrieb sorgt für eine höhere Frequenz, was einen höheren Ton produziert.

Die Festplatten dienen als „Drum Kit“: Mechanische Festplatten nutzen für ihren Lesekopf einen Magneten und eine Spule. Indem Spannung angebracht wird, kann man mit dem Kopf anschlagen und somit ein rhythmisches Ticken erzeugen.

Um eine Art Tonleiter zu generieren wurden die Diskettenlaufwerke in 8 Gruppen zu je 8 Floppy Drives angeordnet. Diese 8 Kanäle werden mit einem Controller auf Basis eines ATMega16-MCU von Atmel gesteuert. So kann Zadrożniak die Lautstärke der entsprechenden Tonspur regulieren: Je mehr Laufwerke in einem Kanal spielen, umso lauter wird dieser. Auf diese Weise entsteht ein mehrstimmiges Instrument.

Die Steuerung von Scanner und Festplatten funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, bei dem Zadrożniak unter anderem ein Arduino Uno zur gezielten Ansteuerung einsetzt. Die Kompositionen werden aus einer MIDI-Datei am Rechner gelesen und mit Hilfe eines Python-Skripts an die elektronischen „Instrumente“ übertragen. Auf seinem Blog liefert Paweł Zadrożniak nähere Details zu seiner Entwicklung.

Zadrożniak hatte bereits 2012 damit begonnen, auf altgedienter Computerhardware zu musizieren. Anfangs spielte er seine Kompositionen noch auf zwei Diskettenlaufwerke, im Laufe der Zeit kam weitere Hardware für einen vielschichtigeren Klang hinzu. Das „Floppotron“ ist in seinem aktuellen Zustand der zwischenzeitliche Höhepunkt dieses Projekts. Der auch als SileNT bekannte Entwickler präsentiert seine Musikstücke auf einem eigenen YouTube-Kanal. Sein aktuellstes Werk ist eine Floppotron-Version des Intros der bekannten Fernsehserie „Game of Thrones“.

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