Kritik von Reiseveranstaltern :
Hessen bei Ferienplanung spät dran

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Jugendherberge kennen das Problem: So lange die Ferien nicht feststehen, können Klassenfahrten nicht geplant werden.
Weil in Hessen die Termine der „kleinen Ferien“ vom Schuljahr 2024/25 an noch nicht feststehen, können Reiseunternehmen nicht planen, Tagungshäuser keine Räume vermieten und Schulen keine Klassenfahrten vorbereiten.

Reiseveranstalter und Tagungshäuser kritisieren die Landesregierung dafür, dass sie bei der Ferienplanung in Verzug sei. Dass die sogenannten kleinen Ferien, also die Herbst-, Weihnachts- und Osterferien, vom Schuljahr 2024/25 an noch nicht feststehen, erschwere die Planung von Reisen und Seminaren.

Die Termine der Sommerferien sind zwar schon bis 2030 bekannt; sie werden von der Kultusministerkonferenz länderübergreifend abgestimmt. Alle übrigen Ferien werden jedoch von den einzelnen Bundesländern terminiert. Hessen hinkt hier als einziges Land hinterher. Weil die Ferientermine von den Herbstferien 2024 an noch nicht feststehen, können Reiseveranstalter ihre Jahresprogramme nicht planen, Tagungshäuser ihre Räume nicht vermieten und Schulen keine Klassenfahrten vorbereiten.

Auf das Problem aufmerksam macht das Unternehmen Musica Viva, das Musikkurse in Urlaubsregionen anbietet. „Alle Unternehmen, die die Schulferien in ihre Planung einfließen lassen wollen, sind davon betroffen“, sagt Firmengründer Fabian Payr. Beispielsweise könnten Tagungshäuser noch keine Termine vergeben, weil die Ferien noch nicht feststehen. „Auch, wenn wir Dozenten verpflichten wollen, müssen wir wissen, wann die Herbstferien sind“, sagt Payr.

Andere Länder haben Planung längst abgeschlossen

Hessen sei das einzige Bundesland, dass mit der Planung zurückhänge: „Alle anderen Länder haben schon längst die Termine veröffentlicht“, erläutert Ariane Egner-Payr. Ihr Unternehmen Viva Musica habe die Planung für das kommende Jahr schon abgeschlossen, bekomme aber von bestimmten Hotels und auch der hessischen Landesmusikakademie keine Bestätigung der Buchungen, weil sie noch auf die Terminierung der Herbstferien 2024 warten. „Alle, die langfristig planen wollen, sind in der Schwebe. Das bereitet Reiseunternehmen, die das ganze Jahr 2024 durchplanen müssen, ein großes Problem“, sagt Egner-Payr.

Die Landesmusikakademie in Schlitz bestätigt, dass ihre Räume im Herbst 2024 erst gebucht werden können, wenn die Ferientermine feststehen. In den Herbstferien beherbergt die Akademie im Schloss Hallenburg in Schlitz nämlich stets die Landesjugendensembles mit ihren Schülern. „Wir können unser Programm im Herbst noch nicht festlegen, weil wir diese Termine freihalten müssen“, sagt die geschäftsführende Direktorin Mareike Wütscher. Erste Gruppen seien bereits auf andere Räumlichkeiten ausgewichen, weil sie Planungssicherheit brauchten. „Es gibt die Gefahr, dass Kunden wegbleiben“, meint Wütscher.

Klassenfahrten können nicht gebucht werden

Auch dem Jugendherbergswerk ist das Problem bekannt. Wie der Sprecher erläutert, planen viele Schulen ihre Klassenfahrten frühzeitig und reservieren Zimmer. Viele Schulen legten die Klassenfahrten gerne direkt vor die Herbstferien, weil dann keine Klausuren anstehen. „Weil die Herbstferien 2024 aber noch nicht feststehen, können auch noch keine Klassenfahrten gebucht werden“, sagt der Sprecher. Zu einem echten Pro­blem werde das aber erst nach den Sommerferien, wenn die Klassenfahrten für das nächste Jahr vorbereitet werden.

Wie der Sprecher des Kultusministeriums erläutert, wird die Ferienplanung mit verschiedenen Institutionen und Verbänden abgestimmt. Unter anderem müsse der Landeselternbeirat beteiligt werden. Weil dieses „komplexe Beteiligungsverfahren“ noch nicht abgeschlossen sei, stehe der Termin noch nicht fest. Einige Reiseveranstalter und auch Kalenderverlage hätten sich deswegen schon beim Ministerium beschwert.

Hessen will die Termine der kleinen Ferien bis zum Schuljahr 2029/2030 festlegen. Wie das Kultusministerium mitteilt, konnte mit dem Verfahren zur Bestimmung der Oster-, Herbst- und Weihnachtsferien erst nach der länderübergreifenden Festlegung der Sommerferien begonnen werden. Diese Ferientermine sollen voraussichtlich „im Frühsommer 2023“ veröffentlicht werden, heißt es auf der Internetseite des Kultusministeriums. Der Sprecher hofft, dass die Termine in einigen Wochen, wahrscheinlich Ende Mai, feststehen werden – spätestens aber bis zu den Sommerferien. Dann werde der Termin im hessischen Staatsanzeiger veröffentlicht.

Bei der Länge der Ferien will Hessen zur alten Regelung zurückkehren. Die Herbst- und Osterferien sollen also jeweils wieder zwei Wochen dauern. In den Schuljahren 2022/2023 und 2023/2024 wurden die Herbstferien nur einwöchig festgesetzt, weil die Sommerferien spät terminiert wurden. So sollte vermieden werden, dass im Oktober zwei Wochen Ferien sind, wenn die Schule gerade erst im September wieder begonnen hat. Die Osterferien wurden für diese Schuljahre auf drei Wochen verlängert.