Ups, wie ungeschickt

Von ANDREAS FREY (Text)
und JENS GYARMARTY (Fotos)

1. Juli 2022 · Grenzgänger zwischen Ordnung und Chaos: Warum manche Menschen sehr verpeilt sind.

Der Deal war gerade abgeschlossen, als Steve Wynn in seinem Hotel in Las Vegas Freunde empfing. Der amerikanische Casino-Magnat brüstete sich mit dem Verkauf des wichtigsten Gemäldes seiner Kunstsammlung. Für 139 Millionen Dollar sollte Picassos „Le Rêve“ den Besitzer wechseln, damit wäre es damals das teuerste Kunstwerk gewesen. Seine Gäste wollten das Gemälde noch einmal sehen, also bat er sie ins Arbeitszimmer. Dort hing „Le Rêve“ an der Wand, jenes erotische Oberkörperporträt von Marie-Thérèse Walter, der 22-jährigen Geliebten des 50-jährigen Malers. Wynn stellte sich mit dem Rücken zum Ölgemälde und begann, über Picassos Herkunft zu referieren. Er litt unter einer Augenkrankheit, die ihm das periphere Sehen erschwerte, was ihn aber nicht davon abhielt, mit den Armen zu fuchteln. Während er also sprach, wich Wynn ein, zwei Schritte zurück – und rammte beim Gestikulieren seinen Ellenbogen in das Bild. Als er sich umdrehte, habe ein fünf Zentimeter langer Riss im linken Unterarm der Geliebten geklafft, berichtete das Magazin The New Yorker im Oktober 2006 unter dem vielsagenden Titel „The $40-Million Elbow“. Ein Kunstrestaurator wurde beauftragt, Wynn sagte den Verkauf auf Drängen seiner Frau dennoch ab, der Deal war vorerst geplatzt. 

Zum Jubiläum:
7 Monate für nur 5 € pro Monat testen

Zum Jubiläum:
7 Monate für nur
5 € pro Monat testen

  • Mit einem Klick online kündbar