Holger Glandorf: »Sport ist sehr schnelllebig«

Die SG Flensburg-Handewitt hat eine Saison hinter sich gebracht, in der die sportlichen Ziele nicht erreicht wurden. Infolgedessen war gerade außerhalb des Spielfeldes viel Alarm in Flensburg. SG-Geschäftsführer Holger Glandorf hat Flensborg Avis zum Saisonausklang Rede und Antwort gestanden.

Im ersten Jahr als Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt musste Holger Glandorf gleich durchs Feuer gehen.
Im ersten Jahr als Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt musste Holger Glandorf gleich durchs Feuer gehen. Foto: Tim Riediger
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tirsdag d. 13. juni 2023 kl. 8.48

Flensburg. Das erste Jahr als Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt hat sich Holger Glandorf ganz sicher anders vorgestellt. Die gesteckten sportlichen Ziele wurden verpasst und haben markante personelle Veränderungen nach sich gezogen. Gerade im letzten Drittel der Spielzeit war der erfolgreichste Feldtorschütze der Handball-Bundesliga in seiner neuen Rolle dauernd gefordert. Zeit, um über eine Einordnung der Saison, Hochs und Tiefs, Wirtschaftlichkeit und auch die Perspektiven  in der neuen personellen Besetzung der sportlich entscheidenden Positionen zu sprechen. Für Flensborg Avis hat sich der SG-Geschäftsführer einen Tag nach dem letzten Saisonspiel Zeit genommen und Rede und Antwort gestanden.

Flensborg Avis: Wie ist die Saison rein sportlich einzuordnen?

Holger Glandorf: »Wir hatten viele Wellenbewegungen in unserer Leistung. Positiv war das Erreichen des Final4 im DHB-Pokal nach einigen Jahren und unsere Heimstärke in der Campushalle. Dem gegenüber steht aber auch eine gewisse Auswärtsschwäche und das Verpassen des Final4 in der European League in Flensburg, sowie der verlorene Kampf um die Champions League Plätze.«

Gab es für Sie persönlich Highlights in dieser Saison?

Holger Glandorf: »Der hohe Derbysieg im Dezember gegen den THW Kiel zu Hause und die Teilnahme am Final4 des DHB-Pokals gehören definitiv dazu. Zudem war auch das Final4 in der European League, das wir ausgerichtet haben, ein Highlight, wo wir uns als Ausrichter gut präsentiert haben. Natürlich wären wir gerne dabei gewesen, aber als SG und Region haben wir uns gut präsentiert.«

Bei Sonnenschein ist auch die Schattenseite nicht weit. Was war die Schattenseite?

Holger Glandorf: »Klar, dass wir die Qualifikation für das Final4 in der European League in heimischer Halle nicht geschafft haben.«

Als Geschäftsführer im ersten Jahr standen viele große und schwierige Entscheidungen an, gerade in personeller Hinsicht. Welche Bedeutung haben diese Entscheidungen für die SG?

Holger Glandorf: »Insgesamt kann man sagen, habe ich mir das sicher auch anders vorgestellt. Sport ist sehr schnelllebig und wir wollen auch, dass wieder Ruhe einkehrt. Die getroffenen Entscheidungen sollen dazu beitragen, dass wir auch wieder erfolgreich sind. Sicherlich habe ich in diesem einen Jahr so viel Erfahrungen gesammelt wie andere in zig Jahren.«

Gibt es Bedenken, dass das Attribut der »SG-Familie« durch das ganze Getöse gelitten hat, das es mit den personellen Wechseln gab?

Holger Glandorf: »Bestimmt. Man kann absolut nachvollziehen, dass einige das hinterfragen. Das ist sicherlich auch eine Sache, die wir in der Nachschau bewerten und wo wir uns verbessern müssen.«


Nach wie vor ist Holger Glandorf zufrieden mit der Durchführung des Final4 in der European League in Flensburg. Einzig die SG fehlte. - Foto: Sebastian Iwersen

Ist die SG Flensburg-Handewitt gut durch die wirtschaftliche Herausforderung der Ausrichtung des Final4 in der European League gekommen?

Holger Glandorf: »Wir sind da noch in der Aufarbeitung, es sieht aber nicht so aus, dass wir die befürchtete Klatsche bekommen. Das war einfach ein Projekt, das ordentlich gelaufen ist. Eigentlich fehlten nur wir.«

Wenn es nicht zuvor eine Einigung gibt, werden in der kommenden Saison zwei Trainer auf der Gehaltsliste stehen, wovon nur einer aktiv sein wird. Wie sehr belastet das die SG insgesamt?

Holger Glandorf: »Natürlich ist es Mehraufwand. Das muss man, wenn man eine solche Entscheidung trifft, sicherlich auchin Kauf nehmen. Wir werden das aber in jedem Fall hinbekommen und managen.«

Gibt es bei der Suche nach einem Sponsor für die Namensrechte der Halle neue Entwicklungen?

Holger Glandorf: »Aktuell nicht. Wir sind in Gesprächen mit verschiedenen Partnern und ich hoffe, dass wir demnächst einen präsentieren können. Ein Zeitfenster festzulegen, ist aber schwierig.«

Was versprechen sie sich vom Duo Nicolej Krickau und Ljubomir Vranjes?

Holger Glandorf: »Wir versprechen uns einen großen Mehrwert für unseren Verein. Ich glaube, wenn die beiden mit dem gesamten Trainerteam gut zusammenarbeiten werden, dass das eine sehr erfolgreiche Zeit für den Klub werden kann. Beide haben so viel Handballverstand, dass das die SG nach vorne bringen wird.«

Wie sehr sehnen Sie sich nach ein paar freien Tagen?

Holger Glandorf:  »Ich hoffe, dass ich im Juli ein wenig frei machen kann. Ich muss mich da nach den Schulferien richten, auch wenn wir dann natürlich auch in die Vorbereitung starten. Terminlich nicht ganz einfach.« 

Vielen Dank für die Zeit und das Gespräch!


Zu Saisonbeginn hatte Holger Glandorf als frischgebackener alleiniger Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt noch gut Lachen. Optimismus versprüht Glandorf immer noch, aber die ereignisreiche Saison ist auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen. - Foto: Sebastian Iwersen