„Hedda Gabler“ in Frankfurt :
Bürger im Glaskasten

Lesezeit: 3 Min.
Wie es wohl wäre, einmal Macht über ein Menschenschicksal zu haben?
Nur nicht alles gleich so hoch hängen: Mateja Koležnik inszeniert am Schauspiel Frankfurt Ibsens „Hedda Gabler“. In der Kühle der Produktion gedeihen die unguten Kräfte umso besser.

Langeweile. Ein Zustand, den heute kaum mehr Kinder be­klagen, weil schon die so un­glaublich viel zu tun haben. Wie langweilig alles ist, das sagt Hedda Gabler gleich ein paar Mal in Henrik Ibsens Stück, das 1890 geschrieben worden ist und bis heute als „modern“ gilt, was immer damit gemeint ist. Die Langeweile jedenfalls mag ihre Konjunk­turen haben, so recht aber kann man nicht glauben, sie sei der Urgrund für das ganze Drama mit zwei Toten. Wie aber umgehen mit diesen gelangweilten Stoßseufzern der jungen Ehefrau? Und wie damit, dass sie sich wünscht, einmal Macht über ein Menschenschicksal zu ha­ben? Wobei dieser Satz nun derart deplatziert herausquillt aus Hedda Gabler, dass man glauben möchte, Nichtstun sei ausgesprochen tödlich. Zumal sie selber spürt: Sie wird nicht gebraucht.

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