Fürstliche Orangerien :
Die Früchte der Verheißung

Von Volker Mehnert
Lesezeit: 9 Min.
Domestizierte Natur: Barockgarten und Orangerie von Großsedlitz bei Dresden.
In den goldenen Gärten der Pomeranzen, Pampelmusen und Bergamotten: Die fürstlichen Orangerien in Thüringen und Sachsen feiern eine glanzvolle Renaissance.

Achthundert Zitrusbäume in Weimar, zwölfhundert Pomeranzen in Dresden, siebenhundert Ananasstauden in Gotha: das 18. Jahrhundert war in Mitteldeutschland eine extravagante Ära der Pflanzenzucht, denn unfassbare Mengen von exotischen Gewächsen schmückten damals die aristokratischen Parks und Gärten im Sommer, während eigens errichtete Orangerien mit raffinierter Beheizungs- und Belüftungstechnik sowie südseitigen Fensterfronten für ausgewogene Temperierung und damit für das Überleben der Kostbarkeiten im nordischen Winter sorgten. Im Mittelpunkt der Pflanzeneuphorie standen die Zitrusfrüchte, vor allem Zitronen, Orangen und Pomeranzen, Bergamotten, Pampelmusen und Adamsäpfel. Deren besondere Verehrung beruhte auf ihrem immergrünen Laub, dem simultanen Blühen und Fruchten sowie auf der Intensität der leuchtenden Farben und betörenden Düfte. Ein besonderer Mythos umgab die Pomeranzen, die Bitterorangen: Sie galten als Ableger jener legendären goldenen Früchte aus den Gärten der Hesperiden, die den Göttern der griechischen Antike angeblich ewige Jugend verliehen hatten. In seinem wegweisenden „Hesperidenwerk“ beschrieb der Botaniker Johann Volkamer 1708 die Gattung Citrus deshalb nicht nur bodenständig als „schönste Zierde des Gartenwesens“, sondern zugleich mythologisch überhöht als „Früchte der Verheißung“.

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