Ist Fasten für Frauen gefährlich? Was es damit auf sich hat erklärt Gesundheitsexpertin Fanny Patzschke

Intervallfasten Für Frauen Gefährlich? Studien & Physiologie

“Intermittierendes Fasten bzw. Intervallfasten ist für Frauen gefährlich.”
Vielleicht ist dir diese oder eine ähnliche Aussage schon einmal begegnet. Aber wie kann das sein? Nahrungskarenz ist doch gesund und bringt extrem viele Vorteile mit sich, oder? Sollen davon etwa nur Männer profitieren?
Ich (als Frau) betreibe Intervallfasten bereits seit vielen Jahren. Für mich war es der absolute Gamechanger. Es hat sowohl meine Gesundheit als auch meine Fitness auf das nächste Level gebracht. Dabei nehme ich am Tag 2 Hauptmahlzeiten zu mir. Das typisch deutsche “Abendbrot” habe ich aus meinem Speiseplan gestrichen. Ich gehe sogar gefastet ins Training und kann optimal performen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede?

Fasten ist – evolutionär bedingt – ein natürlicher Zustand. Denk einmal an unsere Urahnen aus der Steinzeit zurück. Die hatten kein Nahrungsmittelüberangebot wie wir heute. Dort gab es nicht nur Männer. Ergo: auch Frauen mussten mit Engpässen in der Nahrungsversorgung zurechtkommen. Wären sie nicht daran gewöhnt, gäbe es uns heute nicht mehr. Du verstehst, worauf ich hinaus will? Das weibliche Genom ist mit Fastenperioden genauso vertraut wie das männliche. Doch woher stammt diese Aussage, dass Intervallfasten für Frauen gefährlich sei? [1]

Tierstudie aus dem Jahr 2013

Dazu wird meist eine indische Studie aus dem Jahr 2013 zitiert. Die wurde allerdings an Ratten durchgeführt. Generell haben tierexperimentelle Untersuchungen die geringste Aussagekraft. Schließlich gibt es zwischen Ratten und Menschen einige – nicht unerhebliche – physiologische Unterschiede. Beispielsweise haben Ratten eine deutlich geringere Lebenserwartung als wir. Bedeutet: wenn die Nagetierchen einen ganzen Tag fasten, wäre das – ins Verhältnis gesetzt – für uns wie eine knappe Woche. Tatsächlich traten dabei extrem negative Effekte auf. Dazu zählten u.a. hormonelle Dysbalancen (wie das Ausbleiben der Periode). Beim Intervallfasten hungerst du jedoch nicht extensiv. Deshalb ist es auch nicht als Diät zum Abnehmen zu verstehen. Im Gegenteil: durch Intervallfasten kannst du sogar sehr gut GESUND zunehmen. Sprich: du baust Muskeln auf statt Körperfett. [2,3]

Humanstudien

Die Charité in Berlin untersucht bereits seit vielen Jahren die physiologischen Auswirkungen des Fastens – bei Männern und Frauen. Hier wurde immer wieder deutlich gezeigt, dass sich die Nahrungskarenz positiv auf den Verlauf von sämtlichen Zivilisationskrankheiten auswirkt. Diese Ergebnisse werden durch zahlreiche weitere Studien bestätigt. Dazu gehört auch eine Untersuchung aus dem Jahr 2017. Forscher stellten hier keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern fest. [1,4]

Intervallfasten – die Hormone entscheiden

Dennoch sollten wir im Hinterkopf behalten, dass sich die weiblichen Hormone während der Fastenperioden anders verhalten als die männlichen. Auch das lässt sich evolutionär begründen. Schließlich ist der weibliche Körper für die Fortpflanzung ausgelegt. Starker physischer bzw. mentaler Stress und extreme Restriktion der Kalorienzufuhr gefährden das Zeugen von Nachkommen. Diese Situationen können dementsprechend den weiblichen Hormonhaushalt negativ beeinträchtigen. Genauso wie auch Entzündungen, Überanstrengung, zu wenig Schlaf oder Infektionen. [1,5]

Inwieweit ist Intervallfasten für Frauen gefährlich?

Nein, solange es korrekt durchgeführt wird. Generell gilt: längere Hungerperioden mit starker Restriktion der Kalorien sind evolutionär bedingt sehr gefährlich. Das bedeutet Stress für Körper und Gehirn. Beide arbeiten Hand in Hand zusammen, um die drohende Gefahr abzuwenden. Das wirkt sich natürlich auch negativ auf den Hormonhaushalt aus. Davon sind sowohl Männer als auch Frauen betroffen.
ABER: beim Intervallfasten bist du – was die Nahrungspausen anbelangt – sehr flexibel. Du kannst alternierend fasten, in dem du einen Tag normal isst, den nächsten dafür bedeutend weniger. Wenn du das Zeitmodell 16:8 wählst, nimmst du eine Mahlzeit innerhalb von 8 Stunden zu dir und fastest 16 Stunden lang. Solange du in den Nahrungsperioden deine Kalorien nicht drastisch reduzierst, sondern normal isst, setzt du deinen Körper nicht unter Stress. [1,6]

Radikaldiäten – die eigentliche Gefahr

Viel schlimmer sind in dieser Hinsicht Radikaldiäten. Die gefährden dich wirklich. Damit gaukelst du deinem Körper eine Hungersnot vor. Bedeutet: er aktiviert den “Survival-Modus” und schüttet ordentlich Cortisol und Co. aus. Das ist absolut kontraproduktiv für die Gesundheit – für Männer und Frauen. Vermeide daher generell ein zu starkes Energiedefizit über einen längeren Zeitraum. Vor allem, wenn die aufgenommene Kalorienmenge deinen Grundumsatz unterschreitet, wird es kritisch. Da allerdings Intervallfasten nicht mit Radikaldiät gleichzusetzen ist, sind – bei korrekter Durchführung – keine abträglichen Folgen zu erwarten. [2,5]

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Aussage, dass Intervallfasten für Frauen gefährlich sei, beruht überwiegend auf tierexperimentellen Untersuchungen.
  • Die drastische Verknappung der Energiemenge ist die wahre Gefahr (z.B. bei Radikaldiäten).
  • Solange du beim Intervallfasten auf eine ausreichende Kalorienzufuhr achtest, wirst du auch als Frau von den positiven Effekten profitieren.
  • Generell gilt es allerdings zu beachten, dass die weiblichen Hormone empfindlicher auf Veränderungen in der Ernährung und Umwelt reagieren.
  • Klinische Studien sind schön und gut – haben aber i.d.R. auch ihre Schwächen. Deshalb: höre auf deinen Körper und spüre in dich hinein. Du wirst sehr schnell merken, inwieweit dir das intermittierende Fasten bzw. eine längere Nahrungspause gut tut. Außerdem sind die Zeiten nicht in Stein gemeißelt. Du kannst sie jederzeit ändern. Passe sie an dich und deine Bedürfnisse individuell an.

Autorin: Fanny Patzschke

Apothekerin, staatlich geprüfte Ernährungsberaterin, lizenzierte Fitnesstrainerin, zertifizierte Yogalehrerin, Vegan Raw Chef

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Danke für diese fundierte Aufklärung. Ich mache Fasten schon lange und mir tut es immer sehr gut. Aber diese ganzen Aussagen haben mich sehr verunsichert. Gut, dass Sie mein Körpergefühl bestätigt haben.

    Antworten
    • Es ist ganz wichtig, dass wir immer auf unseren Körper hören. Er ist unser bester Freund. Freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte.
      Liebe Grüße
      Fanny

      Antworten

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