Königinmutter Sirikit wird 90 :
Die „eleganteste Frau der Welt“

Von Till Fähnders, Singapur
Lesezeit: 2 Min.
Im Palais Schaumburg: Königin Sirikit 1960 während eines Empfangs des Bundeskanzlers Konrad Adenauer für das thailändische Königspaar
Die adlige Tochter eines Diplomaten war gerade einmal 15 Jahre alt, als sie den vier Jahre älteren Bhumibol zum ersten Mal in Paris traf. Als Königin begeisterte sie auch die Öffentlichkeit im Westen. Am Freitag wird Sirikit 90 Jahre alt.

Sirikit bedeutet im Deutschen „Schönheit und Ehre“. Der Name passt zu dem Bild, das die Deutschen von ihr haben. Die ehemalige thailändische Königin, die an diesem Freitag 90 Jahre alt wird, war einst der Inbegriff von royalem Prestige, asiatischer Exotik und westlicher Eleganz. Der Ruf geht auf eine Reise Sirikits mit ihrem Ehemann König Bhumibol Adulyadej im Jahr 1960 zurück.

Während einer halbjährigen Vorstellungstour, die sie in die USA und mehr als ein Dutzend weitere Länder führte, wurde sie zum Liebling der Klatschblätter. Mit ihren von dem Pariser Couturier Pierre Balmain gestalten Kleidern entzückte Sirikit die Presse und wurde zur „elegantesten Frau der Welt“.

Wie Halbgötter verehrt

Den immer wieder zitierten Vergleich mit Jackie Kennedy wies sie schon damals zurück. Die adlige Tochter eines Diplo­maten war gerade einmal 15 Jahre alt, als sie den vier Jahre älteren Bhumibol zum ersten Mal in Paris traf. Beide sind Nachfahren von König Chulalongkorn, dem fünften Rama der Chakri-Dynastie. Für sie sei es damals „Hass auf den ersten Blick“ gewesen, sagte sie später. Ihr späterer Ehemann habe sie bei einer Verabredung mehrere Stunden warten lassen, in denen sie immer wieder den Knicks üben musste.

Die Verbindung festigte sich jedoch, als der damals in der Schweiz lebende Bhumibol nach einem Autounfall schwer verletzt im Spital lag. Ein Grund dafür war wohl auch die gemeinsame Liebe zur Musik. Sirikit wollte Pianistin werden, Bhumibol war begeisterter Saxophonist. Seiner Sirikit komponierte er damals einen Walzer („Dream of Love, Dream of You“).

Bhumibol war nach dem rätselhaften Tod seines Bruders zur Krone gekommen. Hochzeit und offizielle Thronbesteigung folgten 1950. Sirikit übernahm selbst einmal für einige Wochen die Amtsgeschäfte, als Bhumibol traditionsgemäß für eine Zeit als buddhistischer Mönch ins Kloster ging. Danach trug sie auch den Titel einer Re­gentin. Seit dem Tod des Königs 2016 ist sie nur noch die Königinmutter. Bis heute ist ihr Geburtstag auch Muttertag in Thailand. Neuer Monarch ist ihr einziger Sohn Maha Vajiralongkorn, der selbst gerade 70 Jahre alt geworden ist.

Den amtierenden König, der es mit teils gewagten Outfits selbst in die Klatschblätter schaffte, hat sie einst als „Don Juan“ bezeichnet. Obwohl Kritik an der Königsfamilie streng verboten ist, wandte sich vor zwei Jahren eine Demokratiebewegung gegen politische Einflussnahme des Königshauses. In Thailand werden die Monarchen wie Halbgötter verehrt, ob­wohl sie nur repräsentieren sollen. Laut dem Autor Paul Hadley beschränkte sich auch Sirikit nicht immer auf eine Zuschauerrolle. Im Land wird aber lieber über ihre wohltätige Arbeit gesprochen. Einen 2012 erlittenen Schlaganfall hat sie überwunden, über ihren Gesundheitszustand ist sonst wenig bekannt.