Nachhaltigkeitsprojekte in Indien

Ein Gemeinschaftsprojekt von verschiedenen Organisationen, zu denen auch der Fairtrade-Partner "Reismühle Brunnen" zählt, fördert im indischen Uttarakhand den nachhaltigen Anbau von Reis mittels neuer Anbaumethoden.

Eine Bäuerin in einem Reisfeld im indischen Uttarakhand © Coop

Neue Anbaumethoden und Geräte verhelfen zu höheren Erträgen © Coop

Für die meisten Reisliebhaber hierzulande ist Basmatireis eine gern gesehene Beilage auf dem Teller und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Im indischen Bundesstaat Uttarakhand wird der schmackhafte Kohlehydratlieferant vornehmlich angebaut. Dort leben die meisten Bäuerinnen und Bauern vom Ertrag des Reisanbaus, denn das Land ist fruchtbar und die Nachfrage groß.

Fehlendes Knowhow führt zu sinkenden Erträgen

Dennoch ist es für viele Produzenten problematisch, sich mit den durch den Reisanbau erzielten Beträgen langfristig zu finanzieren und einen beständigen Wohlstand herstellen zu können. Das Problem ist nicht zu zuletzt auch ein ökologisches: Zu viel Wasser wird für zu wenig Reisernte verbraucht. Das verringert den Ernteertrag und somit das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern. Da diese jedoch oftmals nicht wissen, wie sie das Wasser sparsamer einsetzen können, bleiben sie den ihnen bekannten, ineffizienten Methoden treu.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, haben sich die Coop-Gruppe, die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes (Deza), Helvetas sowie die Intercooperation Social Development India (ICSD) zusammengetan und ein Projekt zum sparsameren Umgang mit Wasser, das Water Productivity Project (Wapro), ins Leben gerufen. „Für globale Herausforderungen wie zum Beispiel Wasserknappheit ist das koordinierte Engagement von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Staat zentral“, betont Co-Projektleiterin Stefanie Kägi von Helvetas.

Gemeinsam mit Fairtrade-Partner zum sparsameren Umgang mit Wasser

Auch die Reismühle Brunnen, die ihren Bio- und Fairtrade-Basmati-Reis aus dem Bundesstaat Uttarakhand bezieht, ist als Teil der Coop-Gruppe Unterstützer des Projektes. Die Zahl der Bauern, die diese Unterstützung annehmen, erhöhte sich innerhalb weniger Jahre rasant von 200 auf mittlerweile über 5.000.

Schon seit 2011 läuft zudem das Nachhaltigkeitsprojekt «fair&good» in Indien und Thailand, durch welches heute mehr als 3.500 Kleinbauernfamilien von der angebotenen Unterstützung bei der Umstellung auf biologischen Reisanbau mit innovativen Methoden und eigener Saatgutproduktion profitieren.

Lernen auf dem Demonstrationsfeld

Experten der ICSD bringen den Bauern die neuen Anbau- und Bewässerungsmethoden näher und veranschaulichen diese auf einem kleinen Demonstrationsfeld. So ist zum Beispiel die Fruchtfolge eine Methode, die vielen Produzenten bislang fremd war. Doch sie bietet entscheidende Vorteile: Das abwechselnde Pflanzen von Getreide und Hülsenfrüchte schont langfristig den Boden, steigert den Ertrag und spart Wasser. Auch die Mischkultur, bei der mehrere Pflanzen auf einem Feld angebaut werden, ist ein neuer und effizienterer Ansatz, den es den Produzentinnen und Produzenten beizubringen gilt.

Fruchtfolgen, Mischkulturen und neue Bewässerungsmethoden

Statt dem ständigen Zu- und Abfluss von Wasser werden nun aufnahmefähigere Böden eingesetzt und die Felder permanent feucht gehalten. Der bisherigen Resultate des Projektes können sich sehen lassen: ein nachhaltiger biologischer Anbau etabliert sich, die effizientere Wassernutzung für zu einer Wassereinsparung von 30 Prozent, die verursachten Treibhausgase werden reduziert und die Kleinbauern erhalten 20 bis 30 Prozent mehr Gesamteinkommen.

So können sie sich gegen die Folgen des Klimawandels wappnen und zudem durch den nachhaltigen Anbau das Klima schützen und das Ökosystem durch die Fruchtfolge stärken und stabilisieren. Durch die Verwendung der Fairtrade-Prämien werden darüber hinaus Gemeinschaftsprojekte der Kleinbauern umgesetzt. Zum Beispiel wurde die Wasser-Infrastruktur verbessert, wodurch ebenfalls Wasser eingespart wird, und moderne Arbeitsgeräte angeschafft, mittels derer die Bauern schneller und körperschonender auf den Feldern arbeiten können. Nicht zu vergessen ist zudem die massiv verbesserte Kommunikation und Solidarität innerhalb der Gemeinschaft. Anja Wolff von der Reismühle Brunnen resümiert, man könne „stolz sein auf das Erreichte, besonders auf den Aufbau einer engen Beziehung zwischen den Reisbauern, den Partnern vor Ort und Coop.»

Biogas-Anlagen liefern Strom und Dünger

Neben dem Wapro-Projekt und der generellen Förderung biologischer und nachhaltiger Reisproduktion haben Coop, der WWF und myclimate zudem ein Biogas-Projekt entwickelt, in dessen Rahmen über 3.000 Biogas-Anlagen gebaut wurden. Mittels dieser Anlagen können die Bauern den Kuhmist zu Methangas verarbeiten lassen, das daraufhin direkt in die Küchen geleitet und zum Kochen genutzt wird. Es ersetzt somit das Brennholz, das die Frauen früher in mühseliger Kleinarbeit sammeln mussten. Der Einsatz von Biogas-Anlagen verringert zudem die Treibhausgasemissionen und wirft quasi als Nebenprodukt hochwertigen Dünger für die Felder ab.