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Fruchtbarkeitsschädigend? Verbotener Weichmacher in Kinderurin gefunden

Weichmacher in Kinderurin: Kind mit Plastikspielzeug
© Deymos.HR / Adobe Stock
Ein verbotener Weichmacher, der die Fruchtbarkeit schädigen soll, wurde in zahlreichen Urinproben von Kindergartenkindern gefunden. Was bedeutet das und was passiert jetzt?

In Nordrhein-Westfalen haben Expert:innen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in zahlreichen Urinproben von Kindergartenkindern hohe Konzentrationen Metabolit MnHexP entdeckt. Dabei handelt es sich um ein Abbauprodukt des Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP), der unter anderem die Fruchtbarkeit schädigen soll. Verglichen wurden aufbewahrte Urinproben von Kindern aus NRW aus den Jahren 2017/18 und 2020/21. Mittlerweile ist jedoch klar, dass alle Altersgruppen betroffen sein können. Das Umweltbundesamt hat den Weichmacher inzwischen im Urin zahlreicher Menschen deutschlandweit nachgewiesen.

Was sind Weichmacher?

Phthalat-Weichmacher machen Kunststoffe biegsam und sind in vielen Produkten wie Plastikflaschen, Nagellacken oder Spielzeug enthalten. Phthalate können aus den Produkten herausgespült oder ausgedünstet und vom Menschen aufgenommen werden. Deshalb sind bei fast jedem Menschen in gewisser Menge Weichmacher beziehungsweise deren Abbauprodukte nachweisbar. Das gilt auch für andere kritische Stoffe wie beispielsweise Mikroplastik. Auch hier zeigten Studien bereits, dass viele Kinder Plastikrückstände im Körper haben.

Besonders ist in diesem Fall jedoch, dass der Einsatz des nun nachgewiesenen Weichmachers schon länger streng limitiert und teils verboten ist. Die Ursachen für die erhöhten Werte im Kinderurin sind noch völlig unklar. Der Stoff könne aber beispielsweise noch in alten EU-Produkten enthalten sein oder über importierte Produkte zu uns kommen, die gegen das EU-Chemikalienrecht verstoßen. Das sei gerade mit Blick auf den Online-Handel nicht kontrollierbar, gibt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) an.

Was können Eltern jetzt tun?

Der Bundesverband der Kinder und Jugendärzt:innen (BVKJ) rät Eltern aktuell zur Gelassenheit. Zwar sei in Tierversuchen nachgewiesen worden, dass Weichmacher im Körper die Samenproduktion vermindern und auch zu einem Hodenhochstand führen könnten, aber von einer unmittelbaren gesundheitlichen Gefährdung sei aktuell nicht auszugehen, sagt Dr. med Axel Gerschlauer, Landespressesprecher des BVKJ Nordrhein, gegenüber der Rundschau Online.

Da Weichmacher in vielen Plastik- oder Weich-PVC-Produkten vorkommen, können Eltern zukünftig vor allem bei der Produktauswahl Alternativen wählen – beispielsweise Glasflaschen, Textil-Puppen, Holzspielzeug oder im Wohnraum Fliesen, Holz oder Teppich.

Weichmacher-Fund hat Folgen

Das Umweltbundesamt versucht aktuell weiter, den Grund für die hohen Konzentrationen Metabolit MnHexP herauszufinden und arbeitet dafür bereits mit EU-Behörden zusammen. Der Fund in den Proben der Kita-Kinder aus NRW wird außerdem bereits politisch diskutiert. Die SPD-Fraktion hat einen schriftlichen Bericht der Landesregierung angefordert. Sie will unter anderem wissen, wie lange die Landesregierung die Zahlen zu der Weichmacher-Chemikalie kennt und welche Maßnahmen nun getroffen würden.

Verwendete Quellen: ärztezeitung.de, deutschlandfunk.de, dhz-online.de, rundschau-online.de, bund.net
 

jme ELTERN

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