Nachruf :
Der Selbstdarsteller: Zum Tod O.W. Fischers

Von Hans-Dieter Seidel
Lesezeit: 3 Min.
Leinwandstar der 50er und 60er Jahre - O.W. Fischer
In der hohen Zeit des deutschen Nachkriegsfilms, in den fünfziger Jahren und Anfang der sechziger, war er der Star schlechthin. O.W. Fischer kam die Rolle dessen zu, der die Sache des Unterhaltungskinos nie ganz ernst zu nehmen schien.

Daß die Todesnachricht fast fünf Tage brauchte, bis sie an die Öffentlichkeit gelangt ist, fügt sich trefflich ins Bild. Seit der Schauspieler O.W. Fischer begonnen hatte, sich Mitte der sechziger Jahre vom Filmgeschäft vollkommen zurückzuzuziehen und in die Welt der metaphysischen Phänomene und der Esoterik einzutauchen, nahm die bis dahin ungebrochene Neugier des Publikums auf diesen begnadeten Selbstdarsteller ebenso kontinuierlich ab, wie seine Neigung zu mystischer Umwölkung zunahm. Vom österreichischen Bundespräsidenten 1970 zum Professor ernannt, entwickelte O.W. Fischer, damals schon und bis zu seinem Tod im Tessiner Dörfchen Vernate hoch überm Luganer See zu Hause, seine "Allhypnose"-Theorie, der zufolge das Leben des Menschen nur ein Erlebnis von Trance, ein Traum sei. Dem mochte nicht jeder auf Anhieb folgen, auch wenn die Erkenntnis des Professors, daß die Fähigkeit, "Dinge zu ahnen", permanent wachse, einiges für sich hat. Und es könnte durchaus sein, daß Fischer sein Talent zur Selbstironie bis zuletzt nicht einbüßte: "Wenn ich mich allein fühle, unterhalte ich mich mit meiner inneren Stimme", lautet eines der von ihm überlieferten Zitate.

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